Verrückte Hühner, stolze Mütter

Frauen zwischen verrucht und verpeilt: Beim zweiten Kleinkunst-Abend in Mehmet Fistiks Art Bistro lieferte Anne Fink ein souveränes Solo mit Texten und Liedern von Kurt Tucholsky, Georg Kreisler, Hildegard Knef - und von Anne Fink.

Stadtkyll. (fpl) Intensivkunst auf engstem Raum: Wer seinem Publikum so nahe kommt wie die Künstler, die in Mehmet Fistiks "Art Bistro" auftreten, der braucht erstens Mut und sollte zweitens ein paar Dinge beherrschen - jeder Wackler, jede Schwäche fällt hier sofort auf.

Um Anne Fink, Sängerin, Schauspielerin und Sprecherin aus Köln, muss man sich aber keine Sorgen machen. "Alles von vorn oder Fink und die Frauen" heißt ihr Soloprogramm, mit dem sie in Stadtkyll gastiert - und darin macht sie, was ihr (und vor allem dem Publikum) gefällt. Und das macht sie großartig: Das "Pippi-Langstrumpf"-Lied bringt sie als Zopfgöre genauso stimmig wie den gelungenen Zusammenschnitt von Kurt Tucholskis "feiler Dirne" (eigentlich auf die "bürgerliche Presse" gemünzt) und Georg Kreislers "Der zweitälteste Frauenberuf".

Kreisler - "Geh mer Tauben vergiften im Park"- kommt später noch mal dran: mit dem Lied vom Sex als wunderbarer Angewohnheit ("Sex is a wonderful habit"). Auch schön: "Ich war nie in Las Vegas", Hildegard Knefs Liebeserklärung an Berlin. Die Liebe zu einer Stadt, sagt Fink, das sei ja verständlich. "Aber einen Menschen zu lieben - eijeijei..."

Schon sind wir in der zwischenmenschlichen Gefahrenzone. Und wenn es dann doch ein Happy End gibt, dann ist da ja immer noch die erste große Liebe eines Mannes: Mama! "Mein Sohn ist ein ganz Feiner", singt Anne Fink, und da lachen vor allem die Mütter im Saal. Viel gelacht wird auch bei der exaltierten "Tratschtussi" - einer Nummer, die die Künstlerin selbst geschrieben hat. Am Ende ist da nur noch Gegacker, das durchgeknallte Huhn kommt durch. Und so geht es weiter zwischen Komik, Melancholie und Verzweiflung, alles vollendet dargereicht: ein zeitlich perfekt platziertes Ausweichprogramm zum aktuellen Humbatäterää. Großer Applaus, Zugabe, Schluss. Schön, dass man dafür nicht nach Las Vegas muss.

Im Art Bistro und der angeschlossenen Tennishalle geht es zunächst karnevalistisch weiter: mit der Kappensitzung am Samstag, 14. Februar, 20.11 Uhr. Am Sonntag, 15. Februar, 15.11 Uhr, ist Kinderkarneval, am Donnerstag, 19. Februar, 14 Uhr, die Möhnensitzung. Hausherr Mehmet Fistik spielt wieder am Samstag, 21. März, 20.30 Uhr.

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