Versöhnung nach Nattenheim

Harte Fakten, klare Worte und eine Entschuldigung: Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz haben Vertreter der Airbase Spangdahlem, des Eifelkreises Bitburg-Prüm und der Verbandsgemeinde Bitburg Land die Scheinangriffe auf Nattenheim abschließend analysiert.

Bitburg. Landrat Roger Graef, Bürgermeister Jürgen Backes und Kommodore Lee T. Wight haben am Freitagnachmittag einen gemeinsamen Schlussstrich unter die "Affäre Nattenheim" gezogen. Das Ergebnis unter diesem Strich ist zwar eine Versöhnung. Dennoch wurden zuvor sehr klare Worte gesprochen. Roger Graef, Landrat des Eifelkreises Bitburg-Prüm, fasste die Fakten des Vorfalls nochmals zusammen. Er unterteilte sie in zwei Komplexe: erstens "das Fehlverhalten des Piloten", zweitens die "nicht optimale Kommunikation und den damit verbundenen Vertrauensverlust".

Fakt sei, dass ein Kampfjet Scheinangriffe auf Nattenheim geflogen ist, und zwar in zu geringer Höhe, und dass solche Scheinangriffe über Dörfern generell verboten sind. Graefs Recherchen bei Luftwaffenamt und Air Force hatten ergeben, dass der Transponder der F-16 ebenso wenig aktiviert war wie das in der Flugzeugkanzel befestigte Videogerät. Der Kommodore räumte ein, dass dies die Vermutung zulasse, der Pilot habe beides ausgeschaltet. Dieser Pilot wurde laut Kommodore inzwischen suspendiert. Ihn erwartet nun ein Disziplinarverfahren.

Kommodore Lee T. Wight entschuldigte sich, nachdem Graef seine Rede beendet hatte, in aller Form für das Fehlverhalten seines Piloten. Er bedaure den Vorfall zutiefst, auch wegen der Sorgen, die er den Nattenheimer Bürgern bereitet habe. "Weder ich noch meine Kommandeure werden ein Nichtbefolgen von festgelegten Vorgehensweisen dulden, und wir werden das Personal für jegliche Verstöße zur Verantwortung ziehen." Er entschuldigte sich ebenfalls für die falschen Informationen, die in Pressemitteilungen an die Öffentlichkeit weitergegeben worden waren - es war darin zunächst von zwei Flugzeugen die Rede, die im Rahmen genehmigter Flüge in erlaubter Flughöhe Luftangriffe trainiert hätten. Man habe sich mangels anderer Daten auf die Aussagen des Piloten verlassen, sagte Wight. "Wir schätzen unsere langjährige Partnerschaft in der Eifel und werden unser Bestes tun, um sicherzustellen, dass ein weiterer Vorfall dieser Art in Zukunft nicht mehr vorkommen wird."

"Völlig unbestritten ist, dass dieser Vorfall zu einem Vertrauensverlust geführt hat", resümierte Landrat Roger Graef. Er habe aber in vielen Gesprächen, die er deswegen mit Oberst Wight und auch mit Philip Breedlove, einem Generalleutnant der 3. US Air Force, geführt habe, den Eindruck gewonnen, dass die amerikanische Seite den Vorfall sehr ernst nehme. Er werte dies als Zeichen der Bemühungen um einen verlässlichen und offenen Umgang miteinander. Auch Bürgermeister Jürgen Backes nahm die Entschuldigung des Kommodore an. Als positives Ergebnis der "Affäre Nattenheim" wertete sowohl die deutsche als auch die amerikanische Seite, dass sich der Kommunikationsfluss zwischen Airbase, Landrat Graef und Bürgermeister Backes verbessert habe.

Meinung

Ehrlichkeit ist eine gute Basis

So deutliche Worte wie bei dieser Pressekonferenz gibt es nur selten zu hören. Worte eines Landrats, die klar und nüchtern eine ganze Reihe von Verfehlungen der in Spangdahlem stationierten Amerikaner aneinanderreihen. Ohne Vorwurf in der Stimme und doch bestimmt. Und Worte der Entschuldigung. Ohne Ausflüchte. Ohne Beschönigungen. Es ist kaum möglich, sich weitreichender zu entschuldigen, als der Kommodore der Airbase dies am Freitag in Bitburg getan hat. Er hat alle zuvor aufgezählten Fehler und Gesetzesverstöße eingestanden und dafür bei allen Beteiligten um Verzeihung gebeten. Beide Seiten haben sich richtig verhalten. Denn sie waren ehrlich. Dies ist wichtig in einer Freundschaft, auch in der zwischen zwei Nationen, und daher wichtig für die Zukunft. k.hammermann@volksfreund.de

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