Vertrauen schenken, Räume schaffen

Prüm · Er wohnt seit einem halben Jahr in der Abteistadt, seit Beginn des Schuljahrs ist er Direktor des Regino-Gymnasiums: Albrecht Petri. Im Gespräch mit dem TV erzählt er, wie er seinen Posten versteht und was er in Prüm vorhat.

 Fliege, Schlips und Sheriffstern: Schulleiter Albrecht Petri (rechts) mit seinem Stellvertreter Stephan Welker vor einem Plakat der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, das im Büro des Chefs hängt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Fliege, Schlips und Sheriffstern: Schulleiter Albrecht Petri (rechts) mit seinem Stellvertreter Stephan Welker vor einem Plakat der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, das im Büro des Chefs hängt. TV-Foto: Fritz-Peter Linden

Prüm. Chef ist Chef: "Es gibt keine flachen Hierarchien, da bin ich kein Freund von", sagt Albrecht Petri, der neue Direktor des Regino-Gymnasiums Prüm und Nachfolger von Peter Pelz. Trotzdem will er nicht allein aufs Foto für den Artikel im Volksfreund: Nein, Stephan Welker müsse mit aufs Bild. Denn ohne die Unterstützung seines Stellvertreters in den vergangenen Monaten "wäre ich hier richtig baden gegangen". Vier Wochen lang haben sich die beiden während der Sommerferien täglich getroffen. "Eine Zeit, die sich wirklich gelohnt hat", sagt Petri.
Kompetenz bündeln


Stetiger Austausch auf Augenhöhe: So hält er es auch mit dem gesamten Führungsteam, dem sechs weitere Kollegen mit unterschiedlichen Zuständigkeiten angehören. Außerdem will Petri, trotz seiner Chefrolle, damit zeigen, dass "nicht einer allein seligmachend" sei, sondern es darauf ankomme, Verantwortung und Kompetenz zu bündeln und zu delegieren. "Und indem ich das tue, zeige ich mein Vertrauen, das ich in die Kollegen stecke. Das Team stimmt", sagt Petri. "Und das sind Voraussetzungen, die wirklich erfreulich sind."
Sein neuer Job falle ihm umso leichter, da er die Schule und viele ihrer 76 Pädagogen seit Jahren kennt - eine Reihe von ihnen hat er als Fachleiter (siehe Extra) selbst ausgebildet. Und mit anderen Prümer Kollegen zusammen hat er Referendare an der Schule auf den Beruf vorbereitet.
Und das an einem Ort, der durch seine Vergangenheit und Architektur eine große Aura ausstrahle - auch deswegen sei er als Ausbilder immer gern nach Prüm gekommen und freue sich nun sehr auf die Arbeit am Regino und mit den rund 960 Schülern. Fragt man ihn nach seinen Zielen, dann ist ihm ein Begriff besonders wichtig: Es gehe darum, an der Schule "einen Raum zu schaffen", in dem die Kinder und Jugendlichen Sicherheit und Gemeinschaft finden, in dem sie "nachdenken, lernen und reifen sollen. Und dann irgendwann das Institut verlassen - als mündige Bürger". Ein Motto dabei, das er aus der Lehrer-Ausbildung beibehalten hat: "Wer Angst hat, bringt keine Leistung."
Zugleich will er mit Schülern, Eltern und Kollegen gemeinsam an weiteren Ideen für die Einrichtung arbeiten. Das gehe nicht in einem Jahr, "das dauert", sagt Albrecht Petri. "Aber dann kommen belastbare Modelle heraus. Und das ist auch die Tradition von Peter Pelz." Das alles stellt Petri in einen größeren Zusammenhang: "Prüm liegt zentral in Europa. Und das ist für mich ein wichtiger Begriff."
Deshalb soll der europäische Gedanke auch seine Dienstzeit als Schulleiter in der Abteistadt prägen, auf drei Ebenen: "Europa als Traditionsraum, als Raum, in dem wir leben und arbeiten" sowie als ein Projekt für die Zukunft. Ein bereits unter Peter Pelz entstandenes Modell, das diesen Gedanken in die Schulwirklichkeit übertrug: Die Koppelung von Französisch und Englisch als Start-Fremdsprachen am Gymnasium - die Prümer Variante zum Einstieg mit Englisch und Latein.
Ein anderes seiner Ziele liegt ganz in der Nähe: "Der Schwarze Mann ist mein bester Freund", sagt der 50-Jährige und lacht. Denn seit seinem Umzug im März habe er die Zeit genutzt, "nicht nur die Schule kennenzulernen", sondern auch die Umgebung, die er am liebsten per Fahrrad erkunde.
Gute Gespräche


Und natürlich die Stadt. Was ihn besonders freut: Die vertrauensvolle Zusammenarbeit, Offenheit und Durchlässigkeit, die hier herrsche. Das erfahre er in Gesprächen mit den Bürgermeistern Mathilde Weinandy (Stadt) und Aloysius Söhngen (Verbandsgemeinde), aber auch in der Zusammenarbeit mit den Kollegen aus den anderen Schulen: "Die Prümer Schullandschaft ermöglicht Kooperationen, die es woanders nicht gibt", sagt der neue Regino-Chef. Und das sei ein weiteres, wesentliches Argument für seine Entscheidung gewesen, sich um den Posten zu bewerben.Extra

Geboren wurde Albrecht Petri am 4. Juni 1964 in Rheinhessen, "der Toskana Deutschlands", wie er die Region nennt. Abitur 1983 in Oppenheim, Studium in Mainz, München und wiederum Mainz (Latein, Geschichte, Philosophie), Referendariat in Trier. Anschließend arbeitete er zehn Jahre lang in Aachen, danach weitere zehn Jahre in der Lehrerausbildung als Fachleiter für Pädagogik und allgemeine Didaktik, zuerst am Studienseminar in Trier und in den vergangenen vier Jahren als Leiter der Außenstelle Daun. Albrecht Petri ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter. Er spielt Klavier "für den Hausgebrauch", liest viel (aktuell die Goethe-Biografie von Rüdiger Safranski) und reist gern. fpl

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