Verzeihen und danken

SPEICHER. (lyv) Seit 65 Jahren sind sie verheiratet: Hans Renner und seine Frau Maria, geborene Schon, aus Speicher feiern heute ihre Eiserne Hochzeit. In der heutigen Zeit ein leider seltenes Jubiläum, finden die Eheleute.

Angefangen hat alles bei einem Eifelvereinsabend 1938 in Speicher: Dort lernten sich der Koblenzer Hans Renner und Maria Schon kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick: Noch an Weihnachten des gleichen Jahres feierten die beiden ihre Verlobung. Auf einen Hochzeitstag hatten sie sich auch schnell geeinigt: der Michaelistag im folgenden Jahr. Und dabei blieb es. So gaben sich Hans und Maria Renner trotz Kriegsbeginns am 29. September das Ja-Wort.Bombenangriff, Kriegswirren und ein Orden vom Papst

Bis die Nazis den Jungmännerverband der Diözese Trier verboten, hat Renner dort gearbeitet. Anschließend bot ihm der Speicherer Fabrikant Jakob Plein eine Bürostelle in seinem Betrieb an, die der Jubilar am 1. Januar 1938 antrat. 40 Jahre führte er fortan dort die Geschäfte. Das Elternhaus Maria Renners in der Jakobstraße war der erste Wohnsitz der Eheleute, bis sie 1949 ihr neues Haus im Staudengraben bezogen. Als Damenschneider-Meisterin bildete die Jubilarin zunächst Lehrlinge aus. Kriegswirren und der Bombenangriff auf Speicher, bei dem die Jubilarin schwer verwundet wurde, sowie die Kindererziehung ließen aber schließlich keinen Raum mehr für ihren Beruf. Im Juli 1941 zog der Ehemann in den Krieg und kam erst vier Jahre später wieder nach Hause. Aus dieser Zeit haben die Renners viel zu erzählen. Der Jubilar gibt auch heute noch zwei bis dreimal im Jahr seine Kriegserfahrungen an Studenten weiter. Auf der Katholischen Akademie in Trier steht er ihnen als Zeitzeuge Rede und Antwort. Im April diesen Jahres wurde er mit dem päpstlichen Orden "Pro Ecclesia et Pontifice" für sein mutiges Engagement gegen die Nazis geehrt (der TV berichtete). Als Ehrenvorsitzender der CDU der Verbandsgemeinde Speicher nimmt er gerne an deren Sitzungen teil und "manchmal hört man noch auf den Alten", sagt Renner schmunzelnd. "Wenn er dann gar nichts mehr zu tun hat, widmet er sich der Gartenarbeit oder den acht Rothirschen und 31 Dammhirschen, die in einer Umzäunung hinter dem Haus ihr Revier haben", sagt seine Frau Maria, die mit 94 Jahren zwei Jahre älter ist als ihr Mann. Ihr Gesundheits-Tipp: "Nicht rauchen, Alkohol nur in Maßen trinken und eine feste Glaubensüberzeugung in allen Schicksalslagen beibehalten." Und auch für die lange Ehe hat Maria Renner ein Rezept: "65 Jahre Liebe, Treue und Verständnis - auch wenn man sich manchmal nicht versteht. Und 65 Jahre verzeihen und danken."

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