Viel Grün und Blau macht Jecken schlau

Ruhiger Karnevalsauftakt: Während der tollen Tage mischt sich die Polizei Daun gut sichtbar unter die Narren im Kreis. Ihr Ziel: die Jecken davon abhalten, betrunken Auto zu fahren oder zu randalieren und die Veranstalter dazu bringen, auf den Jugendschutz zu achten. Zum Start hat das schon einmal gut geklappt.

Daun/Gerolstein/Hillesheim/Kelberg. Weiberdonnerstag, 14 Uhr: Nachdem die Möhnen und Jecken die Rathäuser gestürmt haben und sich nicht zuletzt wegen der Kälte und des anhaltenden Schneetreibens in viele Kneipen verzogen haben, ruft Dauns Polizeichef Heinz-Peter Thiel seine Leute zu einer Einsatzbesprechung zusammen. Er sagt: "Kollegen, wir werden auf unser bewährtes Konzept setzen und während der tollen Tage in allen Karnevalshochburgen im Kreis starke Präsenz zeigen und Kontakt zu den Narren und Veranstaltern aufnehmen, damit alle auch wieder gut nach Hause kommen."

Wenig später schwärmen 20 Polizisten in zehn Streifenwagen in die vier Verbandsgemeinden Daun, Gerolstein, Hillesheim und Kelberg aus. Doch am frühen Nachmittag treffen sie nur vereinzelt auf Jecken. So sagt Polizeioberkommissar Norbert Leinung, der mit seinem Kollegen Gerd Junk im Kelberger Raum unterwegs ist: "Das Wetter spielt uns in die Hände." Er wird recht behalten.

Polizisten ernten Blicke und Helau-Rufe



Nur in Kelberg ist schon was los: Die Narren ziehen mit Fanfarenklängen vom Rathaus ins Festzelt in der Ortsmitte, wohin nach und nach die Jecken aus der gesamten Umgebung kommen werden. Diese Gelegenheit nutzen Leinung und Junk. Sie postieren, für jedermann gut sichtbar, ihren silber-blauen Dienstwagen an der Zufahrt zum Festplatz - und ernten aufmerksame Blicke sowie freundliche Helau-Rufe. Leinung sagt: "Das reicht schon. Man hat uns gesehen. Bald wissen alle im Zelt, dass wir da sind."

Später nehmen sie die Gelegenheit wahr, sich unters Volk zu mischen. Und siehe da: Die grüne Uniform ist - trotz der vielen anderen Kostümierungen - immer noch ein Hingucker. Hälse werden gereckt, es wird getuschelt und mehr oder wenig unauffällig in Richtung der beiden Beamten gezeigt. Auch das hat eine gewünschte Wirkung. Spricht man die - dann noch weitgehend nüchternen - Jecken gezielt auf die Präsenz der Polizei an, kommt unisono eine positive Resonanz.

So sagt Nadine Friedrichs (27) aus Uersfeld: "Erst einmal schaut man sich schon um, aber eigentlich finde ich es gut, denn dann wird besser darauf geachtet, dass sich die Kinder nicht besaufen." Ihre Freundin Sandra Mangerichs (26) aus Ulmen fügt hinzu: "... und dass es keine Randale gibt und die Leute später ihr Auto stehen lassen".

Huch, das sind ja echte Polizisten



Auch in Hillesheim ist es nachmittags ruhig und von dem Trubel, der ab 17 Uhr in der Markthalle herrschen wird, noch nichts zu merken. In Nohn hingegen versucht eine Gruppe junger Mädchen, ein Auto anzuhalten und Wegezoll zu ergattern. Im Wagen grinsen die Polizeioberkommissare Johann Strunk und Gerhard Waldorf schon, während die Scheibe herunterkurbelt wird.

Die Mädchen sind überrascht, ist doch schließlich ein normaler grüner Geländewagen. Inzwischen schlägt Strunk allerdings einen ernsten Ton an und erklärt der Gruppe, wie gefährlich das Anhalten von Autos auf den glatten Straßen ist. Anschließend sagen Steffi Merten und Meike Carl, beide aus Nohn, dann aber, dass die Polizisten "eigentlich doch ganz lustig drauf" sind.

Selbst am Abend und in der Nacht kommt es nur vereinzelt zu Vorfällen. Der Gravierendste: Gegen 20 Uhr schlägt ein laut Polizei stark betrunkener 19-Jähriger aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm in Kelberg einem 31-jährigen Security-Mitarbeiter ins Gesicht und tritt ihn, weil er nicht ins Festzelt darf.

Den privaten Sicherheitskräften, die gegen den jungen Mann auch Pfefferspray einsetzen, gelingt es, den 19-Jährigen festzuhalten, bis die Polizei eintrifft. Die erteilt ihm einen Platzverweis. Später am Abend fällt er dann aber noch einmal unangenehm auf: Er randaliert in einer Pension an der Mosel und wird daraufhin in die Ausnüchterungsstelle gesteckt.

Ansonsten hält die Polizei im Laufe des Abends im Festzelt in Kelberg zwei betrunkene 17-Jährige aus der Umgebung fest und lässt sie von ihren Eltern abholen. Doch dabei bleibt es letztlich. So kommt es nicht von ungefähr, dass Polizeihauptkommissar Elmar Blasius sagt: "So einen ruhigen Karnevalsdienst wie heute Nacht hatten wir selten."

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