Viel Lärm um Lärm

Eisenach · Lange war es still um den Eisenacher Steinbruch. Jetzt will die Firma Schnorpfeil dort Baustoffe recyceln. Der Gemeinderat hat dem zugestimmt. Doch im Dorf regt sich Widerstand.

 Wird es hier wieder laut? Die Firma Schnorpfeil plant im Steinbruch in Eisenach, eine Recyclinganlage in Betrieb zu nehmen. TV-Foto: Christian Altmayer

Wird es hier wieder laut? Die Firma Schnorpfeil plant im Steinbruch in Eisenach, eine Recyclinganlage in Betrieb zu nehmen. TV-Foto: Christian Altmayer

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Eisenach Ein Mal in der Woche bebte in Eisenach die Erde. Gläser und Teller zitterten in den Regalen. Und der Staub setzte die Luft dermaßen zu, dass man beinahe täglich die Fenster putzen musste. So erinnert sich Edelhard Hentschel an die Zeit, als im Steinbruch noch gesprengt wurde. "Der Lärm war schrecklich", sagt der Mann, der seit Jahren in der Menninger Straße wohnt, keinen Kilometer vom Steinbruch entfernt. "Das ganze Gelände hier liegt auf einer Felsplatte", sagt er. Durch die Explosionen habe sich der Untergrund verschoben. Die Folge: Risse in den Fassaden. Auch heute könne man sie in seinem Haus noch sehen. Dabei ist es Jahre her, seit im Steinbruch der letzte Sprengsatz geknallt hat. Jetzt ist es dort totenstill bis auf das Pfeifen des Windes. Krähen suchen in der Erde nach Regenwürmern. Mohnblumen recken ihre roten Köpfchen aus dem Sand. Zwischen Erdhügeln stehen Bagger herum wie Museumsstücke - Dreck an den Schaufeln. Doch schon bald könnte es vorbei sein mit der Stille. Die Firma Schnorpfeil, Eigentümer des Steinbruchs, will auf dem Gelände eine Recyclinganlage in Betrieb nehmen. Wer jetzt an Pfandautomaten und Plastikflaschen denkt, liegt falsch. Auf den Maschinen sollen Asphalt, Bordsteine und Beton gebrochen und zersiebt werden. Jetzt befürchten Hentschel und seine Nachbarn, dass es schon wieder losgeht mit dem Krach, dem Staub und den Lastwagen, die die Menninger Straße herunterbrettern. Christoph Schnorpfeil, Geschäftsführer der Trierer Baufirma, will Entwarnung geben: "Die Anlagen werden nur ein paar Tage im Jahr laufen." Und zwar nur dann, wenn bei den Baustellen im Umkreis genügend Schutt angefallen sei. Sonst lohne es sich kaum, die Maschinen anzuwerfen. Anwohner Hentschel ist skeptisch: "Die werden die Anlage doch nicht da hinstellen, wenn sie nur so selten laufen soll." Den Gemeinderat hingegen konnte der Unternehmer überzeugen. In der jüngsten Sitzung regte sich kaum Widerstand gegen die Pläne Schnorpfeils. Das kommt so manchem im Dorf spanisch vor. Schließlich hatte es gegen den Steinbruch seinerzeit massive Proteste gegeben. Sie vermuten jetzt, dass die Politiker sich auf eine Art schmutzigen Deal eingelassen haben. Erst kürzlich hat die Firma Schnorpfeil rund 1000 Euro für die Sanierung des Eisenacher Spielplatzes gespendet - das bestätigte auch Ortsbürgermeister Martin Rau. Hat das Unternehmen sich damit etwa die Stimmen im Rat erkauft? Rau winkt ab: An der Spendenaktion für den Spielplatz hätten sich auch andere Unternehmen beteiligt. "Mit dem Steinbruch hat das gar nichts zu tun." Sei's drum: Der Gemeinderat hat in dieser Sache ohnehin nicht das letzte Wort. Ob die Recyclinganlage tatsächlich in Betrieb geht, entscheiden andere: nämlich die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord, die Kreisverwaltung und die Verbandsgemeinde Südeifel. An die hat Hentschels Nachbar nun einen Beschwerdebrief geschickt. Wenn die Behörden auf ihn hören und die Genehmigung für die Anlage versagen, bleibt es vielleicht doch still am Steinbruch Eisenach. KommentarMeinung

Niemand hat die Absicht, etwas in die Luft zu jagenWenn Eisenacher das Wort "Steinbruch" hören, werden sie hellhörig. Und das ist verständlich. Denn in der Vergangenheit mussten die Anwohner des Geländes sich eine Menge gefallen lassen: Lärm, Staub, LKW-Kolonnen, Risse im Haus. Klar, dass sie da erstmal nicht begeistert sind, dass die Firma Schnorpfeil das Areal wieder nutzen will. Jetzt wäre es die Aufgabe der Gemeinde, den Bürgern die Angst vor der neuen Anlage zu nehmen. Wenn erstmal klar ist, dass sie nur ein paar Mal im Jahr laufen soll, werden sich die Gemüter sicher beruhigen. Dafür müsste der Ortsvorsteher die Bürger nur mal ins Dorfgemeinschaftshaus einladen und sie genau über das Projekt informieren. c.altmayer@volksfreund.de

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