Viel Milch fließt über die Grenze

PRONSFELD. (iz) Lohnende Zusammenarbeit, die ein dickes "Plus" in der Jubiläums-Bilanz bewirkt: Seit Anfang 1979 liefern Luxemburger Bauern über die Genossenschaft Procola ihre Milch nach Deutschland.

Milchannahmestation war Ende der 70er Jahre zunächst die damalige Molkerei Mettendorf. Sie fusionierte 1982 mit der Milch Union Hocheifel (Muh). Seither fahren die Milchtanker die Muh-Zentrale in Pronsfeld an. Und es werden immer mehr Bauern im Großherzogtum, die sich der Muh anschließen, 2004 soll die Zahl um 50 auf etwa 275 Lieferanten steigen. Die Abwanderung der Luxemburger Milchbauern in die Eifel hatte zwei Ursachen: den Milchpreis und die Perspektive. "Damals waren viele Bauern bei Luxlait verunsichert, weil der Vorstand gespalten war, die Opposition hingehalten wurde und keine nach vorn gerichtete Entwicklung zu erkennen war", erzählt Alphons Ferber vom Procola-Vorstand bei einer Pressekonferenz bei der Muh in Pronsfeld. Bei Einführung des Quotenreglements 1984 zeigte sich noch einmal die Macht der Bauernzentrale. Das Reglement war einseitig zum Vorteil der Luxlait zugeschnitten. Daraus entwickelte sich eine regelrechte Prozessflut, die 1987 zur Annullierung des ersten Quotenreglements führte. Die rückwirkende Einführung des zweiten Quotenregelements führte in letzter Instanz zum Prozess vor dem Menschenrechtsgerichtshof in Straßburg. Das Straßburger Urteil, im Sprachgebrauch rasch als Procola-Urteil verankert, hat Geschichte geschrieben, weil es zur Reform der höchsten Luxemburger administrativen Gerichtsbarkeit geführt hat. Auf dem Höhepunkt der BSE-Krise schlug im Winter 2000/2001 der Vorstand der Generalversammlung die Gründung eines Seuchenfonds vor. Seither stellt die Procola von jedem Kilo Milch 0,0125 Euro-Cents zurück, damit sie Mitgliedern, die ihren Milchviehbestand verlieren, Monate lang Milchgeld zahlen können. Die Reform der EU-Agrarpolitik wird diesmal die Milchbauern voll treffen - durch drastisches Absenken der Interventionspreise und erschwerten Zugang zu Intervention. Außerdem werden die Quoten um 1,5 Prozent erhöht - bei gleichzeitig sehr hoher Bewertung des Euro, was den Milchexport erschwert. Gleichwohl sehen Procola und Muh der zukünftigen Entwicklung gelassen entgegen. Beide haben ihre Hausaufgaben erledigt. Alleine aus Luxemburg wurden 2003 77 Millionen Kilo Milch (zum Vergleich: insgesamt hat die Muh 842 Millionen Kilo verarbeitet) angeliefert. Da ist es verständlich, dass die Procola ihre Zukunft bei der Muh sieht: "Jeder Landwirt aus Luxemburg, der zur Muh kommen wollte, wurde auch aufgenommen", sagt Sievers.

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