Viel Mühe für den großen Moment
Zu den beliebten Traditionen in der Eifel gehört das Burg- oder Hüttenbrennen. Doch wie sieht der uralte Brauch in der Wirklichkeit 2008 aus? Rechtzeitig vor dem morgigen Burgsonntag ging der TV dieser Frage nach.
Brandscheid. Am 10. Februar brennen sie wieder, die Burgen auf den Höhenzügen der Eifel. Doch mit Burg ist in diesem Fall kein historisches Bauwerk gemeint, sondern eine Ansammlung von Holz und Stroh. Wenn dieser Haufen in Flammen aufgeht, soll das den Winter verjagen. So weit die Überlieferung.Auch in der Praxis der Gegenwart bedeutet das immer noch vor allem eines: viel Arbeit im Vorfeld. "Schon Ende Oktober haben wir angefangen, Schanzen zu machen", berichteten Sascha (14) und Nico Reusch (15), "Kupp-Herren" (also Chefs) der Brandscheider Burgjungen. Das heißt, zusammen mit neun anderen Jugendlichen aus dem Dorf haben sie mit Erlaubnis des Besitzers einen Fichtenwald durchforstet.Dürre Bäume werden herausgezogen und gestapelt — fertig ist die Schanze. Mit dem Traktor wird das Holz zum Burgplatz gefahren. Das ist oft die höchste Stelle im Dorf, damit das Feuer später möglichst weit zu sehen ist.Am Donnerstag fuhr die Truppe zu einem Heustall, um dort Stroh zu laden. Weitere Strohballen holen die Jungen am heutigen Samstag bei Landwirten im Dorf ab. Ob ausrangierte Weihnachtsbäume oder Heckenschnitt: Die Sammler sind dankbar für alles, was ihre Burg vergrößert. "Damit keiner aus einem anderen Dorf unsere Burg anzünden kann, halten wir die ganze Nacht von Samstag auf Sonntag abwechselnd Wache", erklärt Nico. So viel packen und Wache halten machen hungrig. Doch für Abhilfe ist gesorgt, denn die Jungen gehen von Haus zu Haus und bitten um Eier oder Bargeld. Mit einem Teil dieses Geldes kaufen Mädchen weitere Backzutaten und Getränke. Am Burgsonntag backen die Mädchen zusammen mit einigen Frauen im Brandscheider Gemeindehaus Waffeln oder Kuchen für alle Kinder, die sich dort am Nachmittag treffen. "Wir haben auch schon Mädchen zur Arbeit im Wald mitgenommen, aber das hat denen nicht so gut gefallen", erinnert sich Sascha. Das restliche Geld teilen die Jungen untereinander auf, abgestuft je nach Arbeitseinsätzen.Am Sonntag wird es ernst. Das Zentrum der Burg bildet ein Kreuz aus zwei Baumstämmen, unten von Hecken und Weihnachtsbäumen umgeben. Rundherum werden die großen Baumstämme aufgestellt. Zum Schluss kommt Stroh darauf."Am schönsten ist der Moment, wenn abends das ganze Dorf zusammenkommt und wir die Burg anzünden", schwärmt Nico. Saschas Vater Peter Reusch (52) war früher selbst "Kupp-Herr": "Damals gab es mehr Jungen im Dorf als heute. Es freut mich, dass die heutige Jugend die Tradition fortführt — da hilft man gerne mit."Das Ziel hat sich in all den Jahren nicht verändert. Noch immer soll der Winter ausgetrieben werden — auch wenn es richtig strenge Winter zuletzt gar nicht mehr gab.