Viel Platz zum Schotter machen nötig

IRREL. Das Genehmigungsverfahren für einen Steinbruch in Irrel wird von Anwohnern des Geländes kritisiert. Der Jagdpächter im betroffenen Gebiet erwägt, die Jagd zu kündigen.

Matthias Nosbisch versteht die Welt nicht mehr. Er wollte vor Monaten auf einer Anhöhe nördlich von Irrel Windräder bauen. "Trotz anders lautender Versprechungen wurde das am Ende abgelehnt", sagt Nosbisch. Begründung: Die Windräder seien eine zu starke Beeinträchtigung der Landschaft in einem Gebiet, dass touristisch stark frequentiert sei, sagt Nosbisch. Nun will ein Bitburger Unternehmen nur wenige hundert Meter von den Windkraft-Standorten entfernt große Teile des gleichen Bergs zu Schotter verarbeiten (der TV berichtete). "Wenn schon Windräder nicht in die Landschaft passen, passt ein Steinbruch erst recht nicht in die Landschaft", sagt Nosbisch. Er befürchtet auch Probleme durch Staub und Lärm für die Anwohner in Niederweis. Ein Schicksal, dass laut Nosbisch auch den Hausbesitzern in einem Irreler Neubaugebiet blüht. Hintergrund: Es gibt bereits Verhandlungen über den Kauf von Flächen auf der Niederweiser Flur, die für eine Erweiterung des Steinbruchs vorgesehen sind. In der Projektplanung, die dem TV vorliegt, heißt es dazu, dass an der nördlichen Abbauwand auf einen Wall verzichtet werden kann, "weil hier die Erweiterung in Richtung Niederweis geplant ist". Und auch noch zwei andere Flächen außerhalb des Steinbruchs werden sich mit der Gewinnung des Dolomits verändern. So soll ein Absetzbecken errichtet werden, das 500 Kubikmeter Wasser aufnehmen kann. "Eine Verschmutzung des Bachs mit Feinsediment kann weitgehend reduziert werden, da das Wasser bis zum Bach noch durch (eine) etwa 20 bis 30 Meter breite gehölzbestandene Fläche fließt", heißt es in der Projektplanung. Zudem soll rund einen Kilometer westlich des Steinbruchs ein Zwischenlager errichtet werden, das 8400 Quadratmeter groß ist. Dies soll 15 Jahre lang genutzt werden. Aber noch aus einem anderen Grund hadert Nosbisch mit dem Steinbruch. Der Landwirt ist nämlich auch Vorsteher der Jagdgenossenschaft. Und in dieser Funktion flatterte ihm ein Brief von Jagdpächter Wolfgang Stracke ins Haus. Darin stellt der langjährige Pächter fest, dass der Steinbruch an der Gemarkungsgrenze Niederweis-Irrel den Wert des Jagdreviers Niederweis stark vermindere. "Gerade der geplante Bereich bildet das Herzstück des Jagdreviers auf der Feldseite", schreibt Stracke, der ankündigt, den gerade verlängerten Pachtvertrag nicht zu erfüllen. Immerhin fließen 9000 Euro jährlich in die Kassen der Jagdgenossenschaft. Geld, das nicht allein für den Waldwegebau eingesetzt wird. "Wir unterstützen beispielsweise den Bau eines neuen Gerätehauses der Feuerwehr mit mehreren Tausend Euro", sagt Nosbisch. Die Kreisverwaltung weist unterdessen darauf hin, dass aus landesplanerischer Sicht keine Bedenken gegen die Zulässigkeit des Steinbruchs bestehen, sofern Lärmgutachten und Landespflegerischer Begleitplan dem nicht entgegenstehen. Landespflegerische Bedenken sind nach einer Entscheidung der Oberen Landespflege in Koblenz mehr oder minder zu vernachlässigen, da die Koblenzer eine vom Landespflegegesetz (LPG) geforderte Befreiung erteilt hat. Grundlage der Befreiung: Paragraph 38 LPG, der Befreiungen möglich macht, "wenn überwiegende Gründe des Wohles der Allgemeinheit die Befreiung erfordern".

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