Viele Angebote, bessere Vernetzung nötig

Bitburg · Weniger Kinder, weniger Jugendarbeit? Dass diese Rechnung im Eifelkreis nicht aufgeht, ist das Ergebnis einer Studie. Das Fazit der Mainzer Wissenschaftler: Dezentrale Strukturen, eine bessere Vernetzung und eine Jugendhilfeplanung sind notwendig. Ob dafür jemand bei der Kreisverwaltung eingestellt wird, soll noch beraten werden.

 Angebote wie diese Ferienfreizeit in Prüm nicht in allen Gemeinden. Damit möglichst viele Kinder teilnehmen können, ist eine bessere Vernetzung erforderlich. Das ist das Ergebnis einer Studie. Foto: Archiv/Haus der Jugend Prüm

Angebote wie diese Ferienfreizeit in Prüm nicht in allen Gemeinden. Damit möglichst viele Kinder teilnehmen können, ist eine bessere Vernetzung erforderlich. Das ist das Ergebnis einer Studie. Foto: Archiv/Haus der Jugend Prüm

Bitburg. In der ländlichen Region gibt es für die Jugendarbeit besondere Herausforderungen. Darauf weist der Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, Michael Billen, hin. Kleine Gemeinden, große Fläche, Demografie sind nur einige der Punkte, die im Eifelkreis zu beachten sind.
Und das spiegelt auch der Bericht, den Vera Lanzen und Heinz Müller vom Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz (ism) dem Jugendhilfeausschuss vorgestellt haben, wider. Drei Jahre lang haben sie mit einem Steuerungsteam die Jugendarbeit im Kreis begleitet und beobachtet. "Die Jugendarbeit ist in Deutschland in den Hintergrund gerückt", sagen die beiden.
Es werde viel Wert auf Kindertagesstätten und Kinderschutz gelegt. Aber die Arbeit mit Jugendlichen trete dabei in den Hintergrund. Das bestätigen auch Zahlen aus dem Eifelkreis. Fast zwei Drittel der jährlichen Ausgaben des Jugendamtes fließen in Kindertagesstätten (siehe Extra). Müller und Lanzen gehen beim Eifelkreis Bitburg-Prüm besonders auf die Demografie ein. Dabei nennen sie konkrete Zahlen, die sich auf Erhebungen aus dem Jahr 2009 beziehen. So leben in 47 Prozent der Gemeinden im Eifelkreis weniger als zehn Kinder unter sieben Jahren. Insgesamt waren es 2009 5612 Kinder unter sieben Jahren. Was das bedeute, sei noch nicht ausdiskutiert, sagt Müller.
"Weniger heißt aber nicht billiger", betont er. Um die wenigen Kinder und Jugendlichen zu erreichen, brauche es neue Ideen. Um diese zu entwickeln, haben die Forscher des Mainzer Instituts aber zunächst eine Erhebung gemacht und dafür die Ortsbürgermeister im Kreis befragt. Rund die Hälfte von ihnen hat bei der Befragung mitgemacht. Und dabei haben Lanzen und Müller festgestellt, dass in vielen Gemeinden Jugendräume vorhanden sind. Auch in anderen Bereichen gibt es Angebote. Sport- oder Musikvereine seien Möglichkeiten für junge Leute, Alternativen zum digitalen Raum zu finden. Um hier aber noch mehr Möglichkeiten zu schaffen, empfehlen die Mitarbeiter des Instituts eine bessere Vernetzung zum Beispiel bei Ferienfreizeiten. Diese müssten aufeinander abgestimmt werden. Für die Begleitung des Mainzer Instituts stellt der Kreis jährlich 5000 Euro zur Verfügung.
Was aus den Empfehlungen gemacht wird, soll in den nächsten Ausschusssitzungen beraten werden, sagt Michael Billen. Wichtig sei eine Jugendhilfeplanung. Die könne zumindest teilweise durch das Institut für Sozialpädagogische Forschung wahrgenommen werden. Ob beim Kreis jemand für solche Aufgaben eingestellt werden kann, muss noch beraten werden.Extra

Ausgaben des Jugendamtes im Eifelkreis im Jahr 2012: Gesamt 32 044 734 Euro (nach Angaben des Instituts für Sozialpädagogische Forschung Mainz), davon für Kindertagesstätten 19 611 008 (61,20 Prozent), 10 255 803 Euro für Inobhutnahmen (32 Prozent), Jugendarbeit 63 005 Euro (0,2 Prozent). Im Kreis lebten im Jahr 2012 19 700 Menschen unter 27 Jahren. 4761 waren jünger als sechs Jahre. Eine Befragung hat ergeben, dass es in 43 Prozent der Gemeinden keine Ferienfreizeiten gibt. Kulturelle Angebote wie Musikvereine sind in 70 Prozent der Gemeinden vorhanden. Noch mehr Möglichkeiten gibt es im sportlichen Bereich. 79,6 Prozent der Orte haben ein Sportangebot für Kinder und Jugendliche. noj

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