"Viele haben die Nase voll"

BITBURG/PRÜM. Die bundesweit aktive Wahlalternative für Arbeit und soziale Gerechtigkeit (WASG) hat sich ein Standbein im Kreis Bitburg-Prüm geschaffen.

Im Saal des Hotels "Zum Römerwall" herrscht eine familiäre Atmosphäre. Obwohl sich nur wenige Teilnehmer der Versammlung untereinander kennen, kommt schnell so etwas wie Gemeinschaftsgeist auf. Die Verärgerung über die Sozialreformen der Bundesregierung und der Wunsch, etwas dagegen zu unternehmen, eint die Gruppe. Und noch etwas verbindet: Vier der sieben Gäste stammen aus dem Rheinland. Die jeweilige politische Heimat war rot gefärbt: Ehemalige SPD-, DKP- und PDS-Mitglieder prosten sich einträchtig zu.Kritik an der neuen SPD

Ein politisch noch unbeschriebenes Blatt ist Peter Hau, Initiator des Abends. Der 43-jährige Bitburger ist seit August WASG-Mitglied. "Bei den großen Parteien finde ich keine soziale Gerechtigkeit mehr", klagt Hau. "Nach 20 Jahren in der SPD bin ich vor gut zwei Jahren ausgetreten. Die soziale Gerechtigkeit ist der Partei ganz abhanden gekommen", stellt Wilfried Oberhäuser aus Prüm fest. Der Exil-Kölner wünscht sich eine Protest-Initiative, "die mal in Prüm nach draußen geht". Auch Dieter Wermes sucht eine neue politische Heimat. "Es würde schon reichen, wenn es die alte SPD wäre", sagt der Hasborner. Andere stimmen zu. Hilmar Nofftz aus Bitburg war früher ein überzeugter Juso: "Mit 26 habe ich mir geschworen, nie wieder politisch aktiv zu werden. Aber so geht es nicht weiter. Wir müssen etwas tun." Eine Stimmung, die auch Ute Sorembe aus Trier bei Gesprächen mit Bürgern auf der Straße eingefangen hat: "Viele haben die Nase voll von dieser ungerechten Politik." Weil die Wohlstandsgesellschaft auf der Kippe stehe, müsse etwas verändert werden, räumt Bernhard Hilgers ein. Aber das müsse gerecht geschehen. Darauf will der eingetragene Verein WASG hinwirken. "Wenn wir im nächsten Jahr politische Partei sind, wird uns das einen Mitgliederschub geben", hofft Hilgers. Dann sollen Arbeitsgruppen auf Landes- und Bundesebene gegründet werden, die Papiere zu Politikfeldern erarbeiten und auf Versammlungen zur Diskussion stellen. Allen Menschen die Chance zu geben, sich am politischen Willensbildungsprozess zu beteiligen, hat sich die WASG auf die Fahnen geschrieben. "Mit Kommunalpolitik haben wir nichts zu tun", steckt Peter Hau die Grenzen ab. Er lädt alle Interessierten zum Treffen am Donnerstag, 21. Oktober, um 19 Uhr im Bitburger Hotel "Zum Römerwall" ein. Dort soll ein erster Infostand der Wahlalternative in Bitburg vorbereitet werden. Zwei Tage später wählen die Mitglieder auf Landesebene die Vertreter für die Bundesdelegiertenkonferenz des Vereins. Zu einem Fachvortrag lädt die WASG für Dienstag, 5. Oktober, um 19 Uhr ins Gasthaus "Zur Linde" am Bahnhof in Wittlich-Wengerohr ein. Winfried Groß von der IG Metall Trier referiert über "Hintergründe und Folgewirkungen von Hartz IV". Kontakt: Peter Hau, Telefon 0170/6022445. Internet: www. wahlalternative-asg.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort