Viele Schienen, wenig Klarheit

Ein neuer Radweg, eine Straße zwischen den Industriegebieten und eine Brücke, die niemand will: Auch nach der endgültigen Entwidmung der alten Bahnstrecken zwischen Wittlich und Wittlich-Wengerohr ist noch unklar, wie und wann die Pläne der Stadt umgesetzt werden.

Wittlich. (kah) Was machen eigentlich… die alten Gleise zwischen Wittlich und Wittlich-Wengerohr? Züge jedenfalls müssen sie schon lange nicht mehr tragen: 1988 rumpelten auf ihnen die letzten Passagiere Richtung Wittlich-Innenstadt, 2001 der letzte Güterzug und seit Juli 2003 haben die Schienen ihre Funktion ganz eingebüßt. Ein kleiner Teil von ihnen musste diesen Sommer dem Kreisel am Missionshaus St. Paul weichen. Die restlichen Schienen sind jedoch noch da, wo sie immer waren. Sie liegen und rosten. Schwelle an Schwelle, vielerorts von Gras überwuchert.Auch, dass die Bahnstrecke nun rechtskräftig entwidmet ist, scheint an dieser Situation so bald nichts zu ändern. Denn, was genau, wann und wie mit der stillgelegten Bahnstrecke geschehen soll, scheint noch niemand so recht zu wissen. Denn die Verhandlungen zwischen Stadt und Bahn laufen noch. Noch gehören die Strecke, die Gleise und die Signalanlagen zwischen Wittlich und Wittlich-Wengerohr der Deutschen Bahn. Die Stadt will sie so bald wie möglich kaufen, um sie zum Rad- oder Wirtschaftsweg umzufunktionieren. "Wir sind bereit, die Strecke abzugeben", sagt Bahnsprecher Hartmut Lange. Preise oder Termine stünden allerdings noch nicht fest. Es könne ein Jahr dauern. Auch, wer die Gleise abbaut, sei noch zu verhandeln. Der Preis für die Strecke richtet sich Lange zufolge nach dem Marktwert des umgebenden Geländes. Neben den Bodenpreisen spielt jedoch auch eine Rolle, wie viel Geld sich für das Altmetall erzielen lässt. Weniger Einigkeit als im Fall der Bahnstrecke herrscht zwischen Stadt und Bahn, wenn es um die ebenfalls stillgelegte Bahnbrücke im Stadtteil Wengerohr geht. Hierzu hat der Stadtrat einen klaren Beschluss gefasst: Die Eisenbahnbrücke über die B 50 wird nicht übernommen. Die Mehrheit der Ratsmitglieder hatte sich gegen eine weitere Verwendung als Fußgänger- oder Fahrradbrücke ausgesprochen: Nach Aussage des Tiefbauamtes wären große Investitionen nötig, um die Schienen zu entfernen, ein Geländer anzubringen, die Strecke zu asphaltieren und an das Verkehrsnetz anzuschließen. Zudem schien es fraglich, ob Fußgänger tatsächlich den Umweg über die Brücke in Kauf nehmen würden. Auch wurde in der Diskussion darauf verwiesen, dass es bereits Radwege beiderseits der Straße gebe. Von der Bahn hingegen heißt es: "Unser Wunsch wäre, dass die Brücke mitverkauft wird." Die Verhandlungen zwischen Bahn und Stadt gestalten sich daher schwierig.

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