Bildende Kunst Lauter schwere Brocken
Lützkampen-Welchenhausen · Ran an die Abbruchkante: Das Bildhauer-Symposium in Welchenhausen ist am Samstag eröffnet worden. Von Montag an darf man vier Wochen lang den neun Künstlern bei ihrer Arbeit zuschauen.
Materialkunde mit Christoph Mancke: Der Bildhauer aus Lünebach und künstlerische Leiter des Symposiums in Welchenhausen (der TV berichtete) erklärt, was es mit diesen mächtigen Sandsteinen auf sich hat, die auf dem Platz an der Ourbrücke am Ortsausgang liegen: „Kulturhistorisch war die Eifel eine Sandsteingegend“, sagt er. Die südliche Eifel zumindest, die Grenze liegt bei Birresborn: Dort beginnen die Vulkaneifel und das Basaltgebiet.
Die letzten Sandsteine aber würden heute nur noch an einer Stelle abgebaut, dem Steinbruch von Gregor Thome oberhalb von Malberg bei Kyllburg. Thome ist auch zur Eröffnung gekommen: Er ist nicht nur Lieferant der Steine, zwei von ihnen hat er auch für das Symposium gestiftet. Der größte, sagt er, wiege 15,5 Tonnen. Das weckt fast schon mitgefühl für Bertrand Ney: Der Luxemburger wird sich diesen Riesenbrocken vornehmen, um daraus seine stehende Figur zu meißeln. Auch der Stahl, den Mancke für seine Skulptur verwenden wird, ist gespendet, von Matthias Görres aus Schönecken. Und die Betonfundamente sowie den Transport der Steine sponsorte die Luxemburger Rinnen Bau.
In Welchenhausen, sagt Landrat Joachim Streit, werde „das künstlerische Schaffen greifbar“. Und finanzierbar: Ohne Sponsoren und Spender – die Bitburger Dr. Hanns-Simon-Stiftung gab allein 150 000 Euro – betont er, wäre das Symposium nicht möglich gewesen. Weder in dieser Größe noch in dieser Klasse und mit Künstlern aus drei Ländern, die alle zu verminderten Honoraren arbeiten. Auch der aktuelle Kaiser-Lothar-Preisträger der Stadt Prüm, Martin Schöneich, ist unter den neun Teilnehmern.
Damit alles seine formale Ordnung hat, überreicht Streit dann den Bewilligungsbescheid an Leonie Simons: Seit dem Wochenende ist sie wieder Vorsitzende des Museumsvereins Welchenhausen, nachdem ihr Vorgänger Christof Thees im Juni, nur 57 Jahre alt, gestorben war.
Streit, Mancke und Leonie Simons erinnern noch einmal an Thees und dessen Verdienste um die Kunst im Ourtal. Und an dessen Wunsch, Europa erlebbar zu machen, gerade in der Grenzregion und nicht zuletzt durch die Kunst: Die neun Werke werden später entlang eines neuen Wanderwegs aufgestellt, der vom Europadenkmal bei Ouren über Welchenhausen nach Stupbach verlaufen wird – und damit auch durch Luxemburg, Deutschland und Belgien.
Apropos Basalt: Genau dort, wo die Künstler arbeiten, ist der Platz mit grauem Split bedeckt. Der dürfte aus der Vulkaneifel stammen. Und wenn hier beim Meißeln und Stemmen die Fetzen fliegen, werden die genau darauf fallen. Auseinandersortieren wird das danach wohl niemand mehr. Christoph Mancke lacht: Das sei doch schön, „da kommt das dann auch zusammen“.
Erfreulich sind an diesem Tag aber nicht nur der Beginn des Symposiums und dessen Unterstützung aus der Politik und von den Spendern: Es ist auch das große Interesse, das zumindest die Eröffnung schon einmal geweckt hat. An die 150 Besucher, auch sie aus allen drei Grenzländern, sind zur Feier gekommen. Sie und, so hoffen die Ausrichter, viele andere können jetzt vier Wochen lang (wieder-) kommen, den Künstlern zuschauen, mit ihnen Gespräche führen und sich nebenbei für die schöne Landschaft begeistern, in der das alles passiert.
Die Entwürfe für die Skulpturen sind in der Wartehalle Welchenhausen zu sehen. Die Bildhauer freuen sich über Besucher, sie sind an den Werktagen (bis Freitag, 9. August) von 9 bis 17 Uhr bei der Arbeit, sofern das Wetter keine allzu wüsten Kapriolen schlägt.