Stadtentwicklung Neue Bedeutung für ein altes Anwesen

Speicher · Ein Bauunternehmen plant in der Speicherer Bahnhofstraße einen Wohnblock für psychisch kranke Menschen zu errichten. Außerdem wollen die Hermeskeiler eine historische Villa renovieren.

 Rechts stapeln sich die Reste der abgerissenen Holzschuppen. Links im Bild ist die Villa zu sehen, deren Renovierung ansteht.

Rechts stapeln sich die Reste der abgerissenen Holzschuppen. Links im Bild ist die Villa zu sehen, deren Renovierung ansteht.

Foto: Agnes Tillman-Steinbuß

Holzschuppen modern vor sich hin. Daneben erhebt sich eine Villa, die einmal prunkvoll ausgesehen haben mag: Das spitze Dach, der wuchtige Torbogen. Doch seit Jahren gibt es niemanden, der sich um das Gebäude kümmert. Und das ist dem Anwesen anzusehen.

So sah das Grundstück in der Speicherer Bahnhofsstraße noch vor wenigen Wochen aus. Lange Zeit war es eines der Sorgenkinder der Stadtverwaltung. Jetzt könnte es mit dem Grundstück rund um die Villa bald aufwärts gehen. Denn nach jahrelangem Leerstand gibt es endlich einen Käufer für die Baulücke unterhalb des ehemaligen Edeka-Marktes: das Unternehmen Max Düpre aus Hermeskeil.

Die Firma will das Gelände so schnell es geht auf Vordermann bringen. Das prunkvolle Anwesen soll renoviert und verkauft werden – vielleicht einmal eine Anwaltskanzlei oder ein Ärztehaus beherbergen. „Wir haben uns sofort in das Gebäude verliebt“, beschreibt Düpre den Moment, als er zum ersten Mal das Treppenhaus des historischen Hauses betrat.

Der Anblick der vermoderten Schuppen hingegen hat bei ihm wohl keine romantischen Gefühle geweckt. Sie sind mittlerweile Geschichte. Doch auch hier ist etwas geplant. Die Firma will auf dem Gelände einen Gebäudeblock hochziehen. Wenn er einmal steht, werden die Barmherzigen Brüder aus Zemmer ihn betreiben und dort „Betreutes Wohnen“ anbieten.

Wer diesen Begriff hört, denkt an Wohnungen für Senioren. Kein Wunder also, dass die Speicherer Bürger den Sozialdemokraten Raimund Biewer schon nach dem Projekt gefragt haben. Die Nachfrage nach Wohneinheiten für ältere Menschen steigt überall im Kreis – werden doch auch die Eifeler immer älter. „Ich habe auch gedacht, dass es darum geht“, gibt das Stadtratsmitglied bei der jüngsten Sitzung in Speicher zu. Bei der Vorstellung des Projektes im Gremium stellt sich aber heraus: Er lag falsch.

Einziehen sollen in die Blocks nämlich nicht Senioren, sondern psychisch kranke Menschen – etwa solche, die sich fürchten vorm Gang in den Supermarkt oder zum Amt. Sie sollen in in der Bahnhofstraße Hilfe bekommen  – zumindest, wenn sie das wünschen. Eine Betreuung rund um die Uhr ist nicht geplant. „Aber das brauchen diese Leute auch nicht“, stellt Bauherr Max Düpre klar.

Zwölf Menschen sollen dort – jeweils alleine – in einem der Appartements leben, „wie in einer ganz normalen Wohnung.“ Die Einheiten sind voneinander abgetrennt, damit „kein Heimcharakter entsteht“, wie Düpre sagt. Nur für den Fall, dass Probleme auftauchten, ist ein Betreuer der Barmherzigen Brüder im Haus. Er unterstützt die Bewohner ein paar Stunden pro Woche bei Behördengängen, organisiert Schulungen und Veranstaltungen auf dem Gelände.

Zum Beispiel Grillfeste. Ein Grillplatz ist im Lageplan für das Grundstück nämlich schon eingezeichnet – im Gegensatz zu einem Zaun. Und Düpre erklärt auf Anfrage der CDU-Politikerin Karin Plein auch warum: „Wir wollen das Gelände nicht umzäunen, alles so offen wie möglich halten.“

Derzeit ist auf dem Gelände noch nichts zu sehen. Doch schon bald werden die Bagger rollen. Der Rohbau soll nach aktuellen Plänen schon im Sommer stehen, die Arbeiten spätestens im Frühjahr 2019 ganz abgeschlossen sein – bei Kosten von 1,5 Millionen Euro. Wann es mit der Villa losgeht, ist noch unklar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort