Volksbank-Schließungen: Traurig, aber verständlich

Bitburg/Prüm/Gerolstein · Die Reaktionen auf die Pläne des Eifeler Geldinstituts sind vielfältig. Für eine Bevölkerungsgruppe tut es allen leid.

 Bald geschlossen: Die Volksbankfiliale in Spangdahlem. TV-Foto: Christian Altmayer

Bald geschlossen: Die Volksbankfiliale in Spangdahlem. TV-Foto: Christian Altmayer

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Bitburg/Prüm/Gerolstein Die einen können es nachvollziehen, die anderen hadern damit und wieder andere finden es traurig: Die Reaktionen auf die Neuausrichtung der Volksbank Eifel in den nächsten drei Jahren (der TV berichtete) fallen unterschiedlich aus. Besonders hart trifft es die Orte Lissendorf, Hallschlag, Preist und Spangdahlem, aus denen die Volksbank bis Ende des Jahres ganz verschwindet. Nicht mal ein Geldautomat wird dort noch zu finden sein - in Preist weder von der Volksbank Eifel noch von der Kreissparkasse. Ortsbürgermeister Edgar Haubrich findet das traurig. "Ich hätte erwartet, dass zumindest eine der Banken einen Automaten bei uns einrichtet", sagt er. Die großen Unternehmen verlangten im ländlichen Raum dieselben Gebühren wie woanders, brächten aber nicht dieselben Leistungen.

Der Lissendorfer Ortsbürgermeister Lothar Schun sieht das ähnlich. "Für unseren Ort ist das traurig, besonders, nachdem uns ja schon die Filiale der Kreissparkasse abhanden gekommen ist", sagt er. Doch so schwer es für den Ort sei, die Entwicklung sei absehbar gewesen. "Womit wollen kleine regionale Banken heute denn noch Geld verdienen? Wenn ich nach Jünkerath schaue und sehe, dass dort die Volksbankfiliale schließen wird, brauche ich für einen kleinen Ort wie Lissendorf nicht mehr zu hoffen, dass wir verschont bleiben." Was Schun aber hofft, ist, dass Kunden, Händler und Gastronomen mehr auf den Einsatz von Bankkarten setzen. Das klappe aber nur, wenn das für die Geschäfte kein Minusgeschäft sei. Das Bezahlen mit Karte müsse für Händler und Kunden günstig sein. Dass man in großen Supermärkten beim Einkauf Geld abheben kann, findet er gut. "Ob sich das auch für kleine Supermärkte lohnt, wäre interessant zu prüfen."

Auch Dirk Weicker, der Ortsbürgermeister von Hallschlag, ist nicht überrascht. "Die Volksbank will ja auch Geld verdienen." Dennoch hält er eine Bank vor Ort für wichtig, insbesondere für ältere Menschen. "Gerade die, die nicht mehr so mobil sind, möchten einen direkten Ansprechpartner und einen Bankautomaten."

Der Birresborner Ortsbürgermeister Gordon Schnieder nimmt die Entwicklung gelassen. Das Angebot in Birresborn sei schon im Frühjahr reduziert worden, seiner Kenntnis nach habe es deswegen keinen Unmut im Dorf gegeben. "Man muss akzeptieren, dass die Volksbank handelt, wenn eine Filiale nicht mehr so stark frequentiert wird." Aber er sei froh, dass sie sich nicht komplett aus Birresborn verabschiede. Einen Automaten wird es dort weiterhin geben - ebenso wie in Biersdorf. Dafür ist auch Ortsbürgermeister Arnold Kootz dankbar. "Für unsere Feriengäste, aber auch für die Einwohner ist das ein Plus, der kurze Weg zur Bargeldbesorgung", sagt er. "Natürlich geht wieder ein Stück Dorfkultur verloren". Aber, so Kootz, der Wandel, das Verhalten der Kundschaft, die digitale Welt und die miserable Situation im Finanzgeschäft: All das werde wohl zur Schließung geführt haben. "Hier hilft kein Jammern. Wenn keine Kundschaft mehr das Haus betritt und die Finanzpolitik die Erträge derart drastisch schrumpfen lässt, ist der Weg vorgegeben."
Vom Kundenmangel kann Harald Cilien ein Liedchen singen. Der Filialleiter der Spangdahlemer Volksbank sagt: "Pro Tag kommen vielleicht noch eine Handvoll." Die Zeiten als in dem Gebäude am Ortseingang noch Betriebsamkeit herrschte, seien lange vorbei. Und Cilien muss es wissen - immerhin arbeitet er hier seit fast 25 Jahren. Das habe alles mit der Digitalisierung zu tun: Die Jugend sei ja fast nur noch im Internet unterwegs.

Auch der Körpericher Ortsbürgermeister Winfried Horn weiß: "Heute läuft vieles bereits über Mail-Verkehr." Die Folge: Die Öffnungszeiten der beiden Banken im Ort liefen schon jetzt auf Sparflamme." Für ihn war die Entwicklung also abzusehen. Sie hätten das auch schon mit Poststellen erlebt. "Das ist dann eben so." Man könne ja trotzdem alles erledigen. Nur für die älteren Bürger findet er es schwierig: "Für die, die nicht so fit sind mit der Technik, wird das natürlich problematischer." Die 79-jährige Maria Gasper aus Preist gehört zu dieser Generation. "Ich habe kein Internet", sagt sie. Noch schaffe sie es, bis Speicher oder Bitburg zu fahren, aber wer wisse, wie lange noch. "Dann wird es richtig schwierig", sagt sie.

Auch Werner Pick, Ortsbürgermeister von Herforst, bedauert die Schließung der Filiale in seinem Dorf: "Für mich ist es ein bisschen unverständlich, dass man das so krass macht", sagt er. "Man hätte ja wenigstens noch stundenweise oder ein oder zwei Tage Service vor Ort anbieten können. Zumindest für die älteren Leute, die noch nicht so gut mit Online klarkommen." Er kann nicht nachvollziehen, dass die Filiale in Herforst geschlossen wird. Sie habe immer als eine der stärksten gegolten. "Das ist natürlich eine Schwächung der Infrastruktur bei uns", sagt Pick. So sieht es auch der Stadtbürgermeister von Kyllburg, Wolfgang Krämer. "Jeder Kunde, der uns fußläufig besucht und hier seine Bankgeschäfte erledigt hat, wird uns fehlen", sagt er, "ich bedaure das extrem." Ihn habe die Nachricht kalt erwischt. "Ich muss das erstmal sacken lassen."

Die Ortsbürgermeister von Orenhofen, Spangdahlem, Zemmer, Dudeldorf, Olzheim und den Gerolsteiner Bürgermeister haben wir bis Redaktionsschluss am Freitag nicht erreicht.Extra: WAS ÄNDERT SICH AN WELCHEN ORTEN?


Aus Lissendorf, Hallschlag, Preist und Spangdahlem verschwindet die Volksbank bis Ende des Jahres ganz. In Olzheim, Orenhofen (2017), Biersdorf, Herforst, Birresborn (2018), Zemmer, Prüm Bahnhofstraße, Jünkerath, Dudeldorf (2019), Körperich, Gerolstein Stadt und Kyllburg (2020) werden Filialen geschlossen, die Geldautomaten bleiben aber bestehen. In Üxheim (2017), Bahnhof Bitburg (2018), Dockweiler, Oberweis, Mettendorf (2019), Badem und Bollendorf (2020) werden Servicepoints eröffnet und in Speicher, Prüm (2018), Gerolstein (2019) und Neuerburg (2020) VR-Eins-Filialen. Das Service-Interaktiv-System Sisy wird außerdem an den Standorten Speicher (2017), Bitburg, Prüm (2018), Gerolstein, Welschbillig, Neuerburg, Hillesheim und Stadtkyll (2020) integriert. Die Jugendbank aus der Bitburger Fußgängerzone zieht in die VR-Eins-Filiale in der Bahnhofstraße.

In eigener Sache: Leider wurden in der Grafik in der gestrigen Ausgabe mehrere Kreuzchen vertauscht. Die Informationen im Text waren die richtigen. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.

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