Politik Volles Haus für einen streitbaren Geist

Bitburg · Er ist wieder da: CDU-Kreisvorsitzender Michael Billen steht nach einer schweren Erkrankung wieder seinen Mann. Das würdigten beim Neujahrsempfang der Partei an die 400 Gäste mit ihrem Kommen – deutlich mehr als sonst.

 In seinem Element: Michael Billen am Rednerpult.

In seinem Element: Michael Billen am Rednerpult.

Foto: TV/Dagmar Schommer

Kommt er? Kommt er nicht? Wie geht es ihm? Kaum eine Frage hat die Gäste beim Neujahrsempfang des CDU-Kreisverbands mehr bewegt als die nach Michael Billen. Der, der sonst steht wie ein Baum, hatte Ende vergangenen Jahres gesundheitlich einen Schlag zu verkraften.

Spekulation ließ der stellvertretende Kreisvorsitzende Michael Ludwig keinen Raum: „Richtig begrüßt werden Sie gleich, von einem, bei dem es mich ganz besonders freut, dass er heute wieder bei uns ist.“ Also hat er es gepackt. Großer Applaus. Im wahrsten Sinne des Wortes groß: Der Saal war mit an die 400 Gästen auffallend gut gefüllt. Bei allem Respekt für den Gastredner und Europapolitiker Werner Langen: Der außergewöhnliche Zuspruch auf diesen Neujahrsempfang geht vor allem auf ein Konto. Das von Billen.

CDU-Neujahrsempfang Bitburg
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Zum Kaiserjägermarsch steuerte er zum Rednerpult. Der Marsch vorneweg ist bei der CDU ebenso Tradition wie die Nationalhymne zum Schluss. Billen begrüßte die Parteimitglieder sowie Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft und sagte vorneweg: „Jetzt können sich alle, die sich gesorgt haben, wieder beruhigen. Und alle, die sich was anderes gewünscht haben, müssen nun gucken, wie sie damit klar kommen.“

Wer ihn kennt, merkte dem Kreisvorsitzenden an, dass keine leichte Zeit hinter ihm liegt. Aber kaum am Mikrofon blühte er auf. „Die FDP will gewählt werden, aber nicht regieren und die SPD tagt heute und berät, ob sie überhaupt regieren will“, sagte Billen und folgerte auf die ihm eigene Art: „Also manchmal glaube ich, die halten uns für blöd.“ Keine Frage: Die Regierungsbildung war Thema – in den Reden, aber auch an den Tischen, wo Kuchen und Kaffee serviert wurde. Aber für die meisten war dann doch ein frisches Pils die erste Wahl war.

Billen forderte in seiner Ansprache, dass wieder Politik für die Menschen gemacht werden müsse und was die Menschen brauchen, seien Kindergartenplätze und Schulen, eine funktionierende ärztliche Versorgung, gute Arbeitsplätze, die Möglichkeit, vernünftig zu wohnen, und die Aussicht, auch im Alter noch genug Geld zu haben. „Dafür“, sagte Billen, „müssen wir kämpfen.“

Kreispolitik in Bitburg. Bundespolitische Entscheidungen in Bonn. Auch im Eifelbräu war war man gespannt, wie die SPD-Abstimmung ausgeht. Bei der CDU jedenfalls kommen die Sozialdemokraten mit „ihrem Eier-Tanz“, wie Gastredner Langen es nannte, nicht gut weg: „Heute entscheidet es sich, ob es neben der CDU noch eine zweite regierungswillige Volkspartei gibt.“ Während die FDP für ihn „gefangen zwischen Angst und Größenwahn“ ist, verspiele die SPD-Spitze Glaubwürdigkeit.

Auch angesichts weltweiter Herausforderungen brauche Deutschland eine stabile Regierung. „Das Wahlergebnis“, sagte Langen, „ist nicht nur eine Niederlage für die SPD, sondern auch für die CDU.“ Er kritisierte, dass man auch bei den Christdemokraten viel zu lange versucht habe, die AfD totzuschweigen. „So ist diese Partei stark geworden. Wir müssen die angreifen und bekämpfen. Totschweigen geht jetzt nicht mehr“, sagte Langen und forderte: „Und wir müssen durch gute Politik die Wähler zurückgewinnen.“

 Feierlicher Moment: Zur Nationalhymne erheben sich die Gäste – unter ihnen auch Landrat Joachim Streit (links), Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels mit Bart (Mitte) und Handwerkskammer-Chef Axel Bettendorf (rechts).

Feierlicher Moment: Zur Nationalhymne erheben sich die Gäste – unter ihnen auch Landrat Joachim Streit (links), Bitburgs Bürgermeister Joachim Kandels mit Bart (Mitte) und Handwerkskammer-Chef Axel Bettendorf (rechts).

Foto: TV/Dagmar Schommer

Zu Europa gibt es für Langen keine Alternative: „Wenn es Europa nicht schon gäbe, müsste man es erfinden.“ Er mahnte, dass die „Friedens- und Wohlstandspolitik Europas“ keineswegs selbstverständlich seien. Und so hatte der Europapolitiker seinem Gastgeber als kleine Aufmerksamkeit eine große Europafahne mitgebracht. Über Billen sagte Langen: „Ich weiß, dass er keine Diplometenschule besucht hat. Aber die Zahl von Politikern, die den Mut haben, auch mal eine konträre Meinung zu vertreten, geht leider zurück.“ Und direkt an Billen gewandt: „Du bist noch so einer. Bleib so.“

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