Vom Deo bis zur Luxusreise

BITBURG. (het) Wirtschaftlichen Alltag unter realistischen Bedingungen trainieren - das ist das Anliegen von Übungsfirmen wie der Firma "Travel Shopping & More", die Ausbilder und Teilnehmer im Europäischen Berufsbildungswerk (Euro-BBW) in Bitburg gegründet haben.

 Wie Manager und Angestellte: "Geschäftsführer" Roland Brämer bildet Auszubildende Susanne Junk unter Marktbedingungen in der Übungsfirma "Travel Shopping & More" aus.Foto: Heike Thelen

Wie Manager und Angestellte: "Geschäftsführer" Roland Brämer bildet Auszubildende Susanne Junk unter Marktbedingungen in der Übungsfirma "Travel Shopping & More" aus.Foto: Heike Thelen

Einekarierte Kugel auf grün-blauem Untergrund weist den Weg: Das Logoprangt an den Geschäftsräumen der Übungsfirma "Travel Shopping& More", auf Visitenkarten und Prospekten. Das Unternehmenhat seinen Sitz im Europäischen Berufsbildungswerk. Im Großraumbüro klappern die Tastaturen. Plakate mit verlockenden Motiven aus Spanien, Griechenland und Australien vermitteln Reisebüro-Atmosphäre, und die Mitarbeiter blicken geschäftig auf ihre Bildschirme. Alles wie im üblichen Geschäftsalltag.

"Die Bedingungen sind echt, aber die Firma existiert nur virtuell", erläutert Roland Brämer, Geschäftsführer der Übungsfirma "Travel Shopping & More" (Reise, Kaufen und Mehr). "In einem real existierenden Unternehmen kriegt man in der Buchhaltung die Produkte auch nicht zu Gesicht sondern erstellt Auftragsschreiben, stellt Rechnungen und muss Bearbeitungszeiten einhalten." Nach diesen Regeln funktioniert auch eine Übungsfirma - allerdings ohne tatsächlichen Geld- oder Warenfluss. "Der Übungsfirmenring, dem alle Übungsfirmen angeschlossen sind, stellt eine in sich geschlossene Volkswirtschaft dar", sagt Brämer.

Mit einem theoretischen Startkapital von 530 000 Euro ist das Unternehmen gestartet. In seinem Prospekt bietet es eine breite Palette von Produkten von Reisen, über Karten, Kleidung, Deos bis zu Musik aus aller Welt feil. Ihren ersten internationalen Auftritt bei einer Messe für Übungsfirmen in Amsterdam hatte die Firma auch schon. Auch Auszubildende Susanne Junk war dabei. Visitenkarten und Reiseprospekte wurden eigens für die Messe angefertigt und stehen den Materialien reeller Firmen in nichts nach.

Das Reiseangebot ist das Hauptstandbein des Unternehmens. "Wir haben den Vorteil, dass wir im Euro-BBW in Bitburg Reiseverkehrskaufleute ausbilden und damit über ein Angebot verfügen, das andere Übungsfirmen nicht haben", sagt Günther Weydt, Leiter des Euro-BBW.

Den Reisebereich betreut die Ausbilderin Birgit Preuß-Bailey. Die Auszubildenden, die als Reiseverkehrskaufleute ausgebildet werden, lernen den Beruf dank Übungsfirma im Echtbetrieb. "Motivierend ist vor allem, dass wir nichts für den Papierkorb produzieren, sondern Reisen für Senioren, Dienst- oder Gruppenreisen in aller Herren Länder ausarbeiten. Die Konzepte geben wir anschließend an Volkshochschulen oder Vereine weiter, die die Angebote dann nutzen oder am Markt verkaufen."

Die Praxisnähe kommt auch bei den Teilnehmern des Euro-BBW an. "Man lernt viele Sachen, die man im normalen Ausbildungsbetrieb nicht lernen würde", stellt die 20-jährige Nadine Dienhard die Vorteile ihres Arbeitsplatzes in der Übungsfirma vor. "Die Arbeit mit einer Vielzahl von Produkten macht Spaß", ergänzt ihr 22-jähriger Kollege Christian Lopez. Vor allem der Kontakt mit anderen Ländern und die Informationen über deren Essen und Produkte interessieren den angehenden Kaufmann.

Und außerdem laufen die Geschäfte gut an. "Und wenn die Angebotspalette nicht mehr aktuellen Kaufbedürfnissen entspricht, hat die Firma durch den Namenszusatz 'More' immer noch die Möglichkeit, durch neue Angebote flexibel auf den Markt zu reagieren", blickt Geschäftsführer Brämer optimistisch in die Zukunft.

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