Vom Ende der Rundumversorgung

Für viele Pfarreien im Bistum hat die Zukunft schon begonnen. Fusionen sind an der Tagesordnung. Ohne haupt- und ehrenamtliche Helfer wären die Priester überfordert.

Trier/Prüm/Gerolstein. Unter den Pfarreien in Deutschlands ältestem Bistum ist die "Fusionitis" ausgebrochen. In einigen Jahren wird es nur noch knapp halb so viele Pfarreien geben wie bisher: 173 statt 389. Was das konkret heißt, ist in der rund 1,5 Millionen Katholiken umfassenden Diözese schon seit längerem zu beobachten. Etwa rund um Hermeskeil. Als in der dortigen Pfarreiengemeinschaft Beuren, Bescheid, Geisfeld, Rascheid der langjährige Priester versetzt wurde, übernahm der Priester der Nachbar-Pfarreiengemeinschaft auch noch das Terrain seines Vorgängers. Seitdem ist Dechant Clemens Grünebach für doppelt so viele Alt-Pfarreien zuständig wie vorher. Die Zahl der von dem Priester zu betreuenden Gläubigen erhöhte sich kurzerhand von 8000 auf 11000. Ehrenamtliche werden noch stärker gefragt. So wie Clemens Grünebach geht es derzeit vielen seiner Kollegen.

Großpfarreien werden weniger Personal haben



Fast überall im Bistum Trier werden Pfarreien zusammengelegt, alte Pfarrstellen nicht mehr besetzt. Gut 40 Kilometer von Hermeskeil entfernt, in Tawern nahe der luxemburgischen Grenze, liegt die erste Fusion schon gut zwei Jahre zurück. Im Mai 2008 wurden die Pfarreiengemeinschaften Tawern-Temmels und Könen-Oberbillig-Wasserliesch zusammengelegt, ein Jahr später kam noch der Moselort Nittel hinzu. "Es ist schlimm, einige Dinge, etwa in jeder Gemeinde sonntags einen Gottesdienst feiern, nicht mehr tun zu können", sagt der zuständige Seelsorger Jörg Dunsbach und vergleicht die Fusion mit einem Kartenhaus, das er auf zwei Händen balanciert. Sowohl Dunsbach wie auch sein Hermeskeiler Kollege Clemens Grünebach wären mit ihrem Latein in der neuen Großpfarrei wohl schnell am Ende, hätten sie nicht zahlreiche haupt-, neben- und ehrenamtliche Helfer, die sie bei Gottesdiensten, Krankenbesuchen oder Verwaltungsarbeiten entlasten. Vor allem die ehrenamtlichen Frauen und Männer werden in Zukunft in der katholischen Kirche noch stärker gefragt sein, glaubt Manfred Thesing, der Vorsitzende des obersten Laiengremiums im Bistum. Denn seit Triers Bischof Stephan Ackermann jetzt seine Personalplanung 2020 vorgelegt hat, ist klar: Die letztlich verbleibenden 173 Großpfarreien müssen mit deutlich weniger kirchlichem Fachpersonal auskommen als bislang (siehe Extras). "Damit wird eine Rundumversorgung wie früher nicht mehr möglich sein", sagt der Katholikenratsvorsitzende.

extrA Die geplante Personalausstattung im Dekanat Gerolstein-Hillesheim im Jahr 2020: Für die 22 339 Katholiken (Stand heute) in den vier sogenannten pastoralen Räumen plant das Bistum mit vier Priestern, vier Gemeindereferenten und vier Diakonen mit Zivilberuf. Zusätzlich werden den 25 Pfarreien zwei Kooperatoren/Priester und ein Gemeindereferent zugeteilt. Das Dekanat wird zudem mit einem Kooperator, einem Dekanatsreferenten und einem Pastoralreferenten ausgestattet. Im noch nicht verabschiedeten Sparpaket des Bistums ist allerdings vorgesehen, das Dekanat Daun mit dem Dekanat Gerolstein-Hillesheim zusammenzulegen.extra Die geplante Personalausstattung im Dekanat St. Willibrord Westeifel im Jahr 2020: Für die 35 018 Katholiken (Stand heute) in den fünf sogenannten pastoralen Räumen plant das Bistum mit fünf Priestern, fünf Gemeindereferenten und fünf Diakonen mit Zivilberuf. Zusätzlich werden den 51 Pfarreien sechs Kooperatoren/Priester, ein hauptamtlicher Diakon und vier Gemeindereferenten zugeteilt. Das Dekanat wird zudem mit einer Kooperatorenstelle, einem Dekanatsreferenten und einem Pastoralreferenten ausgestattet.

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