Vom Kummer mit den Kyllfischen

Hüttingen/Bitburg. · 300 Gramm pro Monat und nicht mehr: So lautet die Empfehlung der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord in Bezug auf den Verzehr von Bachforellen aus der Kyll. Dort sind im vergangenen Jahr erhöhte Werte einer toxischen Substanz aufgetreten. Wo sie herkommt, ist weiterhin unbekannt.

 Richard Manz aus Trier-Ruwer angelt schon seit 30 Jahren an der Kyll. Die Sorge um belastete Fische in dem Gewässer in der Eifel teilt er nicht.

Richard Manz aus Trier-Ruwer angelt schon seit 30 Jahren an der Kyll. Die Sorge um belastete Fische in dem Gewässer in der Eifel teilt er nicht.

Foto: TV-Foto: Sarah-Lena Gombert

Kaum hörbar landet der Schwimmer auf der Wasseroberfläche: Wenn Richard Manz aus Trier-Ruwer an der Kyll bei der Speicherer Mühle angelt, sieht man, dass er das mit Routine macht.
"Seit 30 Jahren komme ich her, einmal pro Woche." Dass er an einem Morgen im April nur unweit von einem undefinierbaren gelblichen Häuflein Schaum an der Wasseroberfläche fischt, stört ihn nicht.

Schaum auf dem Wasser

Schaum auf dem Wasser hat im vergangenen Jahr in der Eifel für Gesprächsstoff gesorgt: Im Februar 2011 hatten sich große Mengen von Schaum in Hüttingen an der Kyll aufgetürmt.
Grund dafür war eine giftige Flüssigkeit, die Schrottdiebe in den Pfaffenbach oberhalb von Hüttingen gekippt hatten (der TV berichtete). Nach dem Vorfall wurde das Wasser im Pfaffenbach und in der Kyll untersucht - mit dem Ergebnis, dass es Belastungen durch perfluorierte Tenside (PFT, siehe Extra) gegeben hat. Doch nur an dem Vorfall ist die Belastung von Pfaffenbach und Kyll nicht festzumachen.
Fischereiverbände informiert

Mehr als ein Jahr nach dem Schaumvorfall hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz eine beschränkte Verzehrempfehlung für Fische aus der Kyll ausgesprochen. Denn die Forellen sind offenbar immer noch PFT-belastet. Die Kreisverwaltungen des Eifelkreises Bitburg-Prüm und des Landkreises Trier-Saarburg bestätigen das.
"Die SGD hat eine Verzehrmenge von 300 Gramm Filet pro Monat empfohlen", teilt die Kreisverwaltung Trier-Saarburg mit. Das habe man den entsprechenden Fischereiverbänden und Fischereigenossenschaften weitergegeben.

Diese Verzehrempfehlung habe es "im Sinne eines präventiven Verbraucherschutzes" bereits im März 2011 gegeben, heißt es hingegen in einer Stellungnahme der SGD. Auslöser war der Schaumvorfall. Weil jedoch eine Fischprobe im Oktober keine Besserung der Werte gebracht habe, sei die Empfehlung in diesem März eben erneut ausgesprochen worden.

Information nicht überall angekommen

Doch auch jetzt ist die Information aus Koblenz noch nicht überall angekommen: "Das wäre schon wichtig, dass man uns das mal sagt", findet Marion Seitz vom Hotel Müller in Kyllburg. Wer in der Eifel Urlaub macht und an der Kyll fischen will, kann im Hotel einen Angelschein kaufen.

Erst durch den Anruf der Volksfreund-Redaktion hat Seitz von der Verzehrempfehlung erfahren.
Uwe Eilts, Vorsitzender des Anglerverbands Eifel, hat kein Verständnis dafür, dass Betriebe wie der von Marion Seitz nicht über das beschränkte Verzehrverbot in Kenntnis gesetzt worden sind.

"Das ist zwar erst mal nur eine Vorsichtsmaßnahme", sagt Eilts, "aber wer will das Zeug schon in seinem Körper haben?" Die Wahrscheinlichkeit ist seiner Meinung nach hoch, dass die Quelle für die giftigen Stoffe im Bereich des Bitburger Flugplatzes liegt.

Ähnlich sieht es auch Hans Leo Müller vom Sportfischerverein Hüttingen, der aber auch fordert, die Kyll weiter nördlich zu untersuchen: "Die Leute sind heutzutage sehr vorsichtig, was Lebensmittelbelastungen angeht", sagt er. Darauf führt er auch zurück, dass 2011 rund um Hüttingen 50 Prozent weniger Angelscheine verkauft worden sind als 2010. "Es wird Zeit, dass die die Ursache für die Verschmutzung finden", sagt Müller.
2011 weniger Angelscheine


Wer der Kyll jedenfalls weiterhin die Treue hält, ist Richard Manz: "Die Leute machen sich zu viele Sorgen", sagt er gelassen. Und wirft seine Angelrute ein weiteres Mal aus.
Extra

Perfluorierte Tenside (PFT) sind organische Stoffe, die unter anderem zur Herstellung von Feuerlöschmitteln benutzt werden. PFT bauen sich weder in der Natur noch in Kläranlagen ab. Sie sind toxisch und stehen unter Verdacht, krebserregend zu sein.

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