Vom Lallermann zum Ballermann

BITBURG. Wenn sich eine Fluggesellschaft findet und die Luftfahrtbehörde mitspielt, können Touristen vielleicht schon bald vom Bitburger Flugplatz zu Kurztrips nach Schweden oder Mallorca abheben.

"Das ist kein Aprilscherz, sondern eine ernst zu nehmende Sache", sagt Peter Heck gleich zu Beginn des TV-Gesprächs. Nur zu gut erinnern sich Heck und sein Kompagnon Willi Burelbach an die belächelten Anfänge ihres Eifelsterns 1998. Inzwischen hat sich das Haus mit 1076 Betten zum landesweit größten Hotel gemausert. Zu den hauseigenen Unterhaltungsangeboten zählen unter anderem die Diskotheken "Doppeldecker" und "Heizwerk" sowie der Biergarten "Lallermann" in Anlehnung an die Kult-Strandbars an der Playa de Palma. Stockholm - Bitburg, Bitburg - Mallorca

Vor fünf Jahren warb der Eifelstern auf einer Tourismusmesse als Test mit dem Produkt "Vom Lallermann zum Ballermann": Morgens mit dem Flieger nach Mallorca und ohne Übernachtung nach Bitburg zurück. "Betriebswirtschaftlich rechnet sich das eigentlich nicht, weil die Gäste in Mallorca konsumieren und die Flugtickets subventioniert werden müssen", schildert Heck die Problematik. Der Reiz eines völlig neuen und einzigartigen Angebots führte dazu, das Konzept zu verfeinern. Das Ergebnis könnte so aussehen: Freitagmittag landet eine Boeing 737/700 mit 189 Passagierplätzen leer in Bitburg. Mit Pauschaltouristen, die über Zeitungen, Rundfunk und andere Vertriebswege angeworben wurden, geht es in einer Stunde und 40 Minuten nach Stockholm. Retour fliegt die Maschine mit skandinavischen Passagieren, die ein Eifelstern-Programm gebucht haben. Samstagmorgen hebt das Flugzeug mit Touristen aus der Eifel, Skandinaviern und sonstigen Eifelstern-Gästen nach Palma de Mallorca ab. Flugdauer: je nach Witterung ebenfalls rund eine Stunde 40 Minuten. Die Reisenden brauchen kaum Gepäck, denn sie feiern auf der Insel nur eine große Party. Abends wieder zurück in Bitburg, folgt dort eine Eifelstern-Mallorca-Party. Nach der Übernachtung im Hotel bringt die Maschine die Skandinavier zurück nach Schweden und nimmt dort die deutschen Touristen für den Heimflug nach Bitburg auf. "Auf dem skandinavischen Markt gibt es für uns noch viel Potenzial. Die Menschen dort kennen vielleicht die Mosel, aber noch nicht die Eifel", sagt Burelbach. "Es reicht nicht, alte Konzepte weiter zu fahren. Wir müssen immer wieder neue Dinge anbieten. Der Flugplatz in direkter Nähe des Hotels ist einzigartig." Die Fluggesellschaft Cirrus-Air mit Sitz in Saarbrücken hilft bei der Suche nach Airlines, die bereit sind, den Flugplatz Bitburg im Sichtflug anzufliegen. Denn noch ist dort kein Instrumentenflug möglich (siehe Extra). Wenn die Verhandlungen erfolgreich abgeschlossen sind, soll die Aktion an insgesamt vier Terminen im Juni und September mit einem Reisebüro als Partner durchgezogen werden. Dass aus umweltpolitischer Sicht auch kritische Stimmen kommen werden, ist den beiden Geschäftsführern bewusst: "Die technische Entwicklung schreitet nun mal voran. Beim Reisen geht der Trend zum Flugzeug." Die Lärmbelästigung sei bei Verkehrsflugzeugen deutlich geringer als bei Militärmaschinen. Nachts werde ohnehin nicht geflogen. Auch wenn es bisher nur um einzelne Termine gehe, so könne der Flugplatz Bitburg doch über seine Rolle als Verkehrslandeplatz für Sportflieger hinaus bekannter werden. Heck: "Wir leisten Pionierarbeit, weil wir langfristig denken."

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