Vom Leben auf dem Lande

Sefferweich · Naturverbunden waren Marianne und Martin Thomas schon immer. Doch um die Liebe zum Landleben in gelebten Alltag zu befördern, mussten sie erst auf den Heinzenhof in der Eifel stoßen.

Sefferweich. Wenn man auf der Straße zwischen Sefferweich und Seffern rechts abbiegt, eine malerische Birnbaumallee passiert und vor einer mit Weinreben berankten Mauer im Hof auf altem Kopfsteinpflaster zum Stehen kommt, dann kann man sich vorstellen, wie das 1992 war. Marianne und Martin Thomas hatten sich Bauernhäuser vom Siegerland bis Ostfriesland angeschaut. Nun standen sie im 1859 von Lehrer Heinzen erbauten Heinzenhof. Genauso stellten sie sich ihr neues Leben auf dem Land vor. "Zum 60. Geburtstag meines Mannes hatte ich schon mal eine Buchliste mit Fachbüchern über moderne Landwirtschaft, Schafzucht oder biologische Kräutergärten zusammengetragen", erzählt Marianne Thomas. Der "Unruhestand" rückte näher. Es galt, sich neue Aufgaben zu suchen. Die fanden die gebürtige Dresdnerin und der Rheinländer in der Eifel. Damals ahnten die Einsteiger nicht, dass das Dach undicht war und der Gewölbekeller bei starkem Regen unter Wasser stand. Was sie wussten, war, dass das brachliegende Gartenareal ihrem Tatendrang entgegenkam. Und "dass wir einen unverbauten Ort gefunden hatten, an dem man der Sonne von ihrem Aufgang am Morgen bis zum Untergang folgen kann".
Von früh bis spät wurde nun gearbeitet. Hinter dem Haus entstand ein Kräutergarten nach historischem Vorbild. Rosen ringen sich um den von Buchs eingefassten Mittelpunkt. Entlang der Wege mischen sich Stauden des Bauerngartens mit allem, was man für die Frischeküche an Grünem braucht. Folgt man den Nachtviolen in den Nutzgarten, leiten Beete zu den Gewächshäusern. Mit den wärmeliebenden Kulturen wie Tomaten, Bohnen und Gurkengewächsen könne man sich ruhig Zeit lassen, bis die Schafskälte vorbei sei, sagt Marianne Thomas. Daher zeigt der Gemüsegarten bis auf das Bärlauchfeld am Wildheckenrand derzeit noch viel braune Erde. Man kann die Früchte der Arbeit aber in Gläser eingeweckt und zu Marmelade gekocht messbar machen. Dazu geht es sechs Stufen runter in den Gewölbekeller. Die Sandsteintreppe stammt aus der alten Kirche von Lambertsberg. Ein Bauunternehmer aus Nimsreuland hatte sie gerettet. Der legte auch den Gewölbekeller trocken und renovierte ihn zu einem perfekten Lagerkeller mit konstant fünf Grad Celsius für die selbst gemachte Vorratshaltung. Durch das offene Fenster der Rübenschütte hört man Gesang. Die Vögel haben allen Grund zu jubeln. Im Garten von Familie Thomas hat die Liebe zur Natur unzählige Schlupfwinkel für Tiere geschaffen. "Wie viele hast du?", wird Martin Thomas in einem Monat fragen, und damit nicht die Stückzahl der prächtig wachsenden Fenchelpflanzen für den eigenen Speiseplan meinen. "Hier sitzen sechs Raupen des Schwalbenschwanzes", könnte seine Frau antworten. Seit sie entdeckt haben, dass die selten gewordenen Schmetterlinge das Gemüse als Futterpflanze benötigen, beschränken sie ihren Fenchelkonsum. Vermutlich könnten sie nach fast 20 Jahren auf dem Land selbst ein Buch schreiben. Der Titel: "Vom Glück, mit der Natur zu leben."
Der Zeitungstrick: Zwischen den Wegen im Nutzgarten liegt Stroh. "Darunter kommt die Zeitung, dann hat das Unkraut es schwer", sagt Marianne Thomas. Am besten feuchtet man die Blätter etwas an, damit sie den nötigen Bodenschluss bekommen. kfVon Mitte Mai bis September öffnet die Interessengemeinschaft "Gartenfreunde" in der spannenden Region Eifel-Mosel-Hunsrück ihre Gartenpforten. Mit den geprüften Gartenführerinnen kann man an bestimmten Terminen unterschiedliche Gärten kennenlernen. Die jeweiligen ein- bis eineinhalbstündigen Gartenführungen kosten inklusive Getränk fünf Euro pro Person. Das ausführliche Programm ist erhältlich beim Landfrauenverband Kreis Bernkastel-Wittlich, Friedrichstr. 20, 54516 Wittlich, Tel. 06571/953100. kf

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