Vom Leben zwischen Elend und Großzügigkeit

Wie sieht der Schulalltag in Bolivien aus? Was nützen Spenden? Diese und andere Fragen hat Bischof Leo Schwarz den Schülern der Realschule plus in Neuerburg beantwortet und aus seiner Arbeit als Seelsorger in Bolivien erzählt.

 Bischof Leo Schwarz erzählt den Neuerburger Schülern der Realschule plus von seinem Alltag in Bolivien. Foto: privat

Bischof Leo Schwarz erzählt den Neuerburger Schülern der Realschule plus von seinem Alltag in Bolivien. Foto: privat

Neuerburg. (red) Rund 100 Schülern der Realschule plus in Neuerburg hat der emerierte Trierer Weihbischof Leo Schwarz Einblicke in das Leben vor allem bolivianischer Kinder gegeben. Er arbeitet als Seelsorger in Bolivien und ist zurzeit auf Heimatbesuch im Bistum Trier.

Schwarz vermittelte den Schülern Eindrücke vom Leben in Bolivien und seiner eigenen Arbeit dort. Besonders durch direkte Vergleiche mit der Situation der deutschen Schüler brachte er laut Veranstalter den Kindern und Jugendlichen die Situation ihrer Altersgenossen in dem südamerikanischen Land nahe. Wie weit er morgens zur Schule gehen müsse, fragte Schwarz etwa einen Schüler der sechsten Klasse. Die Antwort: Er fahre rund 25 Kilometer mit dem Schulbus. "In der Schule, die ich an dem Wallfahrtsort in Tarija im Süden Boliviens mitbetreue, kommen die Kinder bis zu 25 Kilometer weit zu Fuß, müssen drei Stunden lang laufen."

Hunde kündigen Gesprächsbedarf an



"An meiner Kirche habe ich keine Klingel", berichtete der Weihbischof weiter. Aber wenn seine drei Hunde bellten, dann wisse er, "es ist jemand in der Kirche, der reden möchte". Vielfach, so gestand er, könne er nur weinen über die Schicksale der Menschen. Vor allem die eklatante Ungerechtigkeit beim Start ins Leben und der Verteilung der Chancen belasten ihn. Den Berichten über Armut und Ausweglosigkeit stellte Weihbischof Schwarz jedoch auch die Offenheit, Großzügigkeit und Gastfreundlichkeit der Bolivianer gegenüber. Die Türen stünden immer offen, und das Wenige, was zum Essen da sei, werde geteilt.

Schwarz beantwortete zahlreiche Fragen vor allem der älteren Schüler. Was passiert mit den Spendengeldern? Wieso ist er nach Bolivien gegangen? Wird viel gestohlen, und ist Alkohol ein Problem im Land? Leo Schwarz erzählte von dem bolivianischen Jungen mit Namen Jesus, stolzer Besitzer eines Handys, das er allerdings mangels Netz gar nicht benutzen könne, und von Vilder, der mit Eltern und sieben Geschwistern ein Zwei-Zimmer-Häuschen bewohne.

Vera Schons und Michael Wagner übergaben dem Bischof anschließend im Namen der Schüler einen Spendenscheck über 100 Euro. Das Geld werde er verwenden, um "meinen 83 Schülern, die meist ohne Essen zur Schule kommen, eine Mahlzeit zu finanzieren", erklärte Leo Schwarz.

Selber ganz gerührt nahm er auch die spontane Spende von Schüler Adrian entgegen. Er war so ergriffen von den Erzählungen, dass er den Inhalt seiner Hosentaschen in Höhe von 3,60 Euro "für die tolle Sache" hergab.

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