Vom Sommer an dreht sich Bitburg linksherum

Bitburg · Seit einigen Wochen arbeitet ein Ingenieurbüro an der Vermessung der Bitburger Innenstadt. Konkret geht es dabei um die Straßen Römermauer, Karenweg, Borenweg, Denkmalstraße, Glockenhäuschen und einen Teil der Dauner Straße, über die der Innenstadtring laufen soll. In den Sommerferien soll das umstrittene Projekt in einer Testphase starten.

Bitburg. Wieder ein Punkt für Bitburg. Und gleich darauf noch einer. Und noch einer: Rund 100 dieser Punkte wurden an diesem Vormittag bereits erfasst. 300 bis 400 weitere werden noch bis Feierabend folgen. Jeder Punkt ist ein Messergebnis, das vor Ort an Straßen, Bürgersteigen und Grundstücksgrenzen erfasst und dann in einen Plan eingearbeitet wird.
"Ginge es nur um den Ring, könnten wir schneller und grober vorgehen", sagt Berthold Steffes. Zumal es sich ja zunächst nur um einen Testlauf handle. Doch mit Blick auf mögliche Veränderungen wie beispielsweise die Neugestaltung von Kreuzungen sei es sinnvoll, bereits jetzt so viele Daten wie möglich zu erfassen. Ob und in welchem Maße diese Veränderungen tatsächlich kommen werden, ist derzeit noch völlig offen. Doch der Leiter des städtischen Tiefbauamts setzt auf den Innenstadtring große Stücke. "Schließlich gewinnen wir ja zusätzliche Fläche", sagt Steffes. Fläche, die dann beispielsweise für (Anlieger-)Parkplätze, breitere Gehwege oder aber Grünflächen zur Verfügung stünde.
Ab Juli soll der Ring, über den dann der Verkehr nur noch in eine Richtung fließen wird, in einer Testphase ausprobiert werden. Dass dieser Versuch ausgerechnet in den Sommerferien beginnt, liegt laut Steffes daran, dass in dieser Zeit die Verkehrsbelastung nicht ganz so hoch ist und die Umstellung damit auch reibungsloser verlaufen dürfte. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Denn die Vermessung des Innenstadtrings ist längst nicht abgeschlossen.
Arbeit in zwei Teams


"Wir arbeiten mit zwei Teams", sagt Ralf Karst vom zuständigen Ingenieurbüro. Seine Mitarbeiter sind bereits seit vier Wochen im Einsatz und werden wahrscheinlich auch noch weitere ein bis zwei Wochen benötigen, um sämtliche Punkte zu erfassen und in den Plan einzuarbeiten. Stellenweise sei die Arbeit der Vermessungstechniker auch nicht ganz unproblematisch, sagt Karst. Schließlich seien sie permanent von fahrenden Autos umgeben.
Doch es sind nicht nur die Autofahrer, die sich an den Einbahnstraßenring gewöhnen werden müssen, sondern auch die Anwohner und die Innenstadthändler. Und diese Phase dürfte sich für einige allein dadurch erschweren, dass sie bereits mit einer Abneigung in diesen Ring hineinfahren. So befürchten einige Kritiker, dass durch eine zweispurige Einbahnstraßenregelung schneller durch die Innenstadt gefahren wird. Andere wiederum vermissen ein Gesamtverkehrskonzept, bei dem auch die Fußgänger und Radfahrer mitberücksichtigt werden.
Steffes kennt die Argumente, die gegen den Innenstadtring sprechen. Inwieweit diese allerdings berechtigt seien, könne man erst sagen, wenn die Testphase abgeschlossen sei, erklärt der Tiefbauamtsleiter. Dieser Meinung ist auch Karst: "Man kann noch so viele Planungsbüros damit beschäftigen", sagt der Ingenieur, "doch letztlich kann nur die Praxis zeigen, ob der Ring funktioniert und wie er angenommen wird."
Bevor es jedoch losgeht, will die Stadt die Betroffenen zunächst umfassend informieren. So stand der Innenstadtring beispielsweise diese Woche schon auf der Tagesordnung der Sitzung des Bitburger Gewerbevereins. Darüber hinaus plant die Stadt nach Abschluss der Vermessungsarbeiten eine Infoveranstaltung für die Bürger (wahrscheinlich im Juni). Um die Kritiker zu überzeugen, sei es wichtig, das Projekt von Anfang an so transparent wie möglich zu kommunizieren, sagt Steffes.
Dass es ihm dennoch nicht gelingen werde, alle Kritiker zu überzeugen, dessen sei er sich bewusst, räumt er ein. "Aber lasst es uns doch wenigstens mal ausprobieren."
Extra

Diskutiert wird über den Innenstadtring bereits seit den 80er Jahren, doch war die Idee immer an den Bau der Nord-Ost-Tangente gekoppelt - die große Umgehungsstraße, mit der die B 51, L 32, B 257 und B 50 verbunden werden sollen. So gab es die Ansicht, dass ein solcher Ring nur dann etwas brächte, wenn die Tangente den Innenstadtverkehr um täglich rund 7000 Fahrzeuge entlaste. Zwar hat die Tangente inzwischen Baurecht, ob und wann die rund 6,5 Millionen Euro teure Trasse gebaut wird, ist jedoch weiter offen. Nach Einschätzung des Planungsbüros verbessert ein Innenstadtring aber auch ohne Tangente die Verkehrssituation. Darüber hinaus ist es aus Sicht der Stadt gerade vor dem Hintergrund geplanter Bauprojekte (Postplatz, Bit-Galerie, ehemaliges Müller-Flegel-Gelände) sinnvoll, sich bereits jetzt mit einem Ring zu beschäftigen, da bei einer Einbahnstraße die Erschließung eines Grundstücks möglicherweise anders geplant werden muss. uheExtra

Um herauszufinden, inwieweit eine Einbahnstraßenregelung dazu beitragen kann, die Verkehrssituation in der Innenstadt zu verbessern, hat der Stadtrat im August 2012 (mit sieben Gegenstimmen) entschieden, den sogenannten Innenstadtring in einer einjährigen Testphase einzurichten. Ganze 1300 Meter lang wäre dieser Ring, der vom Borenweg über Denkmalstraße, Glockenhäuschen, Dauner Straße, Römermauer und Karenweg wieder bis zum Borenweg führen soll. Der Innenstadtring würde drei Ampelanlagen in der Innenstadt überflüssig machen: die am Glockenhäuschen sowie jene an den Kreuzungen Kölner Straße/Dauner Straße und Zangerles Eck. uhe

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