Vom Winde verweht

Weihbischof Ackermann diskutierte in Utscheid neben den Themen Sterben und Tod auch das Thema Bestattungsriten. Er stellt die in meinen Augen gewagte These auf, das Verstreuen der Asche eines Menschen nach seiner Verbrennung auf einer Wiese widerspreche "diametral dem christlichen Verständnis von Personalität".

Auch anhand dieser Einstellung zeigt sich exemplarisch, wie weit die katholische Lehre von den tiefen Bedürfnissen der Menschen im 21. Jahrhundert entfernt ist. Für zunehmend mehr Menschen ist die Vorstellung, den Körper ihres verstorbenen Angehörigen in einem feuchten Erdgrab zu wissen, abstoßend. Mittlerweile sind mehr als 50 Prozent aller Bestattungen in Deutschland Einäscherungen, und immer mehr Menschen möchten die Asche ihrer Liebsten auf Ruhewiesen oder in Friedwäldern verstreuen, und zwar nicht, weil sie den Verstorbenen schnell vergessen wollen, sondern weil durch das Verstreuen der Asche sich die Seele symbolisch endgültig vom Irdischen trennt und immer bei den noch Lebenden bleiben wird. Ich denke, es ist dem lieben Herrgott reichlich egal, ob der Körper eines Christen in einem Erdgrab liegt, die Asche am Fuße eines Baumes in einem Friedwald vergraben oder auf einer Frühlingswiese verstreut wird. Entscheidend ist, was der Mensch zu seinen Lebzeiten an Positivem geleistet hat und wie tief er in den Herzen seiner Angehörigen verwurzelt ist. Das ist für mich Personalität, und nicht das krampfhafte Festhalten der Katholischen Kirche an überkommenen Riten, die dem starken Wunsch der Menschen nach Spiritualität immer stärker widersprechen. Stephan Garçon, Bitburg

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