"Von Anfang an nicht verstanden worden"

Am morgigen Samstag würde Hanns Simon, der am 10. September 1989 verstarb, 100 Jahre alt werden. Er war Geschäftsführer der Bitburger Brauerei, Gründer der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung, Träger des Bundesverdienstkreuzes und Ehrenbürger der Stadt Bitburg. Und er war Familienvater.

 Feierstunde bei der Bitburger Brauerei: Dr. Hanns Simon (Mitte) beendet Ende Dezember 1974 seine Tätigkeit in der Betriebsführung. Zudem sind auf dem Bild Dr. Thomas Niewodniczanski, Theobald Simon, Axel Simon und Michael Dietzsch (von links) zu sehen. Foto: TV-Archiv

Feierstunde bei der Bitburger Brauerei: Dr. Hanns Simon (Mitte) beendet Ende Dezember 1974 seine Tätigkeit in der Betriebsführung. Zudem sind auf dem Bild Dr. Thomas Niewodniczanski, Theobald Simon, Axel Simon und Michael Dietzsch (von links) zu sehen. Foto: TV-Archiv

 Staatsminister Heinrich Holkenbrink (rechts) überreicht 1973 Dr. Hanns Simon das Bundesverdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Links im Bild Simons Ehefrau Jadzia. Foto: TV-Archiv

Staatsminister Heinrich Holkenbrink (rechts) überreicht 1973 Dr. Hanns Simon das Bundesverdienstkreuz erster Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Links im Bild Simons Ehefrau Jadzia. Foto: TV-Archiv

Bitburg/München. "Sie war eine Italienerin, mit dem entsprechenden Temperament, und unser Vater hat unsere Mutter sehr geliebt. Gerade weil sie so war. Er war ja eher zurückhaltend, fast schon menschenscheu. Ein sehr geduldiger Mensch. Und er war ein rührender Familienvater", erinnert sich die 70-jährige Christa Horster, die heute in München lebt. Sie ist eine geborene Simon und damit die ältere der beiden Töchter von Hanns Simon, jenem Mann, der am 19. Juli 1908 in Bitburg geboren wurde und der das wirtschaftliche, aber vor allem auch das kulturelle Leben der Stadt entscheidend geprägt hat.

Nach der fast vollständigen Zerstörung und dem prächtigen Wiederaufbau in den Jahren danach sei ihm Bitburg "zu einem liebenswerten Gemeinwesen ans Herz gewachsen", sagte der promovierte Chemiker, als er in einer Stadtratssitzung am 19. Dezember 1968 die von ihm ins Leben gerufene "Dr.-Hanns-Simon-Stiftung" vorstellte. Eine Million Deutsche Mark hatte er dafür aus seinen Anteilen bereitgestellt.

"Er hat die Stiftung wirklich aus ganz uneigennützigen Gründen ins Leben gerufen, weil mein Vater sich gedacht hat: Ich habe Glück gehabt im Leben, und dafür möchte ich dankbar sein", sagt Christa Horster, "doch diese Einstellung ist in Bitburg von Anfang an nicht verstanden worden."

Bemerkungen wie: "Der alte Simon schafft sich hier sein Mausoleum", hätten ihren Vater schon sehr verletzt und enttäuscht, fügt die Tochter hinzu, und letztlich sei das sichtbare Zeichen der Stiftung, das Haus Beda, das Mitte der 70er Jahre am Bedaplatz gebaut wurde, auch "nur ein Torso", und nicht die Institution, die Hanns Simon sich damals vorgestellt habe. Seine Idee war es, zur Brodenheckstraße hin eine zweigeschossige Halle anzubauen. Simon stiftete dafür das Grundstück, und die Stadt sollte die "Stadthalle" errichten. Doch daraus wurde nichts.

Und auch ein weiterer Plan, den Hanns Simon gemeinsam mit seiner ältesten Tochter entwickelte, und der die Errichtung eines Museums für die volkskundliche Sammlung des Kreises auf dem Grundstück hinter dem Haus Beda vorsah, scheiterte Anfang der 90er Jahre im Kreistag. "Ich bin froh, dass er das nicht mehr miterlebt hat", sagt Tochter Christa.

Hanns Simons enge Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Bitburg wurde ihm bei der Verwirklichung seiner Ideen immer wieder zum Verhängnis. "Er hat so viele gute Ideen gehabt", sagt die 70-jährige Tochter, die mittlerweile in München lebt. "Aber in der Kleinstadt gab es einfach zu viele engstirnige Menschen." Extra Hanns Simon wurde am 19. Juli 1908 als zweiter Sohn der Eheleute Bertrand Simon und Clara Zangerle geboren. Im Anschluss an sein Humanistisches Abitur 1927 in Bad Godesberg studierte Simon an den Universitäten München, Kiel, Bonn und Freiburg Chemie und absolvierte in Bonn sein Doktorexamen. 1937 heiratete er in Rom die Italienerin Jadzia Weisser und wurde später Vater von zwei Töchtern. Nach der Rückkehr aus dem Krieg und der französischen Gefangenschaft 1946 baute Simon gemeinsam mit seinem Vater und den beiden Brüdern Theobald und Bert die teilweise in Trümmern liegende Bitburger Brauerei wieder auf. 1975, ein Jahr nachdem die neue Brauerei in Bitburg-Süd ihren Betrieb aufgenommen hatte, zog sich Hanns Simon aus der Geschäftsführung zurück und wechselte in den Beirat. Für seine wirtschaftlichen und kulturellen Verdienste und sein Engagement für seine Heimatstadt wurde der Gründer der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung mehrfach ausgezeichnet, darunter die Ehrenbürgerschaft der Stadt Bitburg, das Große Komturkreuz des Großherzogtums Luxemburg und das Große Bundesverdienstkreuz. Hanns Simon starb am 10. September 1989, Ehefrau Jadzia Simon am 5. November 2005. Die Töchter Christa Horster und Romy Gohkle leben in München. (uhe)

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