Von Apfelkraut und Zimtschnecken

Das aktuelle Buch des Volkskundlers Berthold Heizmann vom Institut für Landeskunde und Regionalgeschichte in Bonn schließt auf amüsante Art kulinarische Wissenslücken.

Köln/Prüm. Der gebürtige Schwabe Heizmann erforscht seit 30 Jahren die rheinische Esskultur. Nun hat er sein Lieblingsthema in einer besonderen Form aufbereitet: "Von Apfelkraut bis Zimtschnecke" heißt "Das Lexikon der rheinischen Küche". Es beleuchtet das Rheinland von Emmerich bis Trier, von Aachen nach Essen anhand von Kochtopfinhalten.

Das Besondere der rheinischen Küche ist die lange Tradition des Multikulturellen: "Angefangen bei den Römern ist das Rheinland eine klassische Einwanderungsregion - und alle Migranten haben etwas in die heimische Küche mitgebracht", weiß der Autor. "Die Römer zum Beispiel den Wein und manche Obst- und Gemüsesorte, die Preußen die Kartoffel, die polnischen Zechenarbeiter brachten Salzgurken ins Ruhrgebiet, die osteuropäischen Flüchtlinge nach dem Zweiten Weltkrieg das Pilzesammeln."

Sie ist zudem etwas für Überlebenskünstler: Noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts war Fleisch auf den Tellern Mangelware, und die vielseitige Kartoffel kam als sättigende Grundlage auf den Tisch. Der Rheinländer konnte gelegentlich seine Armut mit Humor nehmen: "Watt haste heute auffe Stulle - Asberger Schinken." Solche Scherze machte man im Ruhrgebiet über den preiswerten Brotaufstrich Rübenkraut.

Die Texte sind mit Augenzwinkern und mit viel Liebe für die Details der Alltagskultur geschrieben - ergänzt um Illustrationen des Karikaturisten Thomas Plaßmann. red

Berthold Heizmann: Von Apfelkraut bis Zimtschnecke - Das Lexikon der rheinischen Küche. Erschienen im Greven Verlag Köln, 288 Seiten, 101 Abbildungen, zum Preis von 18 Euro

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