Von bewährten und unbekannten Größen

Bitburg/Prüm · Von der bevorstehenden Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) Europas sind auch die Landwirte des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm betroffen. Dessen Delegierte haben sich gestern im Bitburger Hotel Eifel-stern getroffen und dort unter anderem auch ihren Vorsitzenden für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.

Bitburg/Prüm. Dass die Stimme von Michael Horper im Verlauf der Delegiertenversammlung des Kreisbauernverbands etwas lauter wird, hängt mit dem hinteren Teil des Saals zusammen. Dort haben sich bereits zu Beginn der Veranstaltung kleinere Gesprächskreise gebildet, die nun eine gewisse Eigendynamik entwickeln.
Nicht, dass man hinten mit dem, was vorne erzählt wird, nicht einverstanden ist. Es sind einfach angeregte Unterhaltungen. Manchmal besteht in diesen Gesprächen ein direkter Bezug zu den Vorträgen der Redner auf der anderen Seite des Saals. Und manchmal auch nicht.
Wie ein Heugebläse in der Ferne sorgt der hintere Teil für eine kontinuierliche Geräuschkulisse. Und deswegen muss der Vorsitzende des Kreisbauernverbands eben lauter reden. "Wir haben gekämpft, aber wir wissen alle, dass es nicht leichter wird", sagt Horper mit Blick auf "das Monstrum, das da auf uns zukommt".
Gemeint ist die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union, die alle paar Jahre überarbeitet wird und deren aktuelle Reform die politischen Rahmenbedingungen für die Jahre 2014 bis 2020 festlegt. Unterm Strich rechnet Horper dabei mit weniger Geld, dafür aber mehr Bürokratie. Und mit Schüssen, von denen einige nach hinten losgehen.
"Politiker wollen kleinstrukturierte Betriebe, handeln aber genau entgegengesetzt", meint Horper mit Blick auf die vielen Vorgaben und Auflagen, die oft der Grund seien, warum kleinere Landwirte ihren Betrieb aufgäben.
Wobei die Landwirte in Rheinland-Pfalz offensichtlich nicht zu den größten Verlieren der neuen GAP-Reform gehören, wie Josef Derstappen, Hauptgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau deutlich macht.
Das Ungleichgewicht zwischen den Bundesländern werde dahingehend ausgeglichen, dass das eher klein- und mittelständisch geprägte Rheinland-Pfalz zukünftig etwas mehr und die eher groß strukturierten Bundesländer im Osten dafür weniger bekommen. "Wir werden in Zukunft etwas besser behandelt als die anderen", sagt der Hauptgeschäftsführer, "was aber auch mehr als gerecht ist."
Darüber hinaus würden die EU-Mittel für den Agrarsektor in den kommenden Jahren von 173 Millionen Euro in 2012 auf jährlich 190 Millionen Euro ansteigen, erklärt Derstappen, betont aber auch, dass die EU-Ausgaben für die Agrarwirtschaft längst nicht so hoch seien wie es oft propagiert werde.
Von 2014 bis 2020 stünden europaweit 960 Milliarden zur Verfügung, von denen aber nur 34 Prozent der Landwirtschaft zugute kämen. Weit besser ist da der Prozentsatz, mit dem Michael Horper bei der anschließenden Vorstandswahl abschneidet. Einstimmig wird der Landwirt aus Üttfeld von den 65 stimmberechtigten Delegierten im großen Tagungssaal des Hotels Eifelstern für weitere fünf Jahre im Amt bestätigt.
1998, als er das erste Mal zum Präsident des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm gewählt worden sei, habe er sich zur Wahl gestellt, weil er dieses Amt damals gewollt habe, sagt Horper. "Heute mache ich es, weil ich weiß, dass der Beruf des Landwirts ein sehr anständiger ist."Extra

Wahlen: Während der Vorsitzende des Kreisbauernverbands Bitburg-Prüm, Michael Horper, für weitere fünf Jahre gewählt wurde, sind seine beiden Stellvertreter, Oswald Hankes aus Wettlingen und Werner Petry aus Körperich, aus Altersgründen nicht mehr zur Wiederwahl angetreten. Einstimmig wurden beide von den Delegierten zu Ehrenmitgliedern des Kreisbauernverbands ernannt. Ebenso einstimmig ging es dann bei der weiteren Vorstandswahl weiter, wo unter anderem der Kaschenbacher Landwirt Arno Billen sowie Gerhard Thiel aus Dockendorf zu Nachfolgern der beiden langjährigen Stellvertreter Werner Petry und Oswald Hankes gewählt wurden. uheExtra

Zentrale Punkte der Reform der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind die Entkopplung der Direktzahlungen von der Produktion, stärkere Förderung des ländlichen Raums durch Mittelumschichtung und die Bindung der Direktzahlungen an die Einhaltung von Umwelt-, Tierschutz- und Qualitätsvorschriften. Die Entkopplung der Prämien von der Produktion ist beim Rindfleisch neu, im Ackerbau nicht. red Bei der Milcherzeugung wird sofort entkoppelt. Ab diesem Jahr erhält der Landwirt einen Zahlungsanspruch für eine Direktzahlung, errechnet aus der bewirtschafteten Fläche, aus historischen Tierzahlen (2000 bis 2002) und der aktuellen Milchquote. Diesen Anspruch kann er so lange geltend machen, wie er die gleiche Fläche bewirtschaftet, theoretisch auch ohne Produktion. rg/scho

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