Von Bitburg bis zum Hindukusch

Bitburg · Von der Schuldenlast des Kreises Bitburg-Prüm zum "Töten mit dem Joystick". Auch wenn es eigentlich ein leichter Start ins Jahr sein sollte, haben die zwei Rednerinnen beim Neujahrsempfang der FDP schwierige Themen behandelt.

 Gelöste Gesichter nach anspruchsvollen Themen beim Neujahrsempfang der FDP Bitburg-Prüm: Der ehemalige Mamer Bürgermeister René Federspiel, der Bundestagskandidat Marco Weber, der Kreisvorsitzende Gunter Eichertz die Bundestagsabgeordnete Elke Hoff, Marie-Luise Niewodniczanska, der Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen und die ehemalige Landtagsabgeordnete Rita Wagner. TV-Foto: Frank Göbel

Gelöste Gesichter nach anspruchsvollen Themen beim Neujahrsempfang der FDP Bitburg-Prüm: Der ehemalige Mamer Bürgermeister René Federspiel, der Bundestagskandidat Marco Weber, der Kreisvorsitzende Gunter Eichertz die Bundestagsabgeordnete Elke Hoff, Marie-Luise Niewodniczanska, der Bundestagsabgeordnete Edmund Geisen und die ehemalige Landtagsabgeordnete Rita Wagner. TV-Foto: Frank Göbel

Bitburg. Den rund 70 Gästen, die zum Neujahrsempfang der FDP ins Haus Beda gekommen waren, versprach der liberale Kreisvorsitzende erst einmal Harmonie: Da es Tradition sei, den Termin nicht zum Schlagabtausch zu nutzen, beschwor Günter Eichertz seine Partei als eine der Mitte, die eine wichtige Rolle spielen könne in einer Zeit, wo der soziale Friede durch Angriffe von den "oberen und unteren Rändern der Gesellschaft" gefährdet sei.
Als Vorsitzende der Kreistagsfraktion wollte Marie-Luise Niewodniczanska dann aber doch etwas konkreter werden und hielt ein mit vielen Beispielen und Zahlen gespicktes Plädoyer gegen das sorglose Leben auf Pump - in der weiten Eurozone wie auch vor der eigenen Haustür. Es sei ein Unding, empörte sich die 74-Jährige, dass "jetzt schon die Bärenfelle verteilt werden von Bären, die unsere Enkel erst noch erlegen müssen".
Für den aus ihrer Sicht sorglosen Umgang mit öffentlichen Geldern brachte sie etliche Beispiele aus der Region: Wie es sein könne, dass der Kreis Bitburg-Prüm seine Schuldenlast in den letzten drei Jahren verdoppelt habe? Oder dass Bauprojekte, von denen sie nicht wenige ohnehin als unsinnig ansieht, regelmäßig viel teurer ausfielen als ursprünglich geplant? Die Frau, die immer viel mehr sein wollte als "nur" Brauerei-Erbin, machte den typisch liberalen Vergleich mit der freien Marktwirtschaft auf, die sich so etwas nicht erlaube: Als der bis heute das Stadtbild prägende Lagerturm der Brauerei gebaut wurde, habe ihr Vater den ausführenden Bauunternehmer beschworen, später keine einzige Mark über dem Angebot zu liegen, sonst sei das sein letzter Auftrag von Seiten der Braustätte gewesen.
Von solchem Geist sei man weit entfernt in einer Stadt mit einem überdimensionierten "Luxusbad", die sich, ein weiteres Beispiel, jetzt in Bitburg-Stahl einen unnötigen Festsaal leiste. Auch die folgende Gastrednerin brachte ein konfliktträchtiges Thema ein, diesmal auf internationaler Ebene: Die stellvertretende Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete Elke Hoff referierte, ihrer Rolle als sicherheitspolitische Sprecherin der FDP folgend, zu den "sicherheitspolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts". Sie sah die Vorgabe, dass der Bundestag über alle Bundeswehr entsendungen entscheidet, als ideal, um "internationalen Verpflichtungen nachzukommen, aber auch eine Kultur der Zurückhaltung zu praktizieren". Eine militärische Lösung müsse immer letztes Mittel sein und ausschließlich im nationalen Sicherheitsinteresse begründet. Darum stehe sie etwa auch einem Einsatz im nordafrikanischen Mali eher skeptisch gegenüber.
Den grundsätzlich als richtig bezeichneten Einsatz in Afghanistan sieht sie zu Ende gehend - jedenfalls stehe eine deutliche Reduzierung der Truppen an.
In Zukunft sieht sie außerdem eine kontroverse Diskussion um die zunehmenden Drohneneinsätze und das "Töten mit dem Joystick" auf der Tagesordnung. Am Schluss ihrer heftig beklatschten Rede forderte sie Rückhalt für die deutschen Soldaten im Ausland: "Das was sie tun, tun sie nicht für sich selbst, sondern für unser Gemeinwesen", zeigte sich Hoff überzeugt. fgg

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