Von dem, was war und ist

Denkmalschutz verpflichtet: Im Falle eines ehemaligen Wirtschaftshofes des Klosters Himmerod weiteten die geschichts interessierten Besitzer die Bewahrung des historisch Gewachsenen auf die Gartenkultur aus. Dazu mussten sie den am Alten orientierten Garten neu erfinden.

Scharfbillig. "Hier war nichts", sagt Barbara Mikuda-Hüttel über ihren Garten in Scharfbillig und zeigt Bilder von einem zubetonierten Platz vor dem historischen Haus. Ursprünglich war das Stockgut im 13. Jahrhundert als Wirtschaftshof des Klosters Himmerod gegründet worden. "Das Einzige, das hier wuchs, war ein wilder Holunder."

Und eine Badewanne habe dringestanden, ergänzt ihr Mann Richard Hüttel. Heute badet man in Blütenpracht, die von Buchs hecken gerahmt wird.

Der Holunder durfte bleiben. Nach alter Bauernweisheit war das Heil- und Nutzgehölz ein sagenumwobener Strauch, vor dem man sich ehrfurchtsvoll verbeugen sollte. Mit seinen Blättern rieb man die Möbel ab, um sie gegen Wurmfraß zu schützen. Seine Blüten trieben, zu Tee bereitet, in einer Schwitzkur die Grippe aus den Gliedern, und die Beeren lieferten einen köstlichen Saft. Kein Wunder also, dass es hieß "Hut ab!"

Das Gleiche könnte man heute für die am traditionellen Bauerngarten orientierte Anlage sagen. "Da die Architektur des Hauses aus dem 18. Jahrhundert stammt, lag es nahe, einen Garten in der Art dieser Zeit einzurichten", erklärt die Dozentin für Kunst- und Kulturgeschichte im Studiengang Architektur an der Fachhochschule Trier.

So begann sie ihre Gartenarbeit vor fast 20 Jahren mit einem Buchsrondell. "Am Anfang war ich ungeduldig und habe den Buchs gekauft", erzählt sie. Doch für das anschließende Rautenmuster tat sich eine standesgemäßere Quelle auf. "Ein alter Gärtner, der seine Gärtnerei bei den Weißen Vätern in Trier aus Altersgründen aufgab, bot mir seinen betagten Buchs an." Barbara Mikuda-Hüttel kaufte ihm die für die Gegend typische namenlose Spezies ab. Im ehemaligen Klosterhof gediehen die "grünen Brüder" prächtig und lieferten fortan die nötigen Stecklinge für neue Buchshecken. Derzeit wächst ein Heckenband nahe der Rückwand des Nachbargebäudes, das den Garten gen Osten begrenzt. "Mit dem Wiederaufmauern der eingestürzten Wand haben die Restaurierungsarbeiten im Garten angefangen", erinnert sich Richard Hüttel.

Dass die beiden Kunsthistoriker besonderen Wert auf Angemessenheit gegenüber der Umgebung gelegt haben, sieht man überall. Den Hofbereich zwischen Haus und Wildkräuterrasen etwa begeht man auf dem ursprünglichen Kopfsteinpflaster. Seine Atmosphäre entfaltet der Belag in Verbindung mit Kübelpflanzen und Hauswurztrögen, die sich vor dem Eingang wie die Feierabendgesellschaft eines Bauernhofes bis auf die Treppenstufen niedergelassen haben.

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