Von den Sandalen Christi zur Kunst

Prüm · "Eiflia sacra", heilige Eifel, nannte der preußische Landgerichts-Kammerpräsident Carl Schorn sein Werk, das 1888/89 erschienen ist. Klöster der Eifel werden in ihm beschrieben - von ihren Anfängen bis hin zu deren Auflösung nach der Französischen Revolution. Heute stellt der TV das ehemalige Kloster Prüm vor - einst mächtig und einflussreich.

 Im einstigen Klostergebäude werden seit 1975 Schüler des Regino-Gymnasiums unterrichtet. TV-Foto: Alois Mayer

Im einstigen Klostergebäude werden seit 1975 Schüler des Regino-Gymnasiums unterrichtet. TV-Foto: Alois Mayer

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Prüm. Gleich von welcher Seite man sich Prüm nähert, hervor sticht der Bau der Abteikirche St. Salvator, an die sich prachtvolle Gebäude mit barocken Fassaden anschließen. Ein imposantes Ensemble. Dereinst war dies das Kloster Prüm, das sich zu einer mächtigen Fürstabtei mit zahlreichen Ländereien entwickelt hat, der etliche Städte gehörten.

Die Anfänge waren hingegen bescheiden: Im Jahr 721 stifteten Bertrada und ihr Sohn Charibert ein Klösterchen zu Ehren der heiligen Maria für Benediktinermönche aus Echternach. An diesen ersten Bau erinnert heute nur noch ein steinernes Kreuz, Bertradakreuz genannt, das den einstigen Standort markiert.

Es folgte ein größerer Neubau: Pippin, Ehemann von Bertrada und Vater von Karl dem Großen, stiftete 752 einen zweiten Klosterbau und übergab ihn Benediktinermönchen mit der Bedingung, sie müssten Tag und Nacht die Barmherzigkeit Gottes zur Vergebung der Sünden für die Stifterin und deren Söhne herabflehen. Die neue Kirche soll Papst Leo III. im Beisein Karls des Großen 799 eingeweiht haben.

Zahlreiche Stiftungen und Schenkungen machten das Prümer Kloster reich. Es wurde das Hauskloster der Karolinger, in dem Kaiser Lothar seine letzte Ruhestätte fand. Bekannt sind noch heute einige Ordensangehörige: Abt Markward, Berater Ludwigs des Frommen, der Dichter Wandalbert, "Erfinder der Maibowle", und Abt Regino (892 bis 899), der eine Weltchronik sowie den "Prümer Urbar" verfasste, in dem mehr als 300 Orte von der Eifel über den Taunus bis nach Frankreich, Belgien und Holland verzeichnet sind, die einst zum Kloster gehörten.Stadt- Geschichte


Das Kloster entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum der Eifel. Zahlreiche Reliquien wurden der Abteikirche zuteil - darunter Teile der Sandalen Christi und Gebeine der Heiligen Drei Ärzte Marius, Audifax und Abacum. Das Kloster war ein Herrschaftsgebiet mit eigener Gerichtsbarkeit und wurde schließlich zu einer Fürstabtei, die im 13. Jahrhundert mit eigener Stimme auf den Reichstagen vertreten war. Lange wollte sich das Kurfürstentum Trier das reiche Kloster einverleiben, was letztlich 1576 durch kriegerische Aktionen gelang. Der Trierer Kurfürst wurde Administrator von Prüm.
Ein Wendepunkt war der Einzug französischer Revolutionstruppen 1794. Es nahte das Ende der Reichsabtei und des Kurfürstentums. 1802 wurde das Kloster aufgelöst und die letzten 17 Mönche vertrieben. Sämtliche Besitztümer wurden verteilt oder versteigert. Die Abteikirche blieb als Pfarrkirche erhalten. Dafür wurde die im 11. Jahrhundert errichtete Stiftskirche St. Marien versteigert und 1826 abgerissen.

Stark zerstört wurde St. Salvator im Zweiten Weltkrieg. An Heilig Abend 1945 stürzte nach Bombenangriffen die Decke ein. Nach der Restaurierung verlieh Papst Pius XII. der Kirche den Titel einer "Basilika minor" (kleine Basilika).
Die Europäische Vereinigung Bildender Künstler (EVBK) aus Eifel und Ardennen zeigt bis Sonntag, 30. August, ihre Jahresausstellung mit 154 Werken im Abteigebäude in Prüm. Jeweils samstags und sonntags, 15 Uhr, gibt es Vorträge der Künstler.Extra

Zwölf Apostelfiguren aus Silber soll König Pippin der Prümer Klosterkirche gestiftet haben, die auf dem Dach angebracht wurden. Als Napoleon dann kam und die wertvollen Figuren sah, soll er gerufen haben: "He, ihr Faulenzerapostel! Gott hat euch geschickt, den Glauben in alle Welt zu verbreiten. Und was macht ihr? Ihr steht nur dort auf der Kirche herum und betöret die Menschen mit eurem Glanz. Kommt herunter! Ich werde euch in alle Weltteile senden." Und das hat dann auch getan. Er ließ die Apostelfiguren einschmelzen. Aus dem Silber machte er Fünf-Franken-Münzen, die dann in der ganzen Welt herumkamen. avi

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