"Von der Natur abhängig"

Spangdahlem · Mit mehr als 1800 Mitgliedern zählt der Waldbauverein Bitburg zu den größten Vereinen im Eifelkreis. Ein wichtiges Thema in der Mitgliederversammlung in Spangdahlem war das laufende Kartellverfahren, das sich auch gegen die Zusammenarbeit von Forstämtern und Waldbesitzern richtet.

 Auf dem Gelände des Waldbauvereins Bitburg lagern die schweren Eichen, die als Fassholz für französischen Rotwein vorgesehen sind. TV-Foto: Uwe Hentschel

Auf dem Gelände des Waldbauvereins Bitburg lagern die schweren Eichen, die als Fassholz für französischen Rotwein vorgesehen sind. TV-Foto: Uwe Hentschel

Spangdahlem. In wenigen Monaten soll der Nationalpark Hunsrück-Hochwald eröffnet werden. Der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Billen hat es sich nicht nehmen lassen, in zahlreichen Veranstaltungen seine Ablehnung dieses Projekts zu äußern. Der Park verschwende Geld und gefährde die Existenz der Sägewerksbetriebe, findet Billen. Bei der Mitgliederversammlung des Waldbauvereins Bitburg im Gemeindehaus Spangdahlem verzichtet Billen in seinem Grußwort allerdings darauf, diese Meinung erneut kundzutun. Billen ist als Erster Kreisbeigeordneter in Vertretung des Landrats dort. Mitleid mit dem Verband der Sägewerke wäre eher fehl am Platz. Schließlich waren es Vertreter dieser Branche, die vor Jahren gegen die gemeinsame Vermarktung von Holz aus Staats-, Kommunal- und Privatwald geklagt hatten und damit ein bundesweites Kartellverfahren ins Rollen gebracht haben. Ein Verfahren, bei dem mittlerweile nicht nur die Vermarktung, sondern auch die Beratung der privaten Waldbesitzer durch die Forstverwaltung angeprangert wird.
Er wisse nicht, was die Sägewerke zu dieser Anzeige verleitet habe, sagt Billen. Er habe allerdings einen Vorschlag für den Mann, der beim Kartellamt für die Waldbauvereine in Rheinland-Pfalz zuständig sei. "Wer über unseren Wald entscheiden will, der sollte erst einmal vier Wochen im Wald arbeiten", sagt er. "Und das am besten in den steilen Kylltallhängen." Hans-Günter Fischer, Vorsitzender des Waldbesitzerverbands Rheinland-Pfalz, rät jedoch dazu, den Mann, den Billen gerne in den Wald schicken würde, nicht zu unterschätzen. "Ich habe schon Konzerne in einer Größenordnung von sechs Milliarden Euro vor ihm einknicken sehen", sagt Fischer.
Von dieser Größenordnung ist der Waldbauverein Bitburg weit entfernt. Doch was das Kartellverfahren betrifft, so ist diese Größe womöglich eher Vor- als Nachteil. Denn nach Auskunft des Vorsitzenden Kurt Rings, der krankheitsbedingt an der Mitgliederversammlung nicht teilnehmen konnte, sei die Zusammenarbeit zwischen Forstämtern und Waldbesitzern nur dann ein Problem, wenn die Fläche der Waldeigentümer mehr als 100 Hektar betrage. Das jedoch sei nur bei einem halben Dutzend der insgesamt 1856 Mitglieder der Fall. "Ganz egal, wie das Kartellamt entscheidet: Wir lassen Sie nicht im Regen stehen", verspricht Ferdinand Graf von Westerholt, der als Zweiter Vorsitzender Rings vertritt und den Mitgliedern auch den Geschäftsbericht präsentiert. Demnach hat der Verein im vergangenen Geschäftsjahr rund 47 800 Euro eingenommen und 43 100 Euro ausgegeben, sodass ein Plus von knapp 4700 Euro bleibt.
Mit ähnlichen Einnahmen und Ausgaben rechnet der Verein auch für 2015. In der Summe enthalten sind keine Erlöse aus dem Holzverkauf. Denn der wird über die Eifel Wald und Holz Management GmbH abgewickelt (siehe Extra). Die Nachfrage nach Holz sei sehr hoch, sagt Graf von Westerholt, entsprechend lägen auch die Preise auf einem guten Niveau. Jedoch entscheide über den Erfolg eines Wirtschaftsjahres auch das Wetter. Und das sei 2014 nicht optimal gewesen. "Uns ist wieder einmal deutlich vor Augen geführt worden, wie sehr wir von der Natur abhängig sind."Extra

Für die Vermarktung des Holzes ist die Eifel Wald und Holz Management GmbH (EWH), die zu 100 Prozent dem Waldbauverein gehört, zuständig. Laut EWH wurden im vergangenen Jahr über 40 000 Festmeter Holz verkauft und damit ein Gesamterlös von 2,615 Millionen Euro erzielt. Insgesamt gab es 697 Einzelverkäufe, an denen 307 Waldbesitzer beteiligt waren. Die größte Menge bei einem Verkauf waren 372,29 Festmeter, die kleinste 1,403 Festmeter. Es gab 61 Holzkäufer, davon 37 Betriebe der Säge- und Holzindustrie. Der Rest waren Kleinabnehmer. uhe

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