Von einem, den der Wald bewegt

"Mich fasziniert an der Forstwirtschaft, dass wir ernten, was vor mehr als 100 Jahren gepflanzt wurde und wir bei dem, was wir tun, 150 Jahre vorausdenken", sagt Forstamtsleiter Stefan Wigand, der am 28. April in den Ruhestand verabschiedet wird. In seiner 40-jährigen Dienstzeit hat sich die Arbeit im Wald deutlich verändert.

Bitburg. Das Bild vom Förster, der gemütlich mit seinem Dackel durch die Wälder streift, ist Vergangenheit. Die Forstämter haben sich längst zu Wirtschaftsunternehmen gemausert, die im Spannungsfeld zwischen Holzweltmarkt und Ökologie arbeiten. Das Bitburger Forstamt hat einen Jahresumsatz von rund drei Millionen Euro. Nicht immer ein leichtes Geschäft. "Holz zu verkaufen ist angesichts der Wirtschaftskrise ein Problem", sagt Forstamtsleiter Stefan Wigand, der am 28. April in den Ruhestand geht.

"Das wird eine Umstellung", sagt der 64-Jährige, der sich aber freut, dann "fast allein" entscheiden zu können, was er macht. Konzerte besuchen, Wildtiere fotografieren und er will reisen mit seiner Frau, etwa nach Skandinavien, wegen "der traumhaften Landschaft und der netten Leute dort".

Nette Leute hat er auch in seiner Dienstzeit schätzen gelernt. "Meine Bitburger Mannschaft verlasse ich nur ungern", sagt Wigand und betont: "Meine Berufszeit war davon geprägt, dass ich Glück hatte mit guten, fähigen Mitarbeitern und kollegialen Vorgesetzten."

Für ihn ist gute Stimmung mehr als Arbeitsqualität. Die Waldarbeit ist nach dem Bergbau der zweitgefährlichste Beruf, der Jahr für Jahr auch Tote fordert. "Wo Frust, Ärger und Motzerei sind, ist die Unfallgefahr höher. Schließlich müssen sich die Waldarbeiter aufeinander verlassen können", sagt Wigand, der froh ist, dass er in seinem Team keinen gravierenden Unfall erleben musste.

Im Jahr 2000 war Wigand nach den schweren Sturmschäden mit einer Truppe für sieben Monate in Baden-Württemberg im Einsatz. Mehr als 100 Menschen verunglückten damals wegen umfallender und einsturzgefährdeter Bäume in Europa.

"Damals hatte ich die größte Sorge in meiner ganzen Dienstzeit, meine Leute wieder heil zurückzubringen", sagt der Forstwirt und erzählt, dass seine Mannschaft in Baden-Württemberg nur "die Eifeler" genannt wurde - "und das war ein Markenzeichen", betont Wigand. Eben auch wegen der guten Stimmung in der Truppe.

"Bei einem Förster wäre der Hund ein armes Schwein"



Im Laufe seiner Amtszeit hat sich das Berufsbild des Försters stark gewandelt. "Früher war es noch mehr Praxis im Wald, heute geht es mehr um Schreibtisch-Management", sagt Wigand, der selbst auch mehrere Rauhaardackel hatte und erzählt: "Heute nehme ich den Kira, den Hund meiner Frau, mit zur Jagd. Aber als Begleitung eines Försters wäre er ein armes Schwein. Er würde nur im Auto sitzen oder unter dem Schreibtisch liegen. Die Reviere sind inzwischen einfach viel größer, wir gehen nicht mehr viel zu Fuß." EXTRA Zur Person: Stefan Wigand wurde am 29. April 1944 in Clausthal-Zellerfeld geboren und wuchs im Westerwald auf. Nach dem Studium in Göttingen startete er 1970 in den Forstämtern Manderscheid und Morbach. 1973 wechselte er in die Forstdirektion Koblenz. 1978 übernahm er die Leitung des Forstamts Bitburg, ging 1988 als Referatsleiter für Holzverwertung zur Forstdirektion Trier, 1996 leitete er das Forstamt Salmtal, dann das neue Forstamt Wittlich und wechselte 2004 zurück nach Bitburg. Er hat rund 1000 Gemeinden bei der Aufstellung von Forstwirtschaftsplänen beraten. (scho)

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