Von einem, der die Südeifel als ein Ganzes sieht

Bitburg · Bitburg-Lands Bürgermeister Josef Junk stellt sich das Ergebnis der Kommunalreform viel weiterreichender vor als die Vorschläge aus dem Gutachten, das der Eifelkreis beauftragt hat: Junk plädiert für einen Zusammenschluss aller Südeifel-Kommunen samt der Stadt Bitburg. Doch dafür findet er kaum Mitstreiter.

 Die gesamte Südeifel unter einem Dach: Nach einer Idee könnten Bitburg-Land, Speicher, Irrel, Kyllburg und Neuerburg sowie die Stadt Bitburg zu einer großen Verbandsgemeinde sich zusammenschließen.

Die gesamte Südeifel unter einem Dach: Nach einer Idee könnten Bitburg-Land, Speicher, Irrel, Kyllburg und Neuerburg sowie die Stadt Bitburg zu einer großen Verbandsgemeinde sich zusammenschließen.

Foto: Klaus Kimmling

Große Hoffnung hat im Eifelkreis auf dem für 400.000 Euro beauftragten Gutachten zur Kommunalreform gelegen. Doch der große Wurf ist nicht gelungen. Stattdessen werden mehrere kleine Varianten durchgespielt: Kyllburg und Speicher könnten fusionieren und Irrel wird aufgeteilt oder die kleinen Kommunen werden durch Erweiterungen um einige Dörfer so ergänzt, dass sie die von Mainz geforderte Mindestgröße von 12.000 Einwohner erreichen. "Egal, welches Szenario man sich anguckt, wir sind immer betroffen", sagt Josef Junk, Bürgermeister in Bitburg-Land. Im Prinzip laufen alle Varianten des Gutachtens darauf hinaus, das Bitburg-Land Dörfer von Nachbar-Kommunen aufnimmt oder aber Dörfer abgibt.

Deshalb bemüht sich Junk um Gespräche mit seinen Amtskollegen, um noch vor Ablauf der Phase der Freiwilligkeit bis Mitte 2012 eine Lösung präsentieren zu können. "Für uns läuft das nicht befriedigend", sagt Junk. Die kleinen Kommunen kämpfen um ihren Bestand, freiwillige Zusammenschlüsse zeichnen sich im Südkreis derzeit nicht ab (der TV berichtete). Auch für Junk ist eine Auflösung von Bitburg-Land undenkbar: "Das steht nicht zur Debatte, dass wir eine funktionierende große VG zerstückeln, weil viele kleine sich erhalten wollen." Er stellt eine ganz andere Idee zur Diskussion.

"Wir haben einen Workshop mit allen Ratsfraktionen gemacht und dabei den Vorschlag entwickelt, dass es im Eifelkreis nur noch zwei Verbandsgemeinden geben sollte: eine mit Sitz in Prüm und eine in Bitburg", skizziert Junk das Modell, nachdem alle Kommunen des Altkreises Bitburg eine große Südeifel-VG bilden würden. Die Vorteile liegen für ihn auf der Hand: Die Verwaltung ließe sich straffen, Bürgerbüros könnten ortsnahen Service sicherstellen, für die Übergangszeit bis zur nächsten Wahl gäbe es hauptamtliche Beigeordnete - und dann nur noch einen statt sechs Bürgermeister in der Stadt, die ohnehin das Zentrum für die umliegenden Dörfer ist. Dass sich die Begeisterung seiner Amtskollegen für diesen Vorschlag in Grenzen hält (siehe Extra), ist auch Junk klar. Er aber findet: "Wir sollten die Bürger fragen. Es kann bei einem Thema wie Kommunalreform doch nicht um Besitzstandsdenken gehen."

Extra


Meinungen
Joachim Kandels (Stadt Bitburg, 14.000 Einwohner): "Wir haben das im Ältestenrat diskutiert. In Bitburg sind alle Fraktionen einhellig der Meinung, dass eine Fusion mit Bitburg-Land oder einer Südeifel-VG nicht infrage kommt. Ein Mittelzentrum hat andere Aufgaben als eine VG. Denkbar sind Kooperationen, gerne auch mit einer größeren VG."

Rudolf Becker (VG Speicher; 7900 Einwohner, 7 Gemeinden): "Von diesem Vorschlag halte ich nichts. Das Gebilde wäre zu groß, zu unübersichtlich und hätte zu viele Gemeinden. Das funktioniert auch finanziell nicht, da die Lasten ungleich verteilt wären."

Moritz Petry (VG Irrel; 8700 Einwohner, 17 Orte): "Davon halte ich gar nichts. Das wäre ein Kahlschlag im ländlichen Raum. Im flächengrößten Kreis des Landes eine solche Zentralisierung umzusetzen, halte ich für einfallslos. Es gibt bessere Möglichkeiten, um weiter dezentral Bürgerdienstleistungen anzubieten."

Norbert Schneider (VG Neuerburg; 9600 Einwohner, 49 Gemeinden): "Vorstellen kann ich mir vieles. Das wäre aber ein Wahnsinns-Gebilde wäre mit sehr großen Entfernungen. Da müssten sich die Strukturen gewaltig ändern. Aber es könnte eine Option sein - die womöglich noch einige Jahre Zeit zur Umsetzung braucht."

Bernd Spindler (VG Kyllburg; 7700 Einwohner, 21 Orte): "Das ist eine interessante Alternative, die man schnell vertiefen sollte. Ein Problem könnte die große Zahl der Orte werden. Auch die Kürze der Zeit zur Überzeugungsbildung bei so vielen Beteiligten lassen Zweifel am Erfolg zu."

Josef Junk (VG Bitburg-Land, 16.600 Einwohner, 51 Gemeinden): "Fraktionsübergreifend könnten wir uns eine große Südeifel-VG vorstellen."

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