"Von einer Galerie war nie die Rede"

BOLLENDORF. Kunst auf Schloss Weilerbach (VG Irrel) – dieses Projekt ist gescheitert. Der Landkreis Bitburg-Prüm hat den Vertrag mit dem Künstler Harry Fröhlich vorzeitig beendet, da er sich nicht an Vertragsbedingungen gehalten habe. Fröhlich fühlt sich und seine Kunst jedoch falsch verstanden.

Kunst ist Spaß am Leben. Kunst und Spaß sollten auch die Alte Gießerei bei Schloss Weilerbach wieder mit Leben füllen - zumindest vorübergehend. Im Frühjahr 2006 zog Harry Fröhlich mitsamt seiner Kunst und etlichen Ideen ein. Vorausgegangen war ein Gespräch mit Landrat Roger Graef, in dem ihm der Wolsfelder Künstler von seinem Vorhaben erzählte, mit seinem Projekt "Fluxus" einen Beitrag zum Kulturjahr 2007 leisten zu wollen. Dem Landrat gefiel die Idee, dass Künstler aus der Eifel dort teilnehmen und dadurch auch die Region repräsentieren. Klar war jedoch auch, dass es kein Geld vom Kreis geben würde. Dafür machte Graef Fröhlich einen anderen Vorschlag: Er könnte bis Ende 2007 Räume der Alten Gießerei bei Schloss Weilerbach für seine Kunst nutzen - ohne dafür Miete zu zahlen. Der Kreisausschuss stimmte diesem Vorschlag zu. "Die Gegenleistung des Nutzungsberechtigten besteht darin, mindestens eine größere Landart-Arbeit im Bereich der Schlossanlage zu installieren", heißt es in der schriftlichen Vereinbarung zwischen Landkreis und Fröhlich. Eine weitere Gegenleistung bestehe darin, mindestens drei Ausstellungen der in Weilerbach geschaffenen Werke zu präsentieren. In der Vereinbarung wurde Wert darauf gelegt, dass sich der Künstler bemüht, den Bekanntheitsgrad des Schlosses zu steigern. Der Knackpunkt, an dem möglicherweise das Projekt "Kunst in Weilerbach" gescheitert ist, ist der Informationsfluss gewesen. In der Nutzungsvereinbarung wird mehrfach darauf hingewiesen, dass die verantwortlichen Bediensteten der Kreisverwaltung über Ausstellungen und Veranstaltungen zu informieren seien. "Das ist im Prinzip nie geschehen", sagt Martin Olinger, bei der Kreisverwaltung für Schloss Weilerbach zuständig und zudem Geschäftsführer der Schloss-Weilerbach-Gesellschaft. " Doch da habe ich nicht gleich was dazu gesagt. Über Veranstaltungen haben wir fast ausschließlich über die Zeitung erfahren. Im Sommer entdeckten wir plötzlich die Internetseite www.schlossweilerbach.de, ohne dass wir etwas davon wussten", berichtet Olinger. Was für Olinger vertragswidriges Verhalten ist, bedeutet für Fröhlich die Umsetzung seiner Vertragsbedingungen: "Ich sollte doch dafür sorgen, dass das Schloss bekannter wird. Warum dann nicht mit einer Internetseite und gut besuchten, anspruchsvollen Veranstaltungen?" Für den Wolsfelder Künstler entwickelte sich die Alte Gießerei bei Schloss Weilerbach zu einer idealen Plattform für seine Freie Internationale Kunstakademie, kurz Finka. "Die Künstler arbeiten an der Entgrenzung der Kunst, ihrer Befreiung aus der musealen Enge", erklärt Fröhlich. An der Finka soll jeder, der sich für Kunst interessiert, studieren können, unabhängig von seiner Vorbildung und seinen finanziellen Möglichkeiten. "Auch das war so nicht vorgesehen. Wir haben die Räume Herrn Fröhlich ausschließlich für seine Kunst überlassen", erklärt Olinger. Fröhlich habe zudem nicht nur das vertraglich vereinbarte Atelier eingerichtet, sondern auch eine Galerie: "Plötzlich hingen dort auch Bilder von anderen Künstlern. Von einer Galerie war aber nie die Rede." Unterschiedliche Auffassung von Kunst

Für Fröhlich ist hingegen der Unterschied zwischen einer Galerie und einem Atelier fließend. "Es handelt sich hier nicht um einen herkömmlichen Galeriebetrieb, da in diesen Räumen kein Kunsthandel betrieben wird", erklärt Fröhlich. Auch in Sachen Kunstauffassung gab es Unterschiede zwischen Harry Fröhlich und Martin Olinger. Der Künstler kippte Sand auf den Boden in den Räumen der Alten Gießerei, Olinger hatte dafür kein Verständnis und hätte auch darüber im Vorfeld informiert werden wollen. Türen wurden bunt angestrichen, eine angeblich sogar zerschnitten. "Kein privater Eigentümer würde sich das bieten lassen", ist sich Olinger sicher. Die Kündigung zum 31. Januar war daher für ihn die logische Konsequenz. Nicht jedoch für Harry Fröhlich. Er fühlt sich in seiner künstlerichen Freiheit beschnitten. "Wenn der Kreisausschuss beschlossen hätte, dass ich raus soll, dann würde ich das akzeptieren. Aber das scheint die Entscheidung von Herrn Olinger zu sein", vermutet der Künstler. "Ich habe weder etwas gegen Harry Fröhlich noch gegen seine Kunst. Ausschlaggebend war, dass er sich mehrfach vertragswidrig verhalten hat. Ich bedaure das sehr", betont Olinger.

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