Ein Urlaub der besonderen Art Von Peffingen per Rad einmal quer durch Europa

Bitburg/Peffingen · Eric van der Meer ist mit dem Rad  5000 Kilometer durch Europa gefahren. Dabei hatte der aus Peffingen  stammende Mann das gar nicht vor. Dem TV hat er seine außergewöhnliche Geschichte erzählt.

 5000 Kilometer in 60 Tagen: Acht Länder und neun Hauptstädte hat der Eifeler Eric van der Meer mit dem Rad erkundet.

5000 Kilometer in 60 Tagen: Acht Länder und neun Hauptstädte hat der Eifeler Eric van der Meer mit dem Rad erkundet.

Foto: TV/Schramm, Johannes

Als Eric van der Meer in der letzten Nacht seiner großen Tour wach wird, merkt er, dass er nicht alleine ist. Neben ihm raschelt es und seine Tasche wird durchwühlt. Er dreht sich um und stellt fest: Ein Dachs ist unter seine Plane gekrabbelt und futtert seine Chips aus der Tüte. Obwohl es das einzige ist, was Eric van der Meer noch zu essen bei sich hat, überlässt er dem Tier lieber alles. Denn er weiß, dass er sich mit dem schwarz-weißen Vierbeiner besser nicht anlegen sollte.

Wenn Eric van der Meer von seiner 5000 Kilometer langen Fahrradtour durch Europa erzählt, kommt er aus dem Strahlen nicht mehr heraus. Spannendes und Lustiges hat er zu erzählen. Dabei hat er aber auch Situationen erlebt, die ihn nachdenklich machen.

Aber von Anfang an: Alles beginnt mit einer guten Nachricht im Sommer 2018. Der 24-Jährige erfährt, dass er bei seiner Arbeit im Dinosaurierpark Teufelsschlucht  so viele Überstunden angesammelt hat, um zwei Monate Urlaub machen zu können.  Was also tun? Van der Meer beschließt, einen Kumpel in Rosenheim zu besuchen. Mit dem Fahrrad.

Dabei handelt sich aber nicht um einen gewöhnlichen Drahtesel, sondern ein Elektro-Lastrad. Das ist ein Fahrrad, an dem vorne eine Art Korb angebracht ist, in dem Dinge transportiert werden können. Und es hat einen Elektromotor. Dieses spezielle Gefährt hat sich der Garten- und Landschaftsbauer angeschafft, um weniger mit dem Auto fahren zu müssen und damit die Umwelt zu schonen. Aber auch bevor er 2018 quer durch Europa geradelt ist, ist er schon viel Fahrrad und Mountainbike gefahren. Ohne Training so eine weite Strecke? „Ich bin einfach aufs Rad und los“, sagt er und lacht.

Nur: Dass seine Tour so lange werden und er am Ende neun Länder und acht Hauptstädte anfahren würde, damit rechnet er nicht, als er sich am 1. August mit dem Velo zu seinem Kumpel in Rosenheim aufmacht (siehe Karte). Von dort geht es weiter nach Wien, Bratislava, Budapest – „ganz spontan“, wie er sagt. „Richtige Ausrüstung hatte ich nicht dabei“, erzählt er. Was er braucht, besorgt er sich teilweise unterwegs -  eine Isomatte zum Beispiel und einen Schlafsack.

 Ein Zelt hat er auf seiner Tour nicht dabei, nur eine Plane. Im Schnitt fährt er etwa 100 Kilometer am Tag – und zwar an 41 Tagen (60 Tagen ist er auf Tour).  „Die Kondition ist dabei schnell gewachsen.“ Und nach zwei  Wochen auf dem Rad tue „auch nichts mehr weh“.

„Es ist super. Man hat weder Stress noch steht man im Stau. Man hat sein eigenes Tempo“, erzählt er. Es sei der „coolste Urlaub jemals“ gewesen. „Man sieht unheimlich viel. Und alleine unterwegs lernt man viele Leute kennen, die oft sehr offen sind.“

Die freundlichsten Menschen trifft er in der Slowakei, Tschechien und Ungarn. „Mir hat dort jemand erzählt, dass das Backpacken (Reisen mit Rucksack) in diesen Ländern eine sehr lange Kultur hat. „Teilweise wurde ich auf der Straße angesprochen und dann zum Abendessen und Übernachten eingeladen.“ Von einer Familie, die er auf der Straße kennenlernt, wird er sogar für die Übernachtung gemeinsam mit deren Sohn in dessen Kinderzimmer einquartiert.

Apropos schlafen: Auf seiner Tour übernachtet der Eifeler abwechselnd bei Bekannten, bei Fremden oder auch in der Natur, was in manchen europäischen Ländern erlaubt ist.

 Bei letzterem muss er auf Luxus verzichten. Zum Beispiel ein Badezimmer. „Ganz oft werde ich gefragt, wie ich geduscht habe“, sagt er. „Ich hatte ein Allzweckduschgel, das ganz ökologisch ist und mit dem man sich auch in einem Fluss waschen kann.“ Dass dabei ab und an Leute vorbeikommen und ihn splitternackt unter der Dusche sehen, stört ihn mit der Zeit nicht mehr. Da dürfe man eben nicht so empfindlich sein.

Bei Fragen wendet er sich während der Reise  ab und zu an Leute auf Facebook und postet in einer Gruppe Erfahrungen. Mit der Zeit entsteht dadurch eine Community. So findet er auch manchmal Schlafplätze. Von Budapest geht es zurück über den Plattensee nach Graz und Eisenerz (Steiermark)  und dann wieder nach Rosenheim.

Dort erfährt er von einem Bekannten, dass dieser mit dem Rad  nach Prag fahren will. Er schließt sich an;  gemeinsam reisen sie über Passau nach Pilsen bis in die tschechische Hauptstadt.

Auf seiner Tour lernt er auch jemanden kennen, der ihn nach Kiel einlädt. Er fährt hin. „Kiel lag nicht wirklich auf dem Weg nach Hause“, scherzt er. Auf dem Weg gerät er durch Zufall in ein Filmradfestival in Luckenwalde, auf dem Kurzfilme gezeigt werden, die Fahrräder zum Thema haben. 

Dort wird er spontan gebeten, einen kleinen Vortrag zu halten. Was er auch tut. Ein Fernsehteam wird auf ihn aufmerksam;  er berichtet  den Journalisten über seine bisherigen Erlebnisse auf der Tour.

Weiter geht es nach Berlin und dann nach Kiel. „Dort habe ich schon überlegt, ob ich nach Hause fahren sollte. Aber ich hatte ja schon einige Hauptstädte abgefahren und habe mich dann dazu entschlossen, noch mehr Hauptstädte auf die Liste zu setzen.“

Also setzt er sich wieder aufs Rad, das manchmal mehr als 70 Kilo wiegt. Von Kiel ist  der erste Stopp Hamburg, dann geht es nach Hannover. Dort bleibt er drei Tage im Partnerpark vom Dinosaurierpark Teufelsschlucht. „Vor Ort habe ich einfach die Gelegenheit genutzt, mir zwei Tage mal anzuschauen, wie ein anderer Dinopark funktioniert und wie da alles abläuft“, erzählt der 24-Jährige. Von dort aus fährt er nach Amsterdam, Brüssel und Luxemburg, bevor es wieder in Richtung Bitburg geht.

Wieder zuhause, berichtet er von einer wichtigen Erfahrung: „In diesem Urlaub habe ich gemerkt, dass viel Geld für eine Reise nicht nötig ist. Ich kam mit etwa zehn Euro pro Tag aus.“ Und eine weitere Erfahrung: Der Elektromotor habe ihm gar nicht so viel genützt, sagt er.

Denn wenn man sich mitten in der Natur befinde, sei  es nicht möglich, den Motor aufzuladen. Mittlerweile hat er das Rad auch gegen eines ohne Antrieb eingetauscht. Denn er hat festgestellt, dass er ihn gar nicht braucht.

Übrigens: Sein nächster Trip ist schon in der Planung. Diesmal soll es an das Nordkap gehen. „Ich will in Kiel starten, dann durch Schweden fahren bis Norwegen und Finnland. Und dann wieder in Norwegen am Meer entlang bis in den Süden runterfahren.“

 Ein Zelt reicht: Eric van der Meer übernachtet oft im Freien. 

Ein Zelt reicht: Eric van der Meer übernachtet oft im Freien. 

Foto: TV/Eric van der Meer
 Eric van der Meer auf Tour, Fotos: Eric van der Meer

Eric van der Meer auf Tour, Fotos: Eric van der Meer

Foto: TV/Eric van der Meer
 Ob Schlamm, Plakate oder schöne Gebäude: Als Fotohintergründe dienen Eric van der Meer viele Orte.

Ob Schlamm, Plakate oder schöne Gebäude: Als Fotohintergründe dienen Eric van der Meer viele Orte.

Foto: TV/Eric van der Meer
 Eric van der Meer auf Tour, Foto: Eric van der Meer

Eric van der Meer auf Tour, Foto: Eric van der Meer

Foto: TV/Eric van der Meer

Eric van der Meer sagt mit einem Grinsen: „Für die nächste Tour werde ich mir dann aber ein Zelt besorgen.“ Dann muss er seine Chips auch nicht wieder mit einem Dachs teilen.

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