Von Schwergewichtern und Meisterstücken

Einen viel beachteten Rundgang durch Zeiten, Epochen, Geschichte und erzählte Geschichten unternahm der aus Daun stammende Rundfunkredakteur und Literaturjournalist Christoph Schmitz bei der Kulturkreis-Veranstaltung "Bücherherbst" in dem zum Literaturcafé umgewandelten Forum.

 Sprach über literarische Neuerscheinungen und mit Bücherfreunden aus seiner Heimatstadt: der Journalist Christoph Schmitz (rechts), hier mit Hugo Finken (links). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Sprach über literarische Neuerscheinungen und mit Bücherfreunden aus seiner Heimatstadt: der Journalist Christoph Schmitz (rechts), hier mit Hugo Finken (links). TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. (bb) Es sei ja nur ein winziger Ausschnitt aus der Erscheinungsflut von rund 80 000 neuen Büchern im Jahr 2007, räumte Christoph Schmitz zu Beginn seiner literarischen Reise von den letzten Tagen der Römischen Republik bis zu den Auswirkungen des 11. September 2001 ein. Dennoch: "Wir erhielten eine Vielfalt an Anregungen in treffsicherer, präziser Sprache", erklärte am Ende die stellvertretende Kulturkreis-Vorsitzende Elke Czernohorsky unter dem Beifall der etwa 100 Bücherfreunde.Zehn Bücher stellte Christoph Schmitz vor - von ganz unterschiedlichem Umfang (unter 200 bis über 1000 Seiten); von Autoren aus halb Europa und aus Amerika; mit Themen von der Antike bis zur Postmoderne; mit Protagonisten jeden Alters. Mit Robert Menasses "Don Juan" begann Schmitz den Streifzug, nannte das Buch über das facettenreiche Liebesleben der männlichen Hauptperson "fast nie peinlich" und "zuweilen prahlerisch". Es sei gute Literatur, doch nicht uneingeschränkt, denn es gebe Brüche. Mit Michael Köhlmeiers "Abendland" sei ein schweres Gewicht zu stemmen, warnte der Literaturexperte mit Blick auf eine weitere Neuerscheinung, in der die Lebensgeschichte eines 95-Jährigen aufgerollt werde, und gab ihr die Note "Meisterstück". Eine Hommage auf Shakespeares Sommernachtstraum sei Martin Mosebachs "Der Mond und das Mädchen", sagte Schmitz und ließ Originaltöne des Autors einspielen. 200 Menschen, davon allein 25 Hauptfiguren, kämen in dem Buch "Leben und Schicksal" von Wassilli Grossmann vor, berichtete Christoph Schmitz, und es sei wie eine Fortsetzung von Tolstois "Krieg und Frieden". Um Gewalt im 21. Jahrhundert, basierend auf einem Foto vom 11. September 2001, gehe es in "Falling Man" aus der Feder eines der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren Amerikas, Don DeLillo. Dem historischen Roman "Caesar" von Gisbert Haefs verlieh Schmitz die Attribute "wunderbar" und "höchst amüsant". Mitunter "lustvoll ausschweifend" und "originell unterhaltend" sei der Slowene Drago Jancar in der Dreiecksgeschichte "Katharina, der Pfau und der Jesuit". Von Ausfahrt und Heimkehr handle Julia Belomlinskajas "Apfel, Huhn und Puschkin". Dass auch alte Menschen in eine Krise kommen, sei Thema in Henning Mankells "Die italienischen Schuhe". Und schließlich sei die Geschichte, in der alles gut geht - "Das Verlangen nach Liebe" von Hanns-Josef Ortheil - "deftig und rustikal".Auf dem Programm des Kulturkreises steht am Sonntag, 9. Dezember, 17 Uhr, das vorweihnachtliche Konzert in der St.Nikolauskirche. Es musizieren: Johannes Geffert (Orgel), Martina Klesse (Mezzosopran), Peter Scheerer (Trompete), Markus Schmitz (Cello) und Ulrike Friedrich (Flöte).

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