Menschen Ein Veteran der Umweltbewegung im Bitburger Land
Röhl · Besuch in Röhl: Vor 30 Jahren hat Hermann Schäfer die Bürgerinitiative „Wehrt euch“ gegründet. Damals wollten die Amerikaner 1000 Bäume für die Erweiterung des Flugplatzes Bitburg fällen. Doch es regte sich Widerstand.
Ein Anruf bei Hermann Schäfer in Röhl – und sofort ist alles wieder gegenwärtig. „Die Amerikaner wollten damals 1000 Buchen und Eichen fällen für die Erweiterung des Flugplatzes Bitburg“, sagt der mittlerweile 80-Jährige auf die Frage nach der ersten Bürgerinitiative der Eifel. „Wehrt euch für den Wald in Röhl und den umliegenden Ortschaften“, hieß die Initiative, die Schäfer damals gegründet hat. Der einstige Streiter für Natur- und Umweltschutz ist rasch bei seinem Thema – als wäre das alles erst gestern gewesen. Dabei sind doch 30 Jahre ins Land gegangen, und die Air Base Bitburg ist Geschichte. Doch untrennbar mit ihr verbunden ist der Verein „Wehrt euch“, und das ist Hermann Schäfer zu verdanken. „Dass die Bäume abgeholzt werden sollten, das konnte ich nicht ertragen, das hat mich aufgeregt“, sagt er im TV-Gespräch. Und aus diesem Nicht-Ertragen-Können erwuchs der Widerstand: „Wir müssen uns wehren!“, so viel stand für Schäfer fest.
Der damalige Brauereiarbeiter und Nebenerwerbslandwirt wird im Alter von 50 Jahren aktiv und wächst über sich hinaus. Er, der nach eigenen Angaben 30 Jahre keinen Brief mehr geschrieben hatte, entwirft nun Flugblätter und organisiert Versammlungen. „Bei einem der ersten Treffen im Gasthaus Wings waren ewa 300 Leute im Saal“, sagt Schäfer. Und dem Verein „Wehrt euch“ sind schließlich etwas über 200 Mitglieder beigetreten. Anliegen des Vereins, den auch die Gemeinde Röhl unterstützte, waren die Rettung der Bäume und der Schutz von Grundwasser und Fließgewässern. Außerdem sollte die militärische Erweiterung des Flugplatzes verhindert werden, ebenso wie die Zunahme der militärischen Manöver. Gefordert wird auch die Beseitigung von Altlasten auf dem Gelände des Flugplatzes und in dessen Umgebung. „Neben dem vorrangigen Ziel der Erhaltung des Waldes werden auch weiterhin heiße Eisen angepackt. Dazu gehört die Feuerlöschübungsanlage auf dem Flugplatz, die immer wieder im Kreuzfeuer der Kritik steht. Dabei wird eine Flugzeugattrappe mit etwa 2000 Litern Kerosin angesteckt und anschließend mit Schaumkanonen abgelöscht“, schrieb damals TV-Redakteur Damian Schwickerath.
Die genannten Ziele sollen mit demokratischen und friedlichen Mitteln erreicht werden, heißt es im Grundsatzprogramm der Initiative. Dafür legt sich Schäfer schon mal mit lokalpolitischen Größen an und scheut sich auch nicht vor Bundespolitikern. So schreibt er zum Beispiel am 12. Oktober 1989 dem Bundesvorsitzenden der SPD, Hans-Jochen Vogel, einen Brief. Darin beschwert sich der Eifeler deutlich darüber, dass Florian Gerster nicht zur Podiumsdiskussion nach Röhl kommen werde, obwohl er das zugesagt habe. Und aus der damaligen Hauptstadt Bonn bekommt Schäfer sogar Antwort: Gudrun Weyel, die parlamentarische Geschäftsführerin des Bundestages, antwortet ihm im Auftrag Vogels. Sie teilt dem Röhler mit, dass statt Gerster der Abgeordnete Karl Diller zur Podiumsdiskussion kommen werde.
Den Schriftverkehr mit der SPD in Bonn hat Schäfer, wie viele andere Dokumente, Briefe, Fotos und zahlreiche Artikel, auch aus überregionalen Medien in seinen Ordnern abgeheftet. Darin findet sich auch ein Foto eines Stern-Fotografen, das Schäfer mit seinen Mitstreitern im Wald zeigt; mit einem Transparent, auf dem steht: „Wehrt euch.“ Das erinnert an die Proteste im Hambacher Forst, wo der Wald für den Braunkohletagebau abgeholzt werden sollte. „Das finde ich gut, dass die sich für den Wald eingesetzt haben“, sagt der 80-Jährige. Nur Baumhäuser gab es damals im Röhler Wald nicht. Aber es ging auch schon sehr emotional zu. Schäfer erzählt, er habe bei Spaziergängen Bäume umarmt und gesagt: „Ihr steht noch länger hier, sogar noch, wenn die Amerikaner längst abgezogen sind.“ Und er hat Recht behalten. Er und seine Mitstreiter haben das Wäldchen gerettet, die Amerikaner haben von der Rodung abgesehen. „Wenn man sich wehrt, dann kann man auch was erreichen“, ist nach wie vor seine Botschaft. Man brauche auch Mitstreiter – und die Medien: „Die Berichte vom Schwickerath haben uns sehr geholfen“, sagt Schäfer heute. Sogar die überregionalen Medien zeigten großes Interesse an dem kleinen Verein, der sich gegen das amerikanische Militär zur Wehr setzte. Und er erinnert sich, das sogar das britische Fernsehen, die BBC, aus Röhl berichtete, ebenso wie die britische Tageszeitung „The Guardian“ und das Schweizer Fernsehen.
Und heute? Heute stören ihn und seine Ehefrau noch immer der Fluglärm von der Air Base Spangdahlem und die Umweltverschmutzung durch das amerikanische Miltiär, die – nach Schäfers Ansicht – weitergeht. Aber die Zeit des organisierten Protests ist für ihn vorbei, das Alter fordert seinen Tribut. „Am meisten ärgert mich, dass ich nicht mehr Auto fahren kann“, sagt Schäfer. Angesichts des nahenden Frühlings ist er zuversichtlich. Und dankbar ist er, dass er den Wald retten konnte. Und das bleibt ihm.