Vortrag über Praxissterben: Landärzte dringend gesucht

Speicher · Der Bitburger Neurologe Hans-Jürgen Götte hat in Speicher einen Vortrag mit dem Thema "Der Landarzt, ein Auslaufmodell" gehalten. Rund 30 Bürger kamen, um Göttes Analyse zu hören und mehr über mögliche Lösungen zu erfahren.

 Hans-Jürgen Götte erklärt, wie die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum in Zukunft aussehen kann. TV-Foto: Jörg Rossler

Hans-Jürgen Götte erklärt, wie die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum in Zukunft aussehen kann. TV-Foto: Jörg Rossler


Die Menschen im Eifelkreis werden sich zunehmend auf weitere Wege einstellen müssen, bis sie einem Allgemeinmediziner oder Facharzt gegenüber stehen. Dieses Problem gibt es bereits heute, und es wird sich laut dem Bitburger Mediziner verstärken.
Weitere Wege, längere Wartezeiten. In seinem Vortrag beschreibt der Neurologe Götte Probleme, die viele Patienten beim Arztbesuch erleben. Seine Prognose unterfüttert er anhand einiger Zahlen: Im Eifelkreis leben demnach rund 93 000 Menschen, die von rund 40 Hausärzten und etwa der gleichen Anzahl Fachärzten betreut werden. Ein Hausarzt betreut im Schnitt 2000 Bürger, ein Facharzt 33 000 Menschen. Tendenz weiter steigend. Denn zunehmend werden Praxen geschlossen, weil keine Nachfolger in Sicht sind.
Ein Grund für diese Misere sieht Götte in der Ausbildung. Um Medizin studieren zu können, wird ein Abitur mit einem Notenschnitt von 1,1 verlangt. Diese hellen Köpfe können nach ihrer Ausbildung dann frei wählen. Die meisten haben die Landarztromantik nicht in ihrer Planung.
"Warum lässt man nicht Studenten mit einem höheren Notenschnitt zu, die müssten sich aber dann ähnlich wie bei der Bundeswehr verpflichten, nach der Ausbildung für einen gewissen Zeitraum auf dem Land zu praktizieren", spricht der Arzt in den mit mehr als 30 Zuhörern gefüllten Raum. Allerdings erklärt Götte auch, dass dieses Modell erst in zehn, zwölf Jahren fruchten werde.
In der Zwischenzeit müssten sich Patienten anders behelfen: Fahrgemeinschaften bilden, wo der Öffentliche Personen Nahverkehr (ÖPNV) seinen Betrieb eingestellt hat. Eine weitere Lösung sei die Telemedizin über das Internet. Dabei kranke es am mangelnden Netzausbau und am fehlenden persönlichen Kontakt zum Patienten.
"Die Probleme sind vielschichtig", erklärt Götte und vergleicht die Lage mit dem Klimawandel. Es müsse gehandelt werden, offen bleibe, ob die Entwicklung aufzuhalten sei. Jör

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