Vulkanmarkt droht Boykott

DAUN. Die Entscheidung des Gewerbe- und Verkehrsvereins Daun, die Vulkanmärkte von einem Veranstaltungsservice ausrichten zu lassen, stößt bei den Mitgliedern der Interessengemeinschaft Marktkaufleute auf Protest. Beim monatlichen Krammarkt demonstrierten sie gegen die neue Regelungen.

 Claudia und Bruno Cramer erklären einer Kundin, warum sie die nächste Auflage des Vulkanmarkts boykottieren wollen.Foto: Helmut Gassen

Claudia und Bruno Cramer erklären einer Kundin, warum sie die nächste Auflage des Vulkanmarkts boykottieren wollen.Foto: Helmut Gassen

"Diese Entscheidung kam völlig überraschend für uns und macht unsere Teilnahme am Vulkanmarkt aus wirtschaftlichen Überlegungen nicht mehr möglich", stellt Michael Brämisch, Sprecher der Interessengemeinschaft (IG) Marktkaufleute, klar. Mehrere Jahre war die IG für die Planung der Vulkanmärkte zusammen mit dem Gewerbe- und Verkehrsverein (GVV) zuständig, im vergangenen Jahr hatte dies der GVV selbst übernommen. Dieser Alleingang war für den Verein aber nicht mehr zu schaffen. "Wir können die Anforderungen, die an eine solche Veranstaltung gestellt werden, mit unseren Mitteln einfach nicht leisten. Die Arbeitsbelastung ist für uns zu hoch", erklärt Vorsitzender Udo Stritzke, warum entschieden wurde, die Organisation an die Agentur Andreas Mudring, einen Veranstaltungsservice aus Overath bei Köln, zu übertragen. Von dem neuen Veranstalter, der auch in Gerolstein schon die Organisation übernommen hat und 150 Marktkaufleute unter Vertrag hat, verspricht sich der GVV neue Impulse."Eine glatte Unverschämtheit"

Die Marktkaufleute bekamen von der Agentur ein Schreiben, in dem die neuen "Spielregeln" mitgeteilt wurden. Ab sofort übernimmt "der Trödelmarktveranstalter", wie ihn IG-Sprecher Brämisch nennt, die Organisation des Vulkanmarktes. Die Neuerungen sorgen für "dicke Luft" unter den Marktkaufleuten. "Solche Knebelverträge lasse ich mir nicht aufdrücken", sagt Claudia Cramer aus Haserich (Hunsrück), die mit ihrem Mann Bruno Schmuck und Geschenke anbietet. In den Geschäftsbedingungen ist festgelegt, dass die Händler einen Betrag von zwölf Euro Standgeld pro Meter zu bezahlen haben. Bisher wurde nur ein Nutzungsgeld an die Stadt bezahlt. "Zwölf Euro pro Meter ist Wahnsinn und eine Schweinerei", schimpft Seppl Stadler aus Kelberg. Auch Günter Krämer aus Prüm, der mit Strumpfwaren handelt, ist wütend: "Es ist eine glatte Unverschämtheit, was da von uns gefordert wird. Denn die überhöhten Preise stehen in keiner Relation zum Leistungsangebot des Veranstalters und sind für uns Existenz bedrohend. Man stellt uns doch dumm hin nach dem Motto: Die werden schon zahlen. Ich werde auf keinen Fall teilnehmen". Außerdem sind die Standplätze schon am Freitag einzunehmen, da der Markt ab sofort wieder an Samstag und Sonntag stattfinden soll. Das hat zur Folge, dass Kaufleute, die von weit anreisen müssen, in Daun übernachten müssen. Gerade die Praxis des zwei Tage dauernden Markts hatten die Marktkaufleute aber aus wirtschaftlichen Gründen abgeschafft. Bruno Cramer erklärt: "Samstag ist Autowaschtag, Einkaufstourtag und Heimwerkertag, da kommt kein Mensch". Brämisch ergänzt: "An diesen Tag läuft effektiv nichts, aber diese Praxis mit zwei Tagen ist typisch für Trödelmarktveranstalter". Weitere Kritikpunkte der Händler: So soll der Vulkanmarkt statt wie bisher bis 18 Uhr, wenn auch die Geschäfte am verkaufsoffenen Sonntag zumachen, künftig bis 20 Uhr gehen. Und dieser Termin ist einzuhalten, denn wer früher fährt, egal aus welchen Gründen, soll künftig eine Konventionalstrafe zahlen. Beim monatlichen Krammarkt nutzten die Händler die Möglichkeit, noch vor dem ersten Vulkanmarkt mit der Automobilschau und dem verkaufsoffenen Sonntag am 5. und 6. April zu protestieren. "Wir nehmen in diesem Jahr nicht am Vulkanmarkt teil", stand auf Plakaten, die an vielen Ständen hingen. Diese Entscheidung schlossen sich alle Mitglieder der IG Marktkaufleute an.Völlig überrascht von der Aktion

Völlig überrascht von der Aktion waren nach eigenem Bekunden die Marktorganisatoren Andreas Mudring und Alexander Kredelbach. "Wir haben vom GVV die Liste der Händler bekommen und diese angeschrieben. Darauf hat sich kaum einer der Marktkaufleute gemeldet. Von einem Boykott des Marktes haben wir erst heute erfahren", erklärten sie am Donnerstag im Gespräch mit dem TV . Sie hoffen auf eine Zusammenarbeit mit den IG-Mitgliedern: "Von einem attraktiven Markt profitieren doch alle. Auch deshalb haben wir das Standgeld von zwölf auf acht Euro pro Meter reduziert und mit einigen Händlern schon gesprochen. Wir warten nun auf die Resonanz auf unser Angebot." Udo Stritzke hat Verständnis für den Ärger der Marktkaufleute, stellt aber auch klar: "Die günstigen Preise der vergangenen Jahre kann die Agentur nicht bieten. Sie muss auch auf ihre Kosten kommen." Er verweist darauf, dass das neue Angebot der Veranstalter mit zusätzlichen Attraktionen über den normalen Krammarkt hinaus gehen wird. Dass der Samstag ein "schwieriger Tag" ist, räumt der GVV-Vorsitzende ein, aber: "Dennoch sollte dieser Versuch gestartet werden." Er hofft auf einen erfolgreichen Neubeginn und vor allem auf einen Faktor für das ereignisreiche erste April-Wochenende: "Ganz wichtig ist nach unseren Erfahrungen: Das Wetter muss mitspielen!"

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