Wanderer zwischen den Welten

PRÜM. Zwei Freunde, zwei Bücher, zwei Flaschen Bier: Eifel-Fan Manuel Andrack und Schauspieler Victor Calero traten in Prüm den Beweis an, dass Fußball und Wandern bestens zusammen passen. Die Zuschauer im prall gefüllten Konvikt lauschten ihren Ausführungen über Freundschaft, Fußkrankheiten und Fan-Gehabe.

Dia-Show am Ende: Auf der Leinwand räkelt sich ein weißer Kater auf einem Sessel, geknipst irgendwo bei Manuel Andrack zu Hause. Mit Wandern hat das wenig zu tun. "Aber mit Fußball", erklärt Andrack und stellt sein Haustier vor: "Das ist Herr Podolski". Der prominente Vorzeige-Wanderer hat auch Interessen jenseits von Stock und Stein. "Fußballgott" verspricht sein schwarzes T-Shirt, das nur leidlich vom Plautzen-Ansatz ablenken kann. Seinen glühend verehrten 1. FC Köln feiert Andrack als den "Verein der Intellektuellen". Auch wenn er die Stunden vor der Lesung in Prüm dann doch lieber mit Stadion-Quartett spielen verbringt als mit Schopenhauer oder Kant. Manuel Andrack, der Beisitzer, Stichwortgeber und Dialogpartner von Harald Schmidt, hat über seine beiden Leidenschaften Bücher geschrieben ("Du musst wandern", "Meine Saison mit dem FC"). Und darüber, dass seine beiden Passionen sehr gut zusammen passen, sich sogar hervorragend ergänzen, spricht Andrack in Prüm. Eins macht er den Zuschauern gleich zu Beginn klar: "Lesungen find` ich eigentlich nicht so doll." Daher nimmt Andrack seinen besten Freund, den Schauspieler Victor Calero, mit auf die Bühne. Die beiden, die sich vor mehr als 20 Jahren bei einem Zeltlager der Katholischen Studierenden Jugend kennen gelernt haben, sitzen auf Barhockern, inszenieren die beiden Bücher, die Andrack geschrieben hat - und vor allem sich selbst. Ein bisschen wird aus dem Wanderbuch rezitiert, doch viel lieber unterhalten sich die beiden Freunde und lassen ihre gemeinsamen Touren - Wanderungen wie Stadionbesuche - Revue passieren. "Den Goethe-Weg können Sie vergessen. Der bringt's nicht. Der ist Mist", leitet der Fernseh-Redakteur seine Anekdote über eine Wanderung in Thüringen ein. Die Begegnung mit dem Wirt des "Lindenhof" - vor allem die intensive Schilderung der versifften Unterhose - sorgt für Lacher im Konvikt. Auch bei dem Auftritt mit seinem Freund fühlt sich Eifel-Fan Andrack in der Rolle des Stichwortgebers sichtlich wohl. Er erwähnt den Ex-Kölner Thomas Cichon - in dieser Saison um ein Haar zu Eintracht Trier gewechselt. Fußballerisch sei Cichon ziemlich "limitiert", doch was seine Gesten betrifft: ein wahrer Fußballgott. Schauspieler Calero darf zu Stichworten wie "Abwehr scheuchen" oder "Mannschaft dirigieren" die entsprechenden Bewegungen machen. "Du siehst aus wie ein schwuler Albatross", lästert Andrack dann schon mal. Um dem Publikum einen besseren Eindruck von den Wander-Touren zu vermitteln, zeigen Andrack und Calero am Ende der Comedy-Lesung Dias. Dort bekommt das Publikum auch den zuvor beschriebenen "Lindenwirt" aus Thüringen zu sehen. Mit Papa Andrack auf dem Lieserpfad, Andracks entzündeter kleiner Zeh und auf der Gondel in der böhmischen Schweiz - zu jedem Bild gibt es eine lustige Geschichte. Wenn der FC seine Fans in den nächsten Monaten ebenso unterhält wie Andrack und Calero, dann kann es noch was werden mit dem Klassenerhalt.

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