FDP-Politiker kritisiert Trassenführung über unattraktive Nebenroute Auf der Suche nach dem Töpferglück
Speicher/Herforst · Die Verbandsgemeinde Speicher würde gerne den ersten Schritt hin zu einem neuen interaktiven Wanderweg machen. Doch der geplante Streckenverlauf sorgt im Rat für Unmut.
Toni und Jacob — um diese beiden soll sich alles drehen. Jacob ist wandernder Töpferhändler oder wie es in Speicher heißt: Riazemann. Und er möchte Toni finden. Einen Zauberkrug, der demjenigen, der aus ihm trinkt, Kraft, Mut und Glück verleiht. Und der, der Legende nach, im Speicherer Wald versteckt sein soll.
Der Haken an der Sache: Jacob, dessen Name wohl an den Eifeler Industriellen und Firmengründer Jacob Plein-Wagner erinnern soll, ist nicht der Einzige, der nach dem magischen Gefäß Ausschau hält. Im Forst gibt es auch allerhand andere Wesen, die Toni finden wollen. Also braucht der Riazemann, der sonst den lieben langen Tag in der Kapellenstraße herumsitzt, Hilfe. Und diese Unterstützung verspricht sich der Händler von den Besuchern des Töpferglückspfads.
Das ist, grob zusammengefasst, die Geschichte, die die Spaziergänger auf dem neuen Rundweg zwischen Speicher und Herforst begleiten soll. Infotafeln und Stationen sollen vor allem aktive Familien mit Kindern ansprechen und ein Erlebnis bieten.
„Storytelling“, auf deutsch: „Geschichten erzählen“, nennen die Touristiker diese moderne Form des Wanderwegs, abseits der Karten und überfrachteten Hinweistafeln. In der Branche wird diese Erzählform als der neueste Schrei gehandelt.
Auch die Planer der Verbandsgemeinde Speicher setzen auf diese Idee beim neuen Töpferglückspfad. Einem etwa sechs Kilometer langen Rundweg, der vom städtischen Parkplatz Lermesbrück durch den Wald nach Herforst und wieder zurück führen soll. Vorbei an der römischen Langmauer und den Fundstellen der antiken Töpferöfen sollen entlang des Weges etliche interaktive Stationen auf den Gast warten, etwa ein Baumstammlabyrinth, eine Grabungs- und Matschecke, eine Wasserkurbel, eine Betonrutsche und dergleichen mehr
Soweit so gut. Bei der geplanten Streckenführung aber scheiden sich die Geister im VG-Rat. Vor allem bei FDP-Mann Harald Thiel sorgt der geplante Weg für Kopfschütteln: „Es gibt so viele tolle Wege im Speicherer Land. Ich verstehe nicht, warum es gerade dieser sein muss.“ Und Thiel muss es wissen. Schließlich ist er als Vorsitzender des Eifelvereins Speicher vom Fach.
Ursprünglich, sagt der Wanderexperte, sei ein abwechslungsreicher Rundweg angedacht gewesen. Die VG habe die Streckenführung aber verändert und wolle den Spaziergänger stattdessen über ein recht unattraktives und stark steigendes Verbindungsstück führen. Der Grund waren wohl die Beschwerden von Jägern gewesen. Der Weg, so argumentierten die Pächter, führe direkt das Habitat einer Rotwildpopulation. Und diese könnten sich durch die Wanderer gestört fühlen.
„Wir reden hier von einem Bereich, der von Fluglärm belastet ist und ohnehin von Spaziergängern durchkreuzt wird“, sagt Thiel. Trotzdem halte er einen Kompromiss für möglich. Die vorgeschlagene Route aber sei keine Alternative zur alten Planung, klagt er: „Wenn wir schon so viel Geld in die Hand nehmen, um einen schönen Weg zu schaffen, dann sollten wir das auch wirklich ordentlich machen.“
Immerhin 18 700 Euro könnte laut einer Markterkundung der VG allein die Konzeption der Töpfererlebniswelt kosten (siehe Info). Angesichts dessen, sagt Thiel, sollte man die Trasse nochmal überdenken, bevor man ein Planungsbüro beauftragt.
Diesem Antrag konnten sich dann schließlich auch alle Fraktionen im VG-Rat einstimmig anschließen. Die Wegeführung wird also nochmal überprüft, bevor ein Planungsbüro beauftragt wird.
Die Fachleute beschäftigen sich dann mit der Feinkonzeption, also der konkreten Ausgestaltung von Infotafeln und Stationen. Wenn all das steht, werde erst mit der Umsetzung des Töpfer-Glücks-Pfads begonnen, sagt Bürgermeister Manfred Rodens (CDU). Ein konkreter Start für die Bauarbeiten ist also noch nicht bekannt.