Warten auf den Perlmuttfalter: Moore bei Weißenseifen erholen sich nach Renaturierung

Weißenseifen · Seit 2011 fördert die Europäische Union die Renaturierung der drei Moore rund um Weißenseifen. Ein Projektteam ist mit den Ergebnissen vier Jahre nach den größten Eingriffen zufrieden - anscheinend erholt sich die Natur wie geplant.

 Sind sichtlich zufrieden: Jan Hoffmann (links) und Moritz Schmitt vom Projektteam EU-Life besichtigen in unregelmäßigen Abständen „ihr“ Gebiet. TV-Foto: Frank Auffenberg

Sind sichtlich zufrieden: Jan Hoffmann (links) und Moritz Schmitt vom Projektteam EU-Life besichtigen in unregelmäßigen Abständen „ihr“ Gebiet. TV-Foto: Frank Auffenberg

Weißenseifen. Bei jedem Schritt schmatzt und gluckert es. Mit jedem Tritt vibriert der Boden. Ein Marsch durchs Moor ist etwas ganz Besonderes - irgendwie unheimlich. Unwillkürlich denkt man an Annette von Droste-Hülshoffs Ballade vom Knaben im Moor: "O schaurig ist\'s übers Moor zu gehen."
Gar nicht schaurig zumute ist es aber Moritz Schmitt und Jan Hoffmann, wenn sie sich im Auftrag der Stiftung Natur und Umwelt in den drei Mooren rund um Weißenseifen umsehen. Stolz und Zufriedenheit, Neugier und Aufregung zeichnen sich beim Gang durchs Moor auf ihren Gesichtern ab.Einsatz für die Natur


Seit 2011 betreuen sie die Umsetzung des Projektes EU-Life im Teilbereich Moore. Rund um die Künstlersiedlung Weißenseifen hatten sie dabei alle Hände voll zu tun. Das ambitionierte Ziel: So gut wie möglich das Moor Dreiherriger Stein, das Heidemoor und das Truffvenn auf dem Weg nach Burbach in ihre natürliche Ausgangslage versetzen.
150 000 Euro flossen in die Renaturierung dieser drei Gebiete (der TV berichtete). "Die Hälfte wurde aus Brüssel bezahlt, den Rest teilten sich das Umweltministerium, die Landesforsten, unsere Stiftung und der Naturschutzbund", sagt Schmitt. Vor zwei Jahren wurden die größten Eingriffe in die Landschaft abgeschlossen.
Während am Dreiherriger Stein und im Heidemoor vor allem der große Fichtenbestand abgeholzt werden musste, galt es für die Naturschützer, das Truffvenn - neben der Abholzung von 1000 Fichten durch das Forstamt Gerolstein - komplett umzugestalten. Es war fast ausgetrocknet. Ehemalige Torfmulden wurden in Sammelbecken verwandelt, große Stauflächen wurden eingerichtet. Zwei Jahre sind seitdem vergangen: Höchste Zeit also für eine Bestandsaufnahme. Haben sich die Mühen gelohnt? "Und wie", findet Schmitt. "Bei jedem Besuch sehen wir, wie sich die Moore erholen und sich ihr typischer Zustand wiederherstellt."
Das Fällen der Fichten sei ein guter Schritt gewesen. "Sie ziehen unglaublich viel Wasser aus dem Moor. Das Wasser sollte aber eigentlich in den Torfmoosen gespeichert werden", sagt Hoffmann. Schmitt greift demonstrativ nach einem winzigen Büschel Moos, presst es, und ein Schwall Wasser läuft über seine Hand. Die Pflanzen wirkten wie ein Schwamm, erklärt er. Torfmoose speichern das 25-Fache ihres eigenen Gewichts an Wasser. Allein die 1000 geschlagenen Fichten entzogen einem Moor an einem warmen Sommertag schon 50 000 Liter Wasser - Flüssigkeit, die den Torfmoosen fehlte. Wenn sie sich jetzt - wie deutlich zu sehen ist - wieder ausbreiten, findet bald auch anderes typisches Moorgewächs eine Heimat.
Vielleicht breitet sich dann auch die Moosbeere schnell wieder aus, denn auf sie haben es die Naturschützer besonders abgesehen. "Wenn sie wieder in größeren Mengen wächst, kommt auch der fast verschwundene Hochmoor-Perlmuttfalter zurück", sagt Schmitt. Als Larve ernährt er sich nämlich ausschließlich von den saftigen Beeren. "Im Dreiherriger Stein und im Heidemoor sind die Moosbeerenbestände, wenn welche zu finden sind, gesund und gut. Im Truffvenn kommt sie zudem langsam zurück. Bald können wir Falterweibchen aussetzen und hoffen, dass sie sich hier wohlfühlen", sagt er.
Im Heidemoor habe man übrigens leider nicht so viel Gestaltungsmöglichkeiten wie im Truffvenn gehabt, merkt Hoffmann an. "Potenzial für Wassermaßnahmen gäbe es zwar auch dort, aber die Gegend wird als Trinkwassergebiet genutzt. Da sind uns dann aus verständlichen Gründen die Hände gebunden."
Die Landschaftsgestalter sind dennoch zufrieden. "Man braucht sich nur die Heidelbeeren anzuschauen. In manchen Bereichen sind sie zwar grün, dort, wo sich aber das Torfmoos ausbreitet, sterben die Beeren schon ab", sagt Hoffmann. Sie werden schwarz - ein Zeichen dafür, dass sich das Moor erholt.
Weitere Informationen bei EU-Life unter dem Stichwort "Moore bei Weißenseifen" im Internet unter: www.life-moore.deExtra

Im Januar 2011 startete das EU-Life-Projekt "Wiederherstellung und Erhalt von Hang-, Hoch- und Zwischenmooren sowie angrenzenden Lebensräumen im Hunsrück und in der Eifel". Das Projekt gehört zu Natura 2000, einem Programm zur Einrichtung größerer Schutzgebiete. Für insgesamt 2,7 Millionen Euro sollen mit dem Programm verbuschte Moorlandschaften wieder hergestellt werden und somit vor der Verwaldung gerettet werden. In Rheinland-Pfalz leitet die Stiftung Natur und Umwelt RLP das Projekt. Die Arbeiten werden gemeinsam mit den Landesforsten Rheinland-Pfalz, dem Landesamt für Geologie und Bergbau sowie der Wasserwirtschaft umgesetzt. Die Hälfte der Projektkosten wird dabei von der Europäischen Kommission übernommen. Bis 2015 werden in 14 Gebieten im Hunsrück und in der Eifel Moore renaturiert. Das Programm wurde mittlerweile um ein Jahr verlängert. aff

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