Land- und Forstwirtschaft Warum der Wald in der Eifel jetzt eine Regenpause gebrauchen könnte

Bitburg/Prüm/Neuerburg · Regen, Stürme, Niederschlag: Reicht das mittlerweile nicht für Böden und Bäume nach den Trockenjahren? Antwort: Die Lage in der Eifel ist besser als befürchtet, die Sorge aber längst nicht vorbei.

 Traktor im Oberen Kylltal.

Traktor im Oberen Kylltal.

Foto: Fritz-Peter Linden

Schon wieder: Auch in dieser Woche gab sich das Wetter spürbar Mühe, es uns ungemütlich zu machen. Erneut stürmten Böen über die Eifel, erneut klatschte Regen aus dichten Wolken.

Das ärgert viele – abgesehen davon, dass der Winter sich bisher sehr dabei zurückhielt, ein echter Winter zu sein. Allerdings bedeuten die Niederschläge auch: Es kommt Wasser in die Böden. Und die brauchen das, denn nach den beiden extremen Trockenjahren 2018 und 2019 sind die tieferen Schichten ausgemergelt. Und in den Wäldern sollte es dazu beitragen, die Bäume gegen den Borkenkäfer zu stärken, unter dem sie in diesen Jahren so stark gelitten haben.

Aber stimmt das auch? Helfen die Regenfälle? Antwort: Ja und nein. „Aktuell, denke ich, hat’s genug geregnet“, sagt Christa Thiex von der Landwirtschafts-Abteilung beim Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Bitburg.

Die Lage sei deswegen, verglichen mit den Vorjahren, nicht mehr ganz so dramatisch: „Von Oktober bis heute haben wir an der Wetterstation Wiersdorf 550 Liter pro Quadratmeter gemessen. Im Jahresschnitt liegen wir meistens bei 800.“

Klingt zwar ganz gut, reicht aber noch nicht: „Die unteren Schichten hätten schon noch ein bisschen Bedarf“, sagt Christa Thiex. Denn dort, etwa ab einer Tiefe von 60 oder 70 Zentimetern, habe sich noch immer nicht genügend Wasser ablagern können.

Zwar sei man aus Sicht der Landwirtschaft froh über den Regen. Aber – großes Aber: Das Wasser sickere nicht genügend ein – es bleibe obendrauf stehen („Da sieht man jetzt überall die Riesenpfützen“) oder fließe ab, weil zuviel davon auf den Böden liegt. Und das führe, wie aktuell ja zu sehen, dann auch noch zu Hochwasser.

Und diese „Staunässe“, sagt Christa Thiex, „die schadet dem Wintergetreide. Im Extremfall stirbt das ab. Und wir haben jetzt Anfang März, wo der Bauer normalerweise die Frühjahrsaussaat aufbringt.“

Was letztlich zu einer paradoxen Situation führt: Zwar ist immer noch nicht genug Wasser im tiefen Boden, es muss also noch mehr Regen rein. Damit aber alles sich bessern kann, müsste es erst eine Regenpause geben. Dann könnten die Bauern loslegen – bevor es danach hoffentlich wieder weiter regnet.

Nasse Böden: Die machen auch den Wäldern zu schaffen. „Die Böden sind aufgeweicht. Und dadurch für Sturm und Wind anfälliger“, sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde und Vorsitzender des Waldbauvereins Prüm mit seinen 3500 Mitgliedern.

Und man sieht es in diesen Wochen immer wieder: Nach jedem Stürmchen kippen weiterhin und immer noch viele Bäume um, die von den vorherigen Orkanen und zudem von der Borkenkäferplage geschwächt sind. Und wegen der Dürrejahre zu wenig Wasser ziehen konnten, um sich dagegen wehren zu können.

Eine große Entwarnung also, sagt Rudolf Becker, Büroleiter im Forstamt Neuerburg, „können wir nicht geben“. Trotz der Regenfälle: Der Winter sei zu mild bisher, „sodass der Borkenkäfer auch nicht besonders gelitten hat. Das ist nach wie vor akut.“

Dennoch sagt auch Becker: „Seit Oktober hat sich der Niederschlagswert erheblich verbessert. 2019 hatten wir im Februar ganz wenig Regen.“ Im gerade abgelaufenen Februar 2020 habe sich diese Menge immerhin verdoppelt.

Deshalb: „Bei aller Sorge haben wir eine Ausgangssituation, die besser ist als im letzten Jahr“, sagt Becker. Wenn auch noch immer nicht gut genug, wie Aloysius Söhngen ergänzt: „Wir brauchen mit Blick auf die Borkenkäferplage Wasser nötiger denn je. Von daher kommt uns das Wetter, abgesehen davon, was es sonst insgesamt macht, entgegen.“

Wobei die Westeifel im Vergleich zum übrigen Deutschland „noch wesentlich günstiger“ davongekommen sei, wie Rudolf Becker erläutert: Denn je weiter man nach Osten blicke, desto schwieriger sei die Bodensituation: Schaue man dort richtig in die Tiefe, auf etwa 2,50 Meter, „dann wird einem angst und bange“.

So sei in der Eifel die Ausgangslage zumindest etwas entspannter. Aber man wisse eben noch nicht, wie sich die Frühlingsmonate entwickeln werden: „Und sobald es über 15, 16 Grad geht, kann das für den Käfer das Startsignal sein.“

 Folge von Nässe im Boden, Stürmen und Käferbefall: Die Bäume sind zu schwach, um standzuhalten – wie dieser am Schwarzen Mann bei Prüm.

Folge von Nässe im Boden, Stürmen und Käferbefall: Die Bäume sind zu schwach, um standzuhalten – wie dieser am Schwarzen Mann bei Prüm.

Foto: Fritz-Peter Linden

Und dieses Problem, sagt Rudolf Becker, „wird uns noch einige Zeit begleiten. Da kommt man einfach nicht von weg.“

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