Warum die Fichte Preußenbaum heißt

Bitburg/Daun/Prüm · Kaum ein Baum prägt die Eifel so wie die Fichte. Dabei gehört sie nicht zur natürlichen Vegetation dieser Region. Erst die Preußen brachten den Baum nach "Preußisch Sibirien" - vor allem aus wirtschaftlichen Gründen.

 Holzlieferant für die Eifel: die Fichte. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Holzlieferant für die Eifel: die Fichte. TV-Foto: Archiv/Klaus Kimmling

Bitburg/Daun/Prüm. Sie wächst schnell, man kann sie für vieles nutzen - für den Bau von Gebäuden, für Türen, Furnier und Pfosten: die Fichte. Schlagende Argumente für die Preußen, diese Baumart für die Aufforstung der Eifel zu Beginn des 19. Jahrhunderts zu verwenden.
Damals war die Eifel eine große Heidefläche. Die Holzkohlegewinnung hatte dazu beigetragen. Ebenso die Beweidung und Streunutzung ließen die ehemaligen Waldflächen der Eifel verschwinden. Bauern trieben ihre Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine in den Laubwald, wo vor allem die jungen Triebe sowie Eicheln und Bucheckern als Nahrungsgrundlage dienten.
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Gut für die Tiere und die Bauern, schlecht für die Natur. Junge Eichen- und Buchenbäume hatten so gut wie keine Chance, zu wachsen. Regen wusch die geringe Humusschicht fort. Immer mehr Ödländereien entstanden. Die Eifeler hungerten.
Dann kamen die Preußen als neue Besitzer der Eifel. Mit Gesetzen und Verordnungen trieben sie die Wiederbewaldung der Gemeinde- und Staatsflächen voran. Am besten gediehen dort die anspruchslosen Kiefern und die Fichten. Viele Bauern wehrten sich dagegen, weil sie den Verlust der Weide- und Streunutzungsflächen fürchteten. In mehr als einer Gemeinde mussten die Neupflanzungen sogar durch Polizei und Soldaten geschützt werden. Noch heute nennen einige die Fichte den "Preußenbaum".
Tatsächlich brachten die Bäume vielen Gemeinden Wohlstand. Durch die massive Aufforstung gelang es der preußischen Forstverwaltung, den Niedergang des Eifelwalds zu verhindern, eine Klimaverbesserung in "Preußisch Sibirien" zu bewirken und der Armut entgegenzuwirken.
Doch die Fichte verschwindet allmählich aus dem Landschaftsbild. Bei Neuanpflanzungen wird sie sukzessive durch den robusteren Laub-Mischwald ersetzt. Spätestens nach den großen Orkanen wie Vivian (1990) und Lothar (1999) wuchs die Erkenntnis, dass Mischwälder ökologisch wertvoller und robuster sind als Monokulturen.
Extra

Die Fichte (Picea) gehört in die Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Die einzige in Mitteleuropa heimische Art ist die Gemeine Fichte (Picea abies). Fichten erreichen in der Regel Wuchshöhen von 20 bis 60 Meter, in Ausnahmefällen mehr als 80 Meter.

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