Was alt ist, weiß Neu

Bitburg · Kaum einer kennt die Geschichte der Eifel besser als Peter Neu. Der Stadtarchivar erhält morgen die Ehrenplakette der Stadt Bitburg - eine weitere von zahlreichen Auszeichnungen. Und gibt uns aus diesem Anlass einen kleinen Einblick in seine Geschichte, die untrennbar mit der Bitburgs verbunden ist.

 Immer mittwochs ist Peter Neu im Archiv der Stadt anzutreffen. TV-Foto: Eileen Blädel

Immer mittwochs ist Peter Neu im Archiv der Stadt anzutreffen. TV-Foto: Eileen Blädel

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Bitburg. "Es gibt nichts Langweiligeres als Zahlen", sagt Peter Neu. Denn in der Geschichte gehe es um die Geschichten, die in ihr stecken, und die müsse ein Lehrer "erzählen können". Als solcher hat Peter Neu gearbeitet, bevor er, wie er gerne sagt, nach seiner Pensionierung zum Stadtarchivar "befördert" wurde.
Um nun Peter Neus Geschichte zu Papier zu bringen, bräuchte es viel mehr als nur diesen einen Zeitungsartikel. Immerhin: "Ich bin - und das ist das Furchtbare - mittlerweile 80 Jahre alt geworden." Jedenfalls "können Sie das alles ja gar nicht schreiben". Hat er gesagt und uns dankenswerterweise trotzdem aus seinem Leben erzählt.
Rückkehr nach Bitburg


Aber so manches lässt sich in seinem selbstverfassten Büchlein von 1996 nachlesen: "Wie Mätthi uns gebeichtet hat". Da erzählt er auch, wie er als junger Bursche mit Freunden zur Springprozession hinüber ins luxemburgische Echternach ist - und mit Bohnenkaffee wieder über die Grenze zurück wollte. "Meine erste Schmuggelei. Ein halbes Pfund über die Sauer werfen, das haut nicht hin, also hatten wir es in den Strümpfen und sind mit schweren Beinen auf dem Fahrrad zurückgefahren", erzählt Peter Neu. "Es gibt Dinge, die man als Kind erlebt und nie vergisst."
Seinen Lebensweg, meint er, habe der Zufall bestimmt. So habe er es einem Lehrer, der ihn für Geschichte begeistert hat, zu verdanken, dass er eben auch dieses Fach studiert habe - neben Germanistik und Volkskunde. Und weil man sich damals die Stellen habe aussuchen können und er dachte, in Norddeutschland warst du noch nicht, sei er nach Bremen gegangen. "Und wegen der Freundin dann nach Bitburg zurück." Er ist noch heute mit ihr verheiratet.
Und wäre er nicht wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einem Bonner Professor geworden, der sich mit Rheinischer Geschichte befasste, hätte er sich genauso gut mit der Historie Spaniens und Lateinamerikas statt mit der der Eifel auseinandersetzen können - die fand er nämlich auch spannend.
Mitarbeit an erster Stadtchronik


Es kam dann aber eben anders - zum Glück für Bitburg, über dessen Geschichte Peter Neu von 1962 an Arbeiten veröffentlichte. Seine erste Arbeit im Auftrag der Stadt war dann gleich ein Riesenwerk: nämlich die erste Chronik der Stadt von 1965. Etwa ein Drittel stammt aus seiner Feder. Als es in Bitburg vorgestellt wurde, erinnert er sich, habe einer seiner Kollegen ihm zugeflüstert: "Das Buch ist so dick, das liest kein Mensch." Aber auch das kam doch etwas anders. Neben wissenschaftlichen Werken - darunter neun Bände über die Geschichte der Herzöge von Arenberg, ein letzter ist in Arbeit - hat Peter Neu auch Kinderbücher geschrieben. "Als das Christkind in der Eifel zur Welt kommen sollte" sei entstanden, weil er seinem Enkel immer Geschichten erzähle. "Das muss man ja, wenn man Opa wird", sagt er. Also: erzählen.
Und erzählen "muss ich aber jetzt aber auch noch, wie das mit dem Stadtarchiv damals war", sagt Peter Neu. Noch so ein Zufall, ein guter: Nach der Zerstörung im Krieg waren die Bitburger dabei, Schutt und Asche wegzufahren, als darin eine Blechkassette auftauchte, in der die alten Urkunden aufbewahrt wurden. Trotzdem wären sie wohl verloren gegangen, "wäre der alte Rentmeister Caster mit seinem Sohn nicht dabei gestanden", erzählt Peter Neu. "Der hat sie gerettet. Und dem kann die Stadt nicht dankbar genug sein."
Und nicht dankbar genug ist die Stadt auch ihrem Archivar - weshalb sie ihm am Freitag die Ehrenplakette "Maximi Honoris causa" verleiht. Peter Neu: "Jetzt hab ich keinen Platz mehr zu Hause. Die krieg ich noch unter. Aber dann ist Feierabend." Zumindest, wenn es nach ihm geht, was die Ehrungen betrifft. Bestimmt nicht das Erzählen.Extra

Peter Neu wurde am 2. September 1935 in Bitburg geboren und wuchs in Niederweis auf. Sein Abitur machte er in Münstermaifeld. Dann studierte er Geschichte, Germanistik und Volkskunde in Köln, Bonn und Freiburg. 1960 trat er in den Schuldienst ein, lehrte unter anderem an der Otto-Hahn-Realschule in Bitburg und war von 1978 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1995 Leiter der Realschule St. Matthias in Bitburg. Danach übernahm er ehrenamtlich das Amt des Stadtarchivars. Nebenbei promovierte er mit einer Arbeit über die Grafen von Manderscheid. Er veröffentlichte Arbeiten über die Zerstörung und den Wiederaufbau der Stadt Bitburg, zur gemeinsamen Geschichte von Bitburg und Luxemburg und zum Wiener Kongress, schrieb über die Eisenindustrie in der Eifel und die Herzöge von Arenberg. Peter Neu war lange Jahre Vorsitzender des Redaktionsausschusses des Heimatkalenders des Eifelkreises Bitburg-Prüm. Der 80-Jährige erhielt bereits 1971 den GEFFRUB Preis (Gesellschaft der Freunde und Förderer der Universität Bonn), bekam außerdem die Arenberg-Medaille - sowohl in Silber als auch in Gold, den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz, den Kulturpreis der Dr.-Hanns-Simon-Stiftung, den Deutschen Bürgerpreis für sein Lebenswerk - und, nein, auch diese Liste ist nicht erschöpfend. Neu ist seit 1962 verheiratet, er hat einen Sohn und einen Enkel. eib

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