Was Schüler von Eifeler Politikern wissen wollen

Bitburg · Novemberrevolution, Hitlerputsch, Reichspogromnacht, Mauerfall: Der 9. November ist ein geschichtsträchtiges Datum. Und ein Tag, an dem zum inzwischen neunten Mal landesweit Landtagsabgeordnete mit Schülern ins Gespräch kommen. Im Eifelkreis waren Monika Fink (SPD), Michael Billen (CDU) und Dietmar Johnen (Bündnis 90/Die Grünen) in Schulen unterwegs.

 Gebannt verfolgen die Neunt- und Zehntklässer der Bischöflichen Hauptschule St. Matthias in Bitburg, was ihnen Monika Fink und Michael Billen über ihre Arbeit als Landtagsabgeordnete berichten. TV-Foto: Nina Ebner

Gebannt verfolgen die Neunt- und Zehntklässer der Bischöflichen Hauptschule St. Matthias in Bitburg, was ihnen Monika Fink und Michael Billen über ihre Arbeit als Landtagsabgeordnete berichten. TV-Foto: Nina Ebner

Bitburg. Ein einhelliges Stöhnen entfährt den 50 Neunt- und Zehntklässern der Hauptschule St. Matthias in Bitburg. Dieses Stöhnen hat nichts damit zu tun, dass ihnen am Mittwochmorgen statt ihres Lehrers ein waschechter Landtagsabgeordneter gegenübersitzt. Sie stöhnen, weil eben jener Politiker soeben seine Lieblingsschulfächer preisgegeben hat: "Mathe, Chemie und Physik", antwortet Michael Billen aus Kaschenbach auf die Frage eines Schülers und erntet kollektives Kopfschütteln. Ein Kopfschütteln, das sich im Übrigen zwei Stunden später wiederholt, als nach Billen die Landtagsabgeordnete Monika Fink aus Idesheim das Lehrerpult übernimmt: "Geschichte und Mathe", erwidert die 59-Jährige auf die gleiche Frage und ergänzt angesichts der entsetzten Mienen: "Ich gebe zu, weil wir in Mathe so einen netten, jungen Lehrer hatten."
Zwar ist eigentlich das geschichtsträchtige Datum des 9. Novembers Anlass für den Schulbesuch der Landtagsabgeordneten, doch den Jugendlichen geht es weniger um die Historie als vielmehr um die aktuelle Politik und die Menschen, die sie machen. Sein Widerspruchsgeist sei der Grund gewesen, Politiker zu werden, sagt Billen und erklärt unter dem Gelächter der 14- bis 17-Jährigen: "Ich bin eingestiegen in die Junge Union, weil wir uns damals über die alten Säcke der CDU geärgert haben." Auch Monika Finks Weg in die Politik ging über die Jugendorganisation ihrer Partei. Sie sei mit Anfang 20 über ihren damaligen Freund zu den Jusos gekommen - und erregte damit das Missfallen ihres Vaters: "Er war mit mir überhaupt nicht zufrieden, er war nämlich bei der CDU."
Erstaunte Blicke ernten beide Politiker, als sie von ihrem Arbeitspensum berichten. Von morgens früh bis abends spät gehe sein Arbeitstag, sagt Billen. "Da bleibt kaum Zeit, Familie und Freundschaften zu pflegen", sagt Fink. Dennoch, da sind sich beide einig, würden sie noch einmal die politische Laufbahn einschlagen. Auch die Sachthemen kommen nicht zu kurz: Die Umwandlung von Haupt- und Realschulen in Realschulen plus wird ebenso angeschnitten wie beispielsweise die Notwendigkeit des teuren Ausbaus der Kindertagesstätten, übervolle Schulbusse, der Sinn von Milchquoten und die Zukunft der Landwirtschaft im Eifelkreis oder auch des Nürburgrings. Letzterer sei sicherlich "kein Ruhmesblatt" für ihre Partei, räumt Monika Fink ein und ergänzt: "Jetzt müssen wir schauen, wie wir das Beste daraus machen." Eine Einstellung, die sie mit dem 56-jährigen CDU-Mann teilt: "Die Zukunft ist wichtiger als die Vergangenheit, das gilt nicht nur für den Nürburgring, sondern immer im Leben", sagt Billen und gibt den Schülern den Rat mit auf den Weg, aus der Vergangenheit zu lernen, um die Zukunft gestalten zu können: "Das ist ja auch der Grund, warum wir gerade heute, am 9. November, hier sind."Extra

"Schön, dass wir die Möglichkeit hatten, mit den beiden ins Gespräch zu kommen." "Ich habe nicht gewusst, wie schwer es ist, Politiker zu sein und dass die so lange arbeiten." "Mir hat Herr Billen ein bisschen besser gefallen, weil er direkter geantwortet hat." "Mir hat\\'s sehr gut gefallen, weil man mal was von dem Alltag eines Politikers erfahren hat." "Das Treffen hat uns was gebracht, wir konnten mehr über Politik erfahren." "Ich fand es sehr interessant, die beiden waren sehr offen." (neb)/TV-Fotos (6): Nina Ebner

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