"Was zählt, ist die Liebe"

Ein junger, wissbegieriger König beauftragte die Gelehrten seines Landes, für ihn alles Wissenswerte der Welt aufzuschreiben. Nach 40 Jahren legten sie das Ergebnis in 1000 Bänden vor. Der König, der inzwischen schon 50 Jahre alt geworden war, sagte: "Tausend Bücher kann ich nicht mehr lesen.

Kürzt alles auf das Wesentliche." Nach zehn Jahren hatten die Gelehrten den Inhalt der Geschichte der Menschen in 100 Bänden zusammengefasst. Der König sagte: "Das ist noch zu viel. Ich bin schon 60 Jahre alt. Schreibt nur das Wesentliche." Die Gelehrten machten sich erneut an die Arbeit und fassten das Wichtigste in einem einzigen Buch zusammen. Damit kamen sie, als der König schon im Sterben lag. Da fasste der Vorsitzende der Gelehrtenkommission das Wesentlichste der Geschichte der Menschheit in einem einzigen Satz zusammen: "Sie lebten, sie litten, sie starben. Und was zählt und überlebt, ist die Liebe."

Alles wird sterben, nur die Liebe nicht. Das ist die zusammenfassende Aussage dieser Erzählung. Manchmal können wir das Wort Liebe fast nicht mehr hören. Es ist abgegriffen und abgenutzt wie eine Münze. Doch: Die Liebe gehört zum Wesen des Christentums. Wer Christ ist, der liebt.

Diese Liebe haben wir nicht aus uns selbst. "Gott ist die Liebe", so sagt es Johannes. Aus dieser Liebe leben wir. Und diese Liebe Gottes ist sichtbar und erfahrbar geworden in seinem Sohn Jesus Christus. Für alle war er da, für alle hatte er Zeit, um alle kümmerte er sich, aus Liebe zu uns Menschen ist er in den Tod gegangen. Jesus hat durch sein Leben gezeigt, was Liebe ist. Und so singt ein Lied: "Liebe ist nicht nur ein Wort, Liebe, das sind Worte und Taten." Deshalb sagt Jesus: "Liebt einander, wie ich euch geliebt habe!" Jede menschliche Liebe ist von der göttlichen Liebe umgeben. Aus uns heraus vermögen wir nichts. Weil Gott uns aber Tag für Tag seine Liebe schenkt, können wir ebenfalls diese Liebe leben und weitergeben. Deswegen bete ich: "Herr, lass mich Durchgangsstation sein für die Liebe. Was ich empfangen habe, will ich weiterschenken. Wer mich glücklich macht, damit will ich andere beschenken. Herr, lass mich so lieben, wie ich selbst geliebt bin!"

Dechant Ludwig Gödert, Daun

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