Wechsel an der CDU-Spitze

Mit einer deutlichen Mehrheit haben die Mitglieder des CDU-Gemeindeverbands Arzfeld Gerhard Kauth zu ihrem neuen Vorsitzenden gewählt. Er tritt die Nachfolge von Klaus Juchmes an, der wegen der seit der Bürgermeisterwahl in der VG Arzfeld bestehenden Spaltung in der Partei nicht wieder angetreten war.

 Hat gut lachen: Gerhard Kauth wurde mit 90 Prozent zum neuen Gemeindeverbandsvorsitzenden der CDU in Arzfeld gewählt. TV-Foto: Christian Brunker

Hat gut lachen: Gerhard Kauth wurde mit 90 Prozent zum neuen Gemeindeverbandsvorsitzenden der CDU in Arzfeld gewählt. TV-Foto: Christian Brunker

Waxweiler. "90 Prozent - da träume ich wahrscheinlich noch die ganze Nacht von", sagte Gerhard Kauth, als sein Wahlergebnis bekannt gegeben wurde. Von 43 anwesenden CDU-Mitgliedern stimmten 37 für den 51 Jahre alten Polizisten aus Lauperath. Zwei enthielten sich, vier votierten gegen Kauth. Damit übernimmt er das Amt des CDU-Gemeindeverbandsvorsitzenden der Verbandsgemeinde (VG) Arzfeld von Klaus Juchmes, der die Christdemokraten in den vergangenen 20 Jahren geführt hatte, nun aber nicht mehr antrat (der TV berichtete).

"Jetzt gilt es, die Gräben zu schließen und gemeinsam in eine Richtung nach vorne zu blicken", sagte Kauth, der bei der Wahl zu den Unterstützern von Klaus Juchmes gehörte. Mit dem neuen Bürgermeister An-dreas Kruppert wolle er "offen, aber nicht kritiklos" zusammenarbeiten.

Viele Mitglieder haben nun die Hoffnung, dass die seit der Bürgermeisterwahl in der VG bestehende Spaltung in der Partei überwunden werden kann. Damals hatte die Partei zwar Klaus Juchmes als ihren Kandidaten nominiert, aber ein bedeutender Teil war ausgeschert und hatte den unabhängigen Kandidaten Andreas Kruppert unterstützt.

Daraus und aus seiner Wahlniederlage zog Juchmes nun die Konsequenz und stellte sein Amt zur Verfügung. Er betonte aber, dass er sich nicht aus der Politik zurückziehen werde. "Ich bin nicht fahnenflüchtig, um das von vorneherein deutlich zu sagen", sagte Juchmes. "Es ist ein Rückzug von einer Position, nicht von der Politik."

Er nutzte seinen letzten Auftritt als Gemeindeverbandsvorsitzender, um einige Vorgänge innerhalb der Partei und auch den anwesenden Kreisvorsitzenden Michael Billen ungewohnt deutlich und emotional zu kritisieren. Vor allem die geplatzte Sparkassenfusion sei "ein Fiasko".

Nicht auf der Zielgeraden habe man die Reißleine gezogen, sondern kurz vor der Ziellinie. Das habe einen enormen Vertrauensverlust bei den Menschen bedeutet. Nun müsse man daran arbeiten, dass Verlässlichkeit und Ehrlichkeit wieder einzögen, "sonst brauchen wir bei der nächsten Kommunalwahl gar nicht wieder anzutreten", sagte Juchmes.

Billen nahm die Vorwürfe äußerlich ungerührt zur Kenntnis und nutzte seine Grußworte lieber dazu, den politischen Gegner bei der kommenden Landtagswahl anzugreifen.

Er erläuterte auch seine an diesem Morgen bekannt gewordene Übereinkunft mit der Spitzenkandidatin Julia Klöckner (der TV berichtete), nach der er auf einen sicheren Listenplatz verzichtet.

"Das ist mir mit Blick auf den Kreisverband nicht leicht gefallen", sagte Billen. Er habe nie Angst vor Entscheidungen der Basis oder der Wähler gehabt und sei sicher, den Wahlkreis zu gewinnen.

Nun wolle man gemeinsam nach vorne schauen. Er dankte Juchmes, der 18 Jahre sein Stellvertreter als Kreisvorsitzender gewesen sei. "Wir haben immer sehr gut zusammengearbeitet." Beim Rückblick müsse man die Gesamtleistung würdigen.

Auf den neuen Vorsitzenden Gerhard Kauth kommt nun die Aufgabe zu, die noch vorhandenen Gräben in der CDU zu schließen. "Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im Sinne der Verbandsgemeinde", sagt Kauth, der gleich den Blick auf die nächste Kommunalwahl richtete. 60 Prozent hätten bei der letzten Bürgermeisterwahl für die konservativen Kandidaten Juchmes und Kruppert gestimmt, das zeige das große Potenzial der CDU in der VG Arzfeld. Es könne daher nur das Ziel sein, bei der nächsten Wahl wieder die absolute Mehrheit zu gewinnen.

"Der Weg ist eingeschlagen", sagte der CDU-Bezirksvorsitzende Patrick Schnieder. "Jetzt gilt es, mit frischem Elan nach vorne zu schauen."

Meinung

Neustart geglückt

Mit einer breiten Mehrheit haben die Christdemokraten in der VG Arzfeld ihren neuen Vorsitzenden gewählt. 90 Prozent Zustimmung sind ein deutlicher Vertrauensvorschuss für Gerhard Kauth und ein klares Signal, dass niemand in der Partei eine dauerhafte Spaltung will. Offensichtlich genießt Kauth, obwohl er bei der Wahl zu den Juchmes-Unterstützern zählte, auch bei den Kruppert-Nominierern großen Respekt. Das sind gute Vorzeichen, dass die Risse innerhalb der Partei zu kitten sind. Der Neuanfang hat einen guten Start genommen - nicht mehr und nicht weniger. Denn die Tatsache, dass sich einige innerhalb der Partei über Mehrheitsentscheidungen hinweggesetzt haben und ihren eigenen Weg gegangen sind, hat viele zutiefst verärgert und viel Vertrauen untereinander zerstört. Dieses Vertrauen wieder herzustellen, wird noch einige Zeit brauchen. Doch die breite Unterstützung für Kauth zeigt, dass die große Mehrheit bereit ist, den Weg mit dem neuen Vorsitzenden einzuschlagen. c.brunker@volksfreund.deEXTRA Der neue CDU-Gemeindeverbandsvorstand: Zu den Stellvertretern des neuen Vorsitzenden Gerhard Kauth wurden Patrick Bormann (Lützkampen) und Michael Horper (Üttfeld) gewählt. Beisitzer des Vorstands sind künftig Bernd Kockelmann, Inge Kockelmann, Leopold Kockelmann, Peter Lauer, Wolfgang Lutgen, Matthias Schares und Rüdiger Schausen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort