Weidingen: Nahwärme nicht für alle

Weidingen · Altscheid hat es vorgemacht, jetzt zieht Weidingen nach: 18 bis 21 Haushalte in der Gemeinde werden künftig mit Nahwärme versorgt. Dabei waren es durchaus noch mehr Einwohner, die Interesse an der Wärme bekundet haben, die bei der Stromgewinnung aus Biogas anfällt und in Altscheid seit vier Jahren die Hälfte der Haushalte mit Wärme versorgt.

Weidingen. Nicht ganz ein Jahr ist es her, da wurde unweit von Weidingen auf der grünen Wiese ein kleines Blockheizkraftwerk in Betrieb genommen. Nicht ohne Grund - denn die Gemeinde wollte ihren Nachbarort Altscheid nachahmen.
Dort werden bereits seit 2007 18 Wohnhäuser, das Gemeindehaus und die Kirche mit der Abwärme aus einer nahe gelegenen Biogasanlage geheizt. 2009 knüpfte deswegen auch Weidingens Ortsbürgermeister Walter Moos den Kontakt zu dem Betreiber der Biogasanlage, Andreas Metz. Und da die Anlage in Altscheid genügend Biogas produziert, wurde eine unterirdische, 1,5 Kilometer lange Leitung Richtung Weidingen verlegt und ein kleines Blockheizkraftwerk gebaut: Das Biogas aus der Altscheider Anlage strömt dort in die Gasmotoren, die einen Generator antreiben, der wiederum Strom erzeugt. Dabei entsteht Wärme - "sozusagen als Abfallprodukt", erklärt Metz, "die kann man entweder nutzen oder einfach in die Atmosphäre abgeben".
Bislang entweicht die Wärme noch in die Atmosphäre - aber das soll sich nun bald ändern: Wenn alles gut geht, werden zum Frühjahr zwischen 18 und 21 Haushalte in Weidingen an das neue Nahwärmenetz angeschlossen sein, sagt Orts-Chef Moos. Es hätten durchaus noch mehr sein können: 44 Haushalte hatten Interesse bekundet, sich an dem Projekt zu beteiligen. "Um die allerdings alle anzuschließen, hätten wir 850 000 bis 900 000 Euro in die Hand nehmen müssen", sagt Moos. Ein zweites Blockheizkraftwerk oder eine Holzhackschnitzelheizung hätte dafür gebaut werden müssen - zu teuer, zumal ja auch jeder Hauseigentümer sich an den Kosten des Anschlusses beteiligen muss. Mit der nun beschlossenen "kleinen Lösung", bei der insgesamt knapp 300 000 Euro investiert werden, rechnet der Ortsbürgermeister für den einzelnen der 18 bis 21 Haushalte mit Kosten in Höhe von etwa 10 000 Euro - wobei nicht auszuschließen ist, dass auch noch Zuschüsse fließen.
Eine Investition, die sich lohnt, ist Moos überzeugt: "Ein Haushalt, der sonst 3000 Euro an Heizkosten im Jahr hat, wird dann nur ungefähr 1000 Euro zahlen müssen." Schließlich wurde mit dem Anlagebetreiber Metz für die nächsten zehn Jahre ein Festpreis vereinbart: Für jährlich 17 000 Euro wird die Wärme abgenommen. Davon profitiert auch die Gemeinde: An das Nahwärmenetz angeschlossen werden nämlich auch das Gemeindehaus, das einen jährlichen Heizölverbrauch von mehr als 4000 Litern hat, sowie die Kirche, die im Jahr knapp 8000 Liter verbraucht. "Im Schnitt werden so insgesamt im Jahr 90 000 Liter Heizöl eingespart", sagt Moos.
Um die Kosten so gering wie möglich zu halten, sollen die Gräben für die Leitungen des Nahwärmenetzes in Eigenleistung ausgehoben werden. Lediglich für die Verlegung der Leitungen und den Einbau zusätzlich benötigter Pumpen am Blockheizkraftwerk sollen Fachfirmen beauftragt werden.

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