Weihnachten im Altenheim Weihnachten, anders

Daun/Gerolstein/Irrel/Bitburg/Prüm · Das Fest der Familie stellt 2020 alle vor Herausforderungen – besonders  Menschen  in Altenheimen. Der TV hat dort nachgefragt.

 Roswitha Mathes und Jasmin Speder freuen sich auf besinnliche Weihnachten.

Roswitha Mathes und Jasmin Speder freuen sich auf besinnliche Weihnachten.

Foto: Tv/Jasmin Speder

Für Menschen, die in Altenheimen leben, wird Weihnachten 2020 eine ganz besondere Herausforderung. Die Besuchszeiten sind stark eingeschränkt, ein Spaziergang an der frischen Luft ist nicht für jeden Heimbewohner möglich. Die Feiertage finden für viele nur ihn ihren Zimmern oder auf der Station statt. Der TV hat sich umgehört, wie Ältere damit umgehen. Eines ihrer Rezepte ist Gelassenheit.

Bevor Jasmin Speder ans Telefon gehen kann, hat sie  noch einige Besucher des Altenheims „Haus Birkenhof“ in Bitburg auf das Coronavirus getestet, wie die Pflegedienstleiterin dann erzählt. „Das ist eine logistische Herausforderung“, sagt sie. Jasmin Speder versichert, dass alles getan werde, um Ansteckungen zu verhindern. Dabei versagt ihr kurz die Stimme, die negativen Schlagzeilen in Bezug auf die Altenheime machen ihr sehr zu schaffen. Sie gibt das Telefon an die Bewohnerin Roswitha Mathes weiter, die hat schon eine zweiwöchige Quarantäne-Zeit hinter sich. Bei einem Massentest im Frühjahr sei sie als einzige positiv auf das Coronavirus getestet worden. Symptome hatte sie keine. Dennoch: „Es hat mir zu schaffen gemacht, dass andere wegen mir auch in Quarantäne mussten“, sagt die 72-Jährige. Weihnachten wird für die gebürtige Röhlerin anders, denn ihre Geschwister kommen sie aus Sicherheitsgründen nicht besuchen. Damit kommt Roswitha Mathes jedoch klar, sie hat gute Kontakte im Heim. Außerdem wird es im Haus Birkenhof sehr weihnachtlich: An allen Tagen gibt es ein Weihnachtsmenue, an Heiligabend eine Bescherung, und dabei fungiert Jasmin Speder als Christkind. Da freut sich Roswitha Mathes schon drauf. Sie ist voll des Lobes über das Essen und das Personal im Haus Birkenhof: „Ich kann das Haus nur empfehlen, es ist schöner als auf dem Traumschiff“, sagt sie. Die 72 einhalb-Jährige  – sie besteht auf dem halben Jahr  – kennt keine Langeweile, liest viel, lernt Englisch, geht einkaufen und regelmäßig spazieren. „Da bleibt keine Zeit zum Grübeln“, versichert sie. Die gelernte Verkäuferin, sie hat bei Neckermann und später bei Karstadt in Trier gearbeitet, denkt, dass es trotz Corona-Krise bald wieder besser wird. Sie möchte sich auf jeden Fall impfen lassen.

Johanna Biringer lebt im „Haus St. Ambrosius“ in Irrel. „Es geht mir gut, und ich versuche jeden Tag, das Beste daraus zu machen“, erzählt die 71-Jährige im TV-Gespräch. Sie findet es schade, dass sie nur per Telefon Kontakt haben kann. Und eine weitere Einschränkung bedauert sie ebenfalls: „Ich bin immer für die anderen Heimbewohner einkaufen gegangen, das gehörte zu meinem Tagesablauf. Jetzt geht das nicht mehr“, sagt Johanna Biringer, die aus Matzen stammt.

Statt nach draußen zu gehen, ist sie nur noch auf ihrer Station unterwegs, um andere zu besuchen und mal „Hallo“ zu sagen. Sie gehört mit ihren 71-Jahren zu den fitten Bewohnern im Irreleler Altenheim, das vom Schwesternverband Pflege und Assistenz gGmbH betrieben wird. Mit einer 91-jährigen „sehr netten Dame“ spielt sie hin und wieder Rummikub. Langeweile hat sie nicht. Fernsehen, Radio hören, lesen und Briefe schreiben gehören zu ihren Beschäftigungen. Auch hält sie noch Kontakt zu ehemaligen Kolleginnen. Johanna Biringer war 39 Jahre bei der Polizei Bitburg tätig – als  Schreibkraft. Als Kind hat sie neben der Schule im Stadtteil Matzen gewohnt. Sie erinnert sich, dass sie Weihnachten von Wunderkerzen begeistert war, weil das für sie „fliegende Sterne“ waren. Ihren Großvater bat sie immer wieder, noch eine Kerze anzuzünden. Während ihre Großmutter von dem Geruch  nicht begeistert war.

Vor den Feiertagen hat sie keine Angst, sie kommt auch gut mit sich allein zurecht. Und: „Ich bin froh, hier zu sein, das Personal und das Essen sind toll.“ Und sie lässt sich überraschen, wie die Feiertage gestaltet werden. Was die Pandemie angeht, so hofft Johanna Biringer, dass alles gut ausgeht und das Leben bald wieder seinen normalen Gang nimmt.

 
Michael Bolz ist 66 Jahre alt, er stammt aus Oberpierscheid und lebt jetzt im Alten- und Pflegeheim Herz Jesu in Waxweiler. Weihnachten 2020 unter Corona-Bedingungen, wie geht es ihm da? „Ich hab kein Problem damit“, sagt er. „Das ist eben so.“ Im Heim werde man ja ein wenig feiern an Heiligabend, das genüge dann auch. Seine Stimmung: entspannt. „Ich hör meistens Radio und guck Fernsehen, wenn was Vernünftiges kommt“, sagt er – und lacht: „Was ja selten der Fall ist.“

Froh ist er auch über das Telefon, das ihm Kontakt nach außen ermögliche. Zwar habe er kaum noch Familie, dafür viele Bekannte. Und außerdem: „Hier wird ja auch viel angeboten. Gesprächsrunden, Spiele – wir spielen zweimal am Tag Mensch-ärgere-dich-nicht, mit vier Mann.“ Und deshalb sei er, alles in allem, zufrieden. Und er nimmt die Corona-Schutzregeln gelassen, Grund zur Klage ist das für ihn nicht: „Wenn man nicht raus soll oder kann, dann bleibt man eben zu Haus“, sagt Michael Bolz. „Das nützt ja alles nichts.“


Seit einigen Monaten lebt Norbert Tix im Prümer Seniorenhaus St. Elisabeth. 87 Jahre alt ist der Pater von den Niederprümer Vinzentinern, viele kennen ihn als Krankenhausseelsorger. Ruhestand? Naja: „Montag bis Freitag halte ich hier die heilige Messe, samstags im Krankenhaus“, erzählt er am Telefon. „Und sonntags in der Pfarreiengemeinschaft Bleialf. Sonst halt ich’s nicht aus. Ich bin ja noch voll da.“ Der Pater ist nicht nur voll da, sondern offenbar auch bester Laune: „Ich muss ehrlich sagen: Das Haus hier ist wunderbar durchorganisiert, es hat viel Fachpersonal, die sorgen für alles, kennen die Bedürfnisse und sprechen mit allen.“ Deshalb herrsche auch meist gute Stimmung. Dennoch kennt er auch die Not vieler Menschen: „Ich würde sagen, da spielt auch Einsamkeit eine Rolle.“ Nicht aber im Seniorenhaus: „Hier empfinde ich das nicht. Es wird viel gesprochen und viel gelästert“, sagt er und lacht. „Das geht quer durch den Speisesaal. Ich glaube, die, die daheim sitzen, die sind oft viel einsamer.“

Tix erinnert an deutlich schlimmere Zeiten und zieht einen Vergleich zu heute: „Ich bin Jahrgang 33. Und im Frühjahr 1945, da wusste man: Der Amerikaner kommt – in zwei Wochen oder in einem Monat. Und man wusste auch, dass es bald vorbei war. Das weiß man jetzt nicht.“ Es sei, trotz Hoffnung auf den Impfstoff, „kein Ende abzusehen“. Und das sei eben für viele das Belastende unter Corona. Und dafür hat der Pater auch Verständnis: „Ich sag immer: Es ist leichter, Geduld zu predigen als Geduld zu haben.“ Sein Rat sei deshalb: „Dass man intensiv in den Tag lebt. Dass man alles mitnimmt, was er mit sich bringt. Und nicht zu viel grübeln.“

„Es ist eine schwierige Zeit“, sagt Stefan Sehm, Leiter des Senioren- und Pflegeheims Haus Sonnental in Daun-Gemünden. „Aber: es gibt bei uns keinen einzigen Corona-Fall und darauf sind wir stolz.“ Wie in jedem Jahr werde das Haus festlich geschmückt, im Speisesaal stehe bereits ein großer Weihnachtsbaum, sagt Sehm. „Es wird auch eine kleine Bescherung für unsere Bewohner geben - aber sicherlich keine Weihnachtsparty. Die Party holen wir nach, wenn das Virus verschwunden ist.“ Besuche aus dem engsten Familienkreis seien zwar erlaubt, doch es gelten strenge Auflagen.   „Wer ins Haus will, muss sich einem Schnelltest unterziehen und selbstverständlich eine FFP2-Maske tragen.“

Ingeborg Schreiber wird in diesem Jahr keinen Besuch empfangen: „Meine Verwandtschaft lebt zu weit weg“, sagt die 78-Jährige. „Ich werde so viel Zeit wie möglich im Speisesaal beim Weihnachtsbaum verbringen und viel lesen - auch die neuesten Nachrichten über die Pandemie“, erzählt die Seniorin. Zur Impfung habe sie sich bereits angemeldet. Sie wünscht sich, dass die Menschen im Land sich an die geltenden Kontaktbeschränkungen halten: „Vorsicht ist die beste Methode. Wenn sich ein jeder daran hält, haben wir diese schlimme Zeit bald überstanden“, sagt Ingeborg Schreiber.

 

Auch im Maternus Stift „Am Auberg“ in Gerolstein stehen die Zeichen auf Weihnachten, wenn auch unter schwierigen Bedingungen. „Aufgrund der Corona-Erkrankungen unter den Bewohnern können wir  Weihnachten nicht so feiern, wie gewohnt“, sagt Monika Schweissgut, die Leiterin des Hauses. In diesen Tagen gebe es aber auch viel zu organisieren, beispielsweise werden Video-Telefon-Schaltungen vorbereitet, damit die Senioren sie für Anrufe bei ihren Angehörigen nutzen können. „Wir haben an der Pforte zudem einen Bereitschaftsdienst eingerichtet, bei dem Geschenke für unsere Bewohner abgegeben werden können“, erzählt Monika Schweissgut. „Zum Glück sinkt inzwischen die Zahl der Infizierten.“ Und es gebe eine weitere gute Nachricht: „Über die Weihnachtsfeiertage werden die Corona-Impfungen vorbereitet, denn wir können am 27. Dezember damit loslegen.“

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